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Interview: Japanische Gelehrte: Ich werde nie aufhören, die Wahrheit über das Nanjing-Massaker zu vermitteln

German.xinhuanet.com | 14-12-2018 16:14:36 | 新华网

TOKIO, 13. Dezember (Xinhuanet) -- „Ich werde nie aufhören, die historische Wahrheit über das Nanjing-Massaker zu vermitteln“, sagte Tamaki Matsuoka, eine ehemalige Grundschullehrerin in Japan, die in den letzten 30 Jahren die Erinnerungen an das Massaker von 1937 aufgezeichnet und weitergegeben hat, in einem Interview mit Xinhua.

Vor einundachtzig Jahren tötete das einfallende japanische Militär brutal 300.000 chinesische Bürger und unbewaffnete Soldaten, nachdem es am 13. Dezember 1937 Nanjing, die damalige chinesische Hauptstadt, erobert hatte.

Das Massaker, eines der schrecklichsten Verbrechen, die Japan während seines Aggressionskrieges gegen China begangen hat, hat das chinesische Volk enorm leiden lassen.

Matsuoka unterrichtete zuvor Geschichte an einer Grundschule in Osaka. Sie fand Geschichtsbücher unklar und mehrdeutig über den Invasionskrieg gegen China und beschloss im August 1988, Nanjing in China zu besuchen, um mehr über die Wahrheit herauszufinden.

Als Matsuoka zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Ausstellung in Nanjing die Beweise für die von der japanischen Armee begangenen Gräueltaten sah, einschließlich Fotos der abgeschlagenen Köpfe und der vergewaltigten Frauen, konnte sie nicht anders als Tränen der Schmerzen und der Schande zu vergießen.

„Ich habe mich damals entschieden, dass ich meinen Schülern in Japan sagen muss, was wirklich passiert war und welche Schmerzen und welche Trauer mit der historischen Wahrheit verbunden sind“, sagte Matsuoka.

In den folgenden 30 Jahren interviewte Matsuoka Hunderte von Überlebenden und Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Auf der Grundlage ihrer Aussagen verfasste sie Bücher und produzierte Dokumentarfilme, um die historische Wahrheit zu vermitteln.

Seit dem Ende des Krieges habe Japan versucht, die Kriegsgeschichte zu leugnen und zu beschönigen und einige historische Revisionisten behaupteten sogar, dass das Nanjing-Massaker niemals geschehen sei, sagte Matsuoka.

„Wir müssen unserem Volk und unseren zukünftigen Generationen die historische Wahrheit über das Nanjing-Massaker vermitteln, damit die Menschen die Kostbarkeit des hart erarbeiteten Friedens verstehen und verhindern können, dass es erneut zu Kriegstragödien kommt“, sagte sie.

Während Überlebende und Zeugen des Krieges sterben, hatte Matsuoka das Gefühl, dass sie sich in einem Wettlauf mit der Zeit befand. Ein wichtiger und effektiver Weg, die historischen Erinnerungen zu bewahren, bestehe darin, die Aussagen der Opfer und Täter zu dokumentieren und in Bücher und Filme zu verwandeln, sagte sie.

In den letzten Jahren haben Matsuoka und eine von ihr gegründete Zivilgruppe namens Meishinkai auch mit anderen Zivilgruppen in Japan zusammengearbeitet, um Zeugenversammlungen und Seminare abzuhalten, um die Wahrheit über den Krieg zu vermitteln.

„Seit dem Ende des Krieges sind mehr als 70 Jahre vergangen und die japanische Gesellschaft zögert immer noch, die historische Wahrheit über den Krieg anzuerkennen. Unter diesen Umständen müssen wir alle Möglichkeiten erkunden, um die Wahrheit zu vermitteln“, sagte Matsuoka.

Sie hat auch japanische Bürger organisiert, um Nanjing zu besuchen und mit Überlebenden des Massakers von 1937 sowie chinesischen Gelehrten und Bürgern zu sprechen. Mehr als 800 japanische Bürger nahmen laut ihr an solchen Aktivitäten teil.

„Nur durch das vollständige Erkennen und Nachdenken über die Geschichte könnte Japan Respekt von seinen Nachbarn und den Menschen, die der japanischen Invasion zum Opfer gefallen sind, gewinnen“, sagte Matsuoka.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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