„Über die Brücke sind wir verbunden“ -- Exklusivinterview mit Herrn Jörn Beißert, dem stellvertretenden Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai
Hintergrund: Am 24. August 2015 wurde an der Shanghaier Tongji-Universität der XIII. Kongress der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG) eröffnet. Mehr als 1200 germanistische Sprach- und Literaturwissenschaftler aus 69 Ländern und Regionen aus aller Welt haben rund um das diesjährige Leitthema „Germanistik zwischen Tradition und Innovation“ die neuesten Forschungsfragen diskutiert. Der siebentägige Kongress wurde am 30. August erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen der Eröffnungszeremonie hielten die Vertreter der Germanisten feierliche Reden, ebenfalls gab Herr Jörn Beißert in seiner Rolle als stellvertretender Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai seinerseits einen Redebeitrag.
Mit diesem Kongress beginnt nicht nur ein neues Kapitel des akademischen Austauschs zwischen Deutschland und China, er gilt gleichzeitig als eine gute Gelegenheit, um auf die aktuellen Fortschritte und „Highlights“ bei den wichtigen Themen der China-Deutschland-Zusammenarbeit zurückzublicken, bevor die Frage, wie sie voranschreiten kann, diskutiert wird. Aus diesem Anlass haben wir Herrn Jörn Beißert, den stellvertretenden Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai zu einem Exklusivinterview eingeladen.
Journalistin: Sie waren gestern auch bei der Eröffnungsfeier vom IVG Kongress, hat es Ihnen persönlich gefallen?
Jörn Beißert: Richtig, ich muss sagen, die Veranstaltung ist sehr gut vom Professor Zhu Jianhua und seinem Team organisiert, und das sagen auch alle, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe. Das ist einerseits ein hervorragender Germanistik-Kongress, ein lebendiger Dialog zwischen den Germanisten auf der ganzen Welt, kann aber gleichzeitig gutes Licht auf Shanghai werfen.
Journalistin: Die meisten Themen von dem IVG Kongress beziehen sich auf die Fragestellungen zu den Bereichen Literatur, Linguistik oder Kulturwissenschaft, deshalb ist es eine wichtige Gelegenheit, die deutsche Sprachkultur zu verbreiten. Was ist Ihre Meinung nach die Bedeutung von dem Kongress für den Kulturaustausch zwischen Deutschland und China?
Jörn Beißert: Die Germanistik trägt dazu bei, dass die Leute aus anderen Kulturkreisen uns und die Kultur in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern besser verstehen. Die internationale Germanistik ist deswegen eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen und wir freuen uns sehr, dass es in China eine sehr aktive Germanistik an sehr vielen Universitäten gibt, wir hoffen auch natürlich, dass dieser Kongress neue Impulse für die Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Germanisten gibt, mehr Klang in der Öffentlichkeit findet und wegen dieses Kongresses sich noch mehr Leute für Deutschland interessieren. Für uns ist es auch sehr wichtig, dass die deutsche Sprache im Ausland gepflegt wird. Im Allgemein haben wir hier in China ein sehr positives Deutschlandbild und darüber freuen wir uns natürlich sehr.
Journalistin: Es gibt immer mehr chinesische Studierende, die sich stark für ein Deutschlandstudium interessieren, haben Sie eine genaue Zahl für diese steigende Tendenz?
Jörn Beißert: Die Anzahl ist sehr stark zunehmend. Selbst im Jahre 2014 gibt es insgesamt 25.000 chinesische Studierende, die nach Deutschland gingen. An vielen Universitäten in Deutschland sind chinesische Studenten schon die stärkste Gruppe. Für uns ist jeder Student, der nach Deutschland kommt, und auch jeder deutsche Student, der nach China geht, eine potenzielle Brücke zwischen unseren beiden Ländern und es ist wichtig für die Pflege der guten Beziehungen zwischen beiden Ländern, dass wir solche Brücken haben. Viele dieser Leute, sei es Diplomaten, sei es Akademiker, sei es Studenten, leisten einen wichtigen Beitrag zu den guten Beziehungen zwischen Deutschland und China.
