365 Träume aus China: Das Handwerk des Haareschneidens

(männlich) Zheng Jian: Kommen Sie, kommen Sie!

(männlich) Kunde: Sie sind ja immer noch hier und schneiden Leuten die Haare!

(männlich) Zheng Jian: Ja.

(weiblich) Kundin: Sie schneiden hier doch schon seit 15, 16 Jahren Haare!

(männlich) Zheng Jian: Die Leute, die zum Haareschneiden herkommen sind alles alte Nachbarn und Freunde. Und Frau He. Von ihrer Familie kommen zahlenmäßig die meisten Leute. Ihr Mann, zwei Söhne, drei Enkel – Alle kommen zum Haareschneiden hierher. Ich kenne hier in der Gegend viele Leute sehr gut. Sie kommen her, um mit mir zu reden und nach Feierabend gehe ich zu ihnen nach Hause und schneide ihnen dort die Haare.

(männlich) Zheng Jian: Kommen Sie, alter Junge, ich schneide Ihnen die Haare.

(männlich) Zheng Jian: Im Sommer vorletzten Jahres ging ich ihm einmal die Haare schneiden. Die Haushälterin war nicht da und der Alte lag auf dem Bett. Ich habe ihn erst mal genommen und auf den Stuhl gesetzt, um ihm die Haare zu schneiden. Danach merkte ich, dass seine Fußnägel extrem lang waren, er konnte nicht mal mehr Schuhe anziehen. Ich habe gar nicht lange nachgedacht, sondern einfach die Nagelschere genommen und ihm die Fußnägel geschnitten. Jetzt wasche ich ihm immer die Haare, wenn ich zu ihm gehe. Sein Sohn und seine Tochter arbeiten viel und sind nicht zu Hause. Nachdem ich da war, dachte ich, dass man das doch auch sehr einfach alles zusammen machen kann.

Ich habe 357 Arbeitstage im Jahr. Wind und Wetter oder sogar Gewitter ändern daran nichts. Ich arbeite immer bis zum 29. des 12. Monats nach dem traditionellen chinesischen Kalender und fange am 9. Tag des 1. Monats wieder an. Diesen Werkzeugkoffer hat ein alter Kollege aus der Fabrik mir gemacht. Damals sagte ich: „Wenn ich mal in Rente bin, gehe ich auf die Straße Haare schneiden.“ Ich hätte nicht gedacht, dass die Fabrik sich kurz darauf auflösen und ich auf der Straße tatsächlich einen Friseurstand eröffnen würde.

In unserer Familie gibt es 6 Friseure. Ich habe das Handwerk als Kind von meinem Onkel gelernt. Heute machen nur noch relativ wenige Leute diese Arbeit auf der Straße wie ich. Die Kunden kommen gerne zu mir. Sie sagen, sie können hier Beijings besonderen Charme spüren. 2012 kamen ein paar Ausländer diese Straße entlang. Sie hatten Kameras in der Hand und sagten, sie wollten mich fotografieren. Ich sagte: „Na klar!“ Jetzt hängt ein Foto von mir im Shijia Hutong Nr. 24 und wird im Chaoyangmen Museum ausgestellt. Ich bin jetzt 55 Jahre alt und will noch 15 Jahre arbeiten, bis ich 70 bin.

In den vielen Jahren habe ich langsam das Handwerk gelernt, mir langsam die Werkzeuge zusammengesammelt, langsam den Leuten die Haare geschnitten und jede Sache langsam erledigt.

 

Xinhuanet Deutsch

365 Träume aus China: Das Handwerk des Haareschneidens

GERMAN.XINHUA.COM 2018-06-15 16:33:38

(männlich) Zheng Jian: Kommen Sie, kommen Sie!

(männlich) Kunde: Sie sind ja immer noch hier und schneiden Leuten die Haare!

(männlich) Zheng Jian: Ja.

(weiblich) Kundin: Sie schneiden hier doch schon seit 15, 16 Jahren Haare!

(männlich) Zheng Jian: Die Leute, die zum Haareschneiden herkommen sind alles alte Nachbarn und Freunde. Und Frau He. Von ihrer Familie kommen zahlenmäßig die meisten Leute. Ihr Mann, zwei Söhne, drei Enkel – Alle kommen zum Haareschneiden hierher. Ich kenne hier in der Gegend viele Leute sehr gut. Sie kommen her, um mit mir zu reden und nach Feierabend gehe ich zu ihnen nach Hause und schneide ihnen dort die Haare.

(männlich) Zheng Jian: Kommen Sie, alter Junge, ich schneide Ihnen die Haare.

(männlich) Zheng Jian: Im Sommer vorletzten Jahres ging ich ihm einmal die Haare schneiden. Die Haushälterin war nicht da und der Alte lag auf dem Bett. Ich habe ihn erst mal genommen und auf den Stuhl gesetzt, um ihm die Haare zu schneiden. Danach merkte ich, dass seine Fußnägel extrem lang waren, er konnte nicht mal mehr Schuhe anziehen. Ich habe gar nicht lange nachgedacht, sondern einfach die Nagelschere genommen und ihm die Fußnägel geschnitten. Jetzt wasche ich ihm immer die Haare, wenn ich zu ihm gehe. Sein Sohn und seine Tochter arbeiten viel und sind nicht zu Hause. Nachdem ich da war, dachte ich, dass man das doch auch sehr einfach alles zusammen machen kann.

Ich habe 357 Arbeitstage im Jahr. Wind und Wetter oder sogar Gewitter ändern daran nichts. Ich arbeite immer bis zum 29. des 12. Monats nach dem traditionellen chinesischen Kalender und fange am 9. Tag des 1. Monats wieder an. Diesen Werkzeugkoffer hat ein alter Kollege aus der Fabrik mir gemacht. Damals sagte ich: „Wenn ich mal in Rente bin, gehe ich auf die Straße Haare schneiden.“ Ich hätte nicht gedacht, dass die Fabrik sich kurz darauf auflösen und ich auf der Straße tatsächlich einen Friseurstand eröffnen würde.

In unserer Familie gibt es 6 Friseure. Ich habe das Handwerk als Kind von meinem Onkel gelernt. Heute machen nur noch relativ wenige Leute diese Arbeit auf der Straße wie ich. Die Kunden kommen gerne zu mir. Sie sagen, sie können hier Beijings besonderen Charme spüren. 2012 kamen ein paar Ausländer diese Straße entlang. Sie hatten Kameras in der Hand und sagten, sie wollten mich fotografieren. Ich sagte: „Na klar!“ Jetzt hängt ein Foto von mir im Shijia Hutong Nr. 24 und wird im Chaoyangmen Museum ausgestellt. Ich bin jetzt 55 Jahre alt und will noch 15 Jahre arbeiten, bis ich 70 bin.

In den vielen Jahren habe ich langsam das Handwerk gelernt, mir langsam die Werkzeuge zusammengesammelt, langsam den Leuten die Haare geschnitten und jede Sache langsam erledigt.

 

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