Nicht der Fußball, andere Sportarten brauchen unsere Hilfe

Von Philipp Lahm

BEIJING, 15. November 2016 (Xinhuanet) -- Gestern war ich auf der Pressekonferenz der Deutschen Sportlotterie. Ich bin Gesellschafter dieser Soziallotterie, die sich zum Ziel gesetzt hat, deutsche Nachwuchs- und Spitzensportler in den olympischen und paraolympischen Sportarten zu fördern.

 

Denn während im Fußball durch TV- und Sponsoren-Einnahmen Millionen zur Verfügung stehen, kämpfen die meisten anderen Sportverbände und Vereine um die Mittel, ihrem Nachwuchs und ihren Talenten Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, unter denen sie erfolgreich sein können. Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass das anders wird, weil ich selber erlebt habe, wie wichtig Vorbilder und Unterstützung sind.

 

Als ich mit 11 Jahren zum FC Bayern kam, zum ersten Mal an die berühmte Säbener Straße, war ich beeindruckt: von der Größe des Trainingsgeländes, vom Rasen der Plätze, vom berühmten Trikot und nicht zu Letzt von der Nähe zu den Profis. Ich durfte direkt neben den Spielern trainieren, deren Spiele ich jedes Wochenende im Fernsehen verfolgte, ich hatte dasselbe Emblem auf der Brust, trat gegen die gleichen Bälle und lief um die gleichen Hütchen. 

 

Ich kam dem Traum näher, den ich wahrscheinlich mit den allermeisten fußballbegeisterten kleinen Jungs im Münchner Raum teilte – dem Traum von einer eigenen Karriere beim großen FCB, als Profifußballer. Er wurde mit kleinen Schritten greifbarer, ich sah die Stufen zur ersten Mannschaft, die U15,  die U17, die  U19. Ich spürte die wachsende Anerkennung in meinem Umfeld, in der Schule vor allem. Ich spielte für den FC Bayern. Das alles vor Augen zu haben hat meine Motivation nochmals gesteigert und geholfen auch in schwierigen Zeiten dranzubleiben.

 

Denn Leistungssport verlangt einem nicht nur körperlich sehr viel ab. Wer es nach oben schaffen will, braucht Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Disziplin. Das ist vor allem im Alter zwischen 12 und 17 Jahr nicht immer einfach. Wer diesen Weg erfolgreich gehen will, braucht deshalb Unterstützung und Förderung. Natürlich von der Familie und Freunden; im Sport aber unabdingbar und vor allem vom Verein und vom Verband.

 

So, wie ich es im Junior Team des FC Bayern zwischen 1995 und 2004 erleben durfte.

 

Der Trainingsumfang wurde kontinuierlich gesteigert, von drei bis vier Einheiten auf sechs bis sieben Mal pro Woche. Es wurde viel Zeit investiert, uns unterschiedliche Spielsysteme zu vermitteln und die Spielidee nahe zu bringen. Die einzelnen Positionen wurden genau beschrieben und diskutiert, sodass am Ende jeder Spieler wusste, was seine Aufgabe auf dem Platz ist. Bei allen Fahrten, Trainingslagern und Auswärtsspielen, war für alles gesorgt: die Reise war angenehm gestaltet, die Unterkunft war gut und es gab Essen, wie man es sich für Sportler vorstellt. Dabei wurde uns vermittelt, dass das keine Selbstverständlichkeit war und eine entsprechende Verantwortung übertragen.

 

Das Ganze ist sicher nur möglich gewesen, weil Fußball schon vor zwanzig Jahren im Aufwind war und der FC Bayern investieren konnte: In qualifiziertes Personal, in Ausrüstung, Plätze, medizinische Betreuung.

 

Diese Leitplanken, davon bin ich überzeugt, bringen den Erfolg und prägen die Athleten, darum geht es bei Jugendarbeit und Nachwuchsförderung, um Führung, Erziehung und Unterstützung bei der Ausprägung des Selbstbewusstseins.

 

Ich denke, dass es kein adäquates Feld gibt, in dem der Zusammenhang zwischen Einsatz und Erfolg so direkt und nachvollziehbar ist, wie im Sport. Und ich bin überzeugt, dass die Erfahrungen, die Sportler egal ob im Fußball, Leichtathletik, Boxen, Geräteturnen, Schwimmen oder Rudern machen, einen enormen Wert haben. Sie sind charakterbildend, sie prägen und bringen Persönlichkeiten hervor, die Identifikationsfiguren und Vorbilder für viele jungen Menschen sein können, um ihnen Orientierung und Motivation zu geben, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.