Journalistin: Gibt es auch solche Fächer in China, die sehr attraktiv für die deutschen Studierenden sind?
Jörn Beißert: Ja, das chinesische Hochschulsystem hat sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt, und das kann man auch bei dem internationalen Ranking ansehen. Gleichzeitig ist die Bedeutung Chinas als Wirtschaftspartner auch als politischer Faktor immer wichtiger geworden, das führt dazu, dass immer mehr jüngere Leute in Deutschland und in anderen europäischen Ländern ein zunehmendes Interesse an einem Studium in China haben.
Journalistin: In Bezug auf die wirtschaftliche Kommunikation ist Shanghai die Partnerstadt von Hamburg. Es gibt immer enge Kommunikationen zwischen beiden Städten. Könnten Sie uns kurz vorstellen, welche Highlights es bei der Kooperation zwischen Shanghai und Hamburg im Jahre 2015 gibt?
Jörn Beißert: Ich denke, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Shanghai und Hamburg sehr wichtig sind und auch die politischen Beziehungen. Wir haben in diesem Jahr den Besuch von Herrn Han Zheng, dem Bürgermeister von Shanghai in Hamburg und Ende dieses Jahres wird der Bürgermeister von Hamburg, Herr Scholz, Shanghai besuchen. Hamburg ist für die chinesischen Unternehmen ein ganz wichtiger Investitionsstandort. In Deutschland gibt es sogar einen Wettbewerb zwischen Hamburg und Düsseldorf als attraktivster Ort für chinesische Unternehmen. Auch viele Hamburger Unternehmen sind sehr aktiv hier in Shanghai und Hamburg ist auch sehr daran interessiert, im Rahmen von „Yi Dai Yi Lu“ („Ein Gürtel, eine Straße“) eine Rolle zu spielen. Andere wichtige Themen wie z. B. die Lebensmittelsicherheit wird gemeinsam von Hamburg und Shanghai bearbeitet. Ich glaube, dass beide Seiten daran interessiert sind, die engen Kontakte noch weiter zu intensivieren.
Journalistin: Was für eine Rolle kann dann Hamburg für die „Ein Gürtel, eine Straße“-Initiative spielen?
Jörn Beißert: Hamburg ist einer der wichtigsten Häfen in Europa und auch ein Zugangspunkt zu Nordeuropa mit hervorragender Infrastruktur. In diesem Sinne gibt es eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten. Soviel ich weiß, ist man dort sehr interessiert, bei der Umsetzung dieses Konzeptes „Ein Gürtel, eine Straße“ eine wichtige Rolle zu spielen.
Journalistin: Hier in Shanghai haben wir jetzt die Shanghai Freihandelszone, die vielfältige Möglichkeiten und Chancen für die wirtschaftliche Kommunikation bietet. Welche Kooperation bzw. Anknüpfungspunkte gibt es zwischen den deutschen Unternehmen und der Freihandelszone?
Jörn Beißert: Auf der deutschen Seite gibt es schon viele Unternehmen, die sich in der Shanghai Pilot Freetrade Zone besonders engagieren wollen. Ein Beispiel ist die deutsche Börse, die eng mit der Shanghaier Börse zusammenarbeiten möchte, auch um weitere Reformen im Finanzmarkt voranzutreiben.
Journalistin: In den letzten Wochen gibt es starke Schwankungen an der Börse, das ist momentan eines der heißesten Themen in China, was würden Sie dazu sagen?
Jörn Beißert: Ja, das ist nicht nur ein heißes Thema in China, sondern auch ein heißes Thema, das die ganze Welt betrifft. Wenn man die Entwicklung auf den Aktienmärkten in den letzten Wochen verfolgt, dann sieht man schon, dass die wichtigsten Volkswirtschaften auf der Welt eng miteinander verwoben sind. Die Rückgänge bei den Aktienkursen gibt es nicht nur in China, sondern auch auf den Märkten in Europa sowie Amerika und in der Wirtschaft ist schon ein „Global Village“ entstanden. Natürlich hoffen wir, dass der Markt dafür sorgen wird, dass die Abwärtsbewegung sich nicht weiter fortsetzt. (Fu Peng)
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