Brancheninsider und Experten warnen vor Folgen der EU-Zusatzzölle auf chinesische E-Fahrzeuge - Xinhua | German.news.cn

Brancheninsider und Experten warnen vor Folgen der EU-Zusatzzölle auf chinesische E-Fahrzeuge

2024-06-14 10:46:09| German.news.cn
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Ein Besucher betrachtet einen BYD Yangwang U9 während einer Ausstellung chinesischer Marken im Rahmen des China Brand Day 2024 in Shanghai in Ostchina, 11. Mai 2024. (Xinhua/Fang Zhe)

BEIJING/BERLIN, 13. Juni (Xinhua) -- Die Ankündigung vorläufiger Zölle auf Elektrofahrzeuge aus chinesischer Produktion durch die Europäische Kommission beruhe auf falschen Vorwänden und werde nicht nur einen wirtschaftlichen Tribut von der EU fordern, sondern auch das Erreichen der Klimaziele erschweren, erklärten Akteure der Automobilindustrie und von Handelsverbänden sowie Branchenbeobachter in Interviews mit Xinhua.

Die Europäische Kommission stellte am Mittwoch ihren Plan vor, vorläufige Zusatzzölle von bis zu 38,1 Prozent auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge zu erheben.

UNFAIRE MASSNAHME

Abgesehen davon, dass sie die Begründung für die Zölle als unrechtmäßig ablehnen, haben Branchenkenner und Experten Begriffe wie "Protektionismus", "Politisierung" und "Doppelmoral" verwendet, um ihre Ablehnung gegen diesen Schritt zum Ausdruck zu bringen.

SAIC Motor brachte am Donnerstag "tiefe Besorgnis und Bedauern" über die Entscheidung der Europäischen Kommission zum Ausdruck und forderte die EU auf, "die künstliche Errichtung von Handelsbarrieren für Elektrofahrzeuge" zu vermeiden und einheitliche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.

Der Konzern setzt nach eigenen Angaben "eher auf technologische Innovation als auf staatliche Subventionen", um den Verbrauchern innerhalb und außerhalb Chinas umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Produkte anzubieten. SAIC Motor habe in den letzten zehn Jahren fast 150 Milliarden Yuan (etwa 21,09 Milliarden US-Dollar) in die Forschung und Entwicklung von Kerntechnologien wie neue Energien und intelligente Netzwerke investiert.

Li Bin, Gründer von NIO, einem führenden chinesischen Elektroautobauer, wies in einem Interview mit Xinhua darauf hin, dass Fragen der Elektromobilität nicht politisiert werden sollten.

"Wir glauben, dass gute Produkte und gute Dienstleistungen für Nutzer weltweit verfügbar sein sollten", sagte Li.

NIO wiederholte Lis Meinung und gab am Mittwoch eine Erklärung ab: "Wir lehnen den Einsatz erhöhter Zölle als Strategie zur Behinderung des normalen weltweiten Handels mit Elektrofahrzeugen entschieden ab."

"In Europa bleibt NIOs Verpflichtung gegenüber dem EV-Markt unerschütterlich, und wir werden trotz Protektionismus weiterhin unsere Kunden bedienen und neue Möglichkeiten in Europa erkunden", fügte das Unternehmen hinzu.

Der Chinesische Verband der Automobilhersteller (CAAM) veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung, in der er der europäischen Seite unangemessene Praktiken während der Untersuchung gegen chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen vorwirft. Unter anderem habe man "die Umfrageergebnisse vorher festgelegt, eine voreingenommene Auswahl der untersuchten Unternehmen getroffen, den Umfang der Untersuchung willkürlich ausgeweitet und die Ergebnisse verzerrt."

"Wir hoffen, dass die Europäische Kommission den gegenwärtigen Handel mit Komplettfahrzeugen - eine unvermeidliche Phase in der Entwicklung der Branche - nicht als langfristige Bedrohung ansieht", heißt es in der Erklärung. Gleichzeitig wird davor gewarnt, "Wirtschafts- und Handelsfragen zu politisieren, handelspolitische Mittel zu missbrauchen und die globalen Industrie- und Lieferketten der Automobilindustrie zu verzerren".

ZUM SCHEITERN VERURTEILT

Die Experten sind der Ansicht, dass die neuen Zölle zu einem vorhersehbaren  starken Anstieg der Verbraucherkosten in der Europäischen Union (EU) führen und sich negativ auf die ohnehin schon schwache Konjunktur in der EU auswirken werden.