 

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Xinhuanet Deutsch

Nicht der Fußball, andere Sportarten brauchen unsere Hilfe

GERMAN.XINHUA.COM 2016-11-15 16:33:49

Von Philipp Lahm

BEIJING, 15. November 2016 (Xinhuanet) -- Gestern war ich auf der Pressekonferenz der Deutschen Sportlotterie. Ich bin Gesellschafter dieser Soziallotterie, die sich zum Ziel gesetzt hat, deutsche Nachwuchs- und Spitzensportler in den olympischen und paraolympischen Sportarten zu fördern.

 

Denn während im Fußball durch TV- und Sponsoren-Einnahmen Millionen zur Verfügung stehen, kämpfen die meisten anderen Sportverbände und Vereine um die Mittel, ihrem Nachwuchs und ihren Talenten Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, unter denen sie erfolgreich sein können. Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass das anders wird, weil ich selber erlebt habe, wie wichtig Vorbilder und Unterstützung sind.

 

Als ich mit 11 Jahren zum FC Bayern kam, zum ersten Mal an die berühmte Säbener Straße, war ich beeindruckt: von der Größe des Trainingsgeländes, vom Rasen der Plätze, vom berühmten Trikot und nicht zu Letzt von der Nähe zu den Profis. Ich durfte direkt neben den Spielern trainieren, deren Spiele ich jedes Wochenende im Fernsehen verfolgte, ich hatte dasselbe Emblem auf der Brust, trat gegen die gleichen Bälle und lief um die gleichen Hütchen. 

 

Ich kam dem Traum näher, den ich wahrscheinlich mit den allermeisten fußballbegeisterten kleinen Jungs im Münchner Raum teilte – dem Traum von einer eigenen Karriere beim großen FCB, als Profifußballer. Er wurde mit kleinen Schritten greifbarer, ich sah die Stufen zur ersten Mannschaft, die U15,  die U17, die  U19. Ich spürte die wachsende Anerkennung in meinem Umfeld, in der Schule vor allem. Ich spielte für den FC Bayern. Das alles vor Augen zu haben hat meine Motivation nochmals gesteigert und geholfen auch in schwierigen Zeiten dranzubleiben.

 

Denn Leistungssport verlangt einem nicht nur körperlich sehr viel ab. Wer es nach oben schaffen will, braucht Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Disziplin. Das ist vor allem im Alter zwischen 12 und 17 Jahr nicht immer einfach. Wer diesen Weg erfolgreich gehen will, braucht deshalb Unterstützung und Förderung. Natürlich von der Familie und Freunden; im Sport aber unabdingbar und vor allem vom Verein und vom Verband.

 

So, wie ich es im Junior Team des FC Bayern zwischen 1995 und 2004 erleben durfte.

 

Der Trainingsumfang wurde kontinuierlich gesteigert, von drei bis vier Einheiten auf sechs bis sieben Mal pro Woche. Es wurde viel Zeit investiert, uns unterschiedliche Spielsysteme zu vermitteln und die Spielidee nahe zu bringen. Die einzelnen Positionen wurden genau beschrieben und diskutiert, sodass am Ende jeder Spieler wusste, was seine Aufgabe auf dem Platz ist. Bei allen Fahrten, Trainingslagern und Auswärtsspielen, war für alles gesorgt: die Reise war angenehm gestaltet, die Unterkunft war gut und es gab Essen, wie man es sich für Sportler vorstellt. Dabei wurde uns vermittelt, dass das keine Selbstverständlichkeit war und eine entsprechende Verantwortung übertragen.

 

Das Ganze ist sicher nur möglich gewesen, weil Fußball schon vor zwanzig Jahren im Aufwind war und der FC Bayern investieren konnte: In qualifiziertes Personal, in Ausrüstung, Plätze, medizinische Betreuung.

 

Diese Leitplanken, davon bin ich überzeugt, bringen den Erfolg und prägen die Athleten, darum geht es bei Jugendarbeit und Nachwuchsförderung, um Führung, Erziehung und Unterstützung bei der Ausprägung des Selbstbewusstseins.

 

Ich denke, dass es kein adäquates Feld gibt, in dem der Zusammenhang zwischen Einsatz und Erfolg so direkt und nachvollziehbar ist, wie im Sport. Und ich bin überzeugt, dass die Erfahrungen, die Sportler egal ob im Fußball, Leichtathletik, Boxen, Geräteturnen, Schwimmen oder Rudern machen, einen enormen Wert haben. Sie sind charakterbildend, sie prägen und bringen Persönlichkeiten hervor, die Identifikationsfiguren und Vorbilder für viele jungen Menschen sein können, um ihnen Orientierung und Motivation zu geben, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.

 

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