Die Verhängung von Zöllen auf E-Fahrzeuge aus China durch die EU könnte sich negativ auf die europäische Wirtschaft und die dazugehörigen Unternehmen und Verbraucher auswirken, argumentierte Zheng Yun, Senior Partner von Roland Berger, einer weltweit tätigen Firma für strategische Unternehmensberatung.

Deutsche Autofahrer, die von Xinhua interviewt wurden, äußerten sich positiv über die von ihnen getesteten chinesischen E-Modelle.

Laut Eugen Richter, der einen MG4 des chinesischen Herstellers SAIC Motor besitzt, sind Chassis, Leistung, Ausstattung und Energieverbrauch des Fahrzeugs hervorragend. Darüber hinaus sei das Preis-Leistungs-Verhältnis "viel besser als bei einem Cupra oder einem Volkswagen".

Chris Brill, ein weiterer deutscher Verbraucher, sagte, dass insbesondere der chinesische Elektroautobauer BYD seine Kompetenz in der Batterieproduktion unter Beweis gestellt habe. "Bei diesen Schlüsselkomponenten sieht es in Europa eher schlecht aus", so Brill.

Bill Russo, Gründer und CEO von Automobility Limited, sagte in einem Interview mit Xinhua, dass chinesische EV-Unternehmen einen Kostenvorteil von 30 bis 50 Prozent hätten. Die Einführung von Zöllen auf chinesische E-Fahrzeuge werde die Inflation in der EU erheblich steigern.

Die Zusatzzölle würden sich nicht nur negativ auf chinesische Hersteller von Elektroautos auswirken, sondern auch auf viele westliche Autobauer, die in China produzieren, ergänzte Russo.

Darüber hinaus könnten die Zusatzzölle die Marktdynamik verzerren, die Innovation unterdrücken und einen gesunden Wettbewerb und die Selbstverbesserung der lokalen Automobilindustrie in Europa behindern, so Russo.

Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina, äußerte sich besorgt über die möglichen Auswirkungen der Zölle auf den Handel zwischen China und Deutschland.

Die deutsche Wirtschaft sei exportorientiert und daher auf freie und faire Märkte angewiesen, sagte Butek gegenüber Xinhua. Jegliche Beschränkungen dieser Märkte könnten weltweit tätigen deutschen Unternehmen schaden, fügte er hinzu. Daher hätten sich viele deutsche Unternehmen aus der Automobilbranche gegen Zusatzzölle ausgesprochen.

GEGEN DEN GRÜNEN WANDEL

Darüber hinaus äußerten Brancheninsider und Experten die Befürchtung, dass die Einführung der Zusatzzölle auf chinesische E-Fahrzeuge durch die EU den grünen Wandel in Europa behindern könnte.

Laut Butek wird der Zugang zu erschwinglichen E-Fahrzeugen angesichts der Priorität, die die europäischen Entscheidungsträger der Umstellung auf grüne Mobilität einräumen, von entscheidender Bedeutung sein. "Wir sind zuversichtlich, dass offene Märkte anstelle von Zöllen die beste Lösung sein werden, um dieses Ziel zu erreichen", sagte er.

Ma Xiaoming, Chefanalyst für neue Energien bei Nomura Orient International Securities, führte eine Prognose an, der zufolge Zollerhöhungen die Importe chinesischer E-Fahrzeuge in die EU verringern würden. Obwohl die Verkäufe lokal produzierter E-Fahrzeuge voraussichtlich in gleichem Maße steigen würden, bedeute dies dennoch höhere Kosten für die Verbraucher, da die Material- und Arbeitskosten in der EU deutlich höher seien, was die Erreichung der Energiewendeziele der EU verzögern würde, erklärte Ma.

Darüber hinaus würden die erhöhten Zölle wahrscheinlich die Spannungen im Handel eskalieren lassen, die Handelsbeziehungen zwischen China und Europa verkomplizieren und zu Störungen auf dem Weltmarkt für Elektrofahrzeuge führen. Dadurch werde die internationale Zusammenarbeit im Bereich der grünen Technologien behindert, sagte Feng Wei, ein Forscher am Institut für CO2-Neutralität des Shenzhen Institute of Advanced Technology der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS).

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)