Hermann Simon, ein renommierter deutscher Wirtschaftswissenschaftler, hält eine Rede auf der Konferenz „Industrial Technology Innovation and Investment Promotion Conference 2025“ in Nanjing in der Provinz Jiangsu in Ostchina, 26. März 2025. (Xinhua)
NANJING, 31. März (Xinhua) -- China habe in den letzten Jahren seine Industrialisierung und die Kommerzialisierung von wissenschaftlich-technischen Innovationen rasch vorangetrieben und eine beträchtliche Anzahl von „Hidden Champions“ gefördert, was der Modernisierung globaler Industrieketten neuen Schwung verliehen und zur nachhaltigen Entwicklung beigetragen habe, sagte Hermann Simon, ein renommierter deutscher Wirtschaftswissenschaftler.
Simon, der als Vater der „Hidden Champions“-Theorie bekannt ist, definierte die deutschen „Hidden Champions“ als Unternehmen, die in Nischenmärkten tätig sind, Kerntechnologien beherrschen und sich den Großteil der Marktanteile sichern.
Am 26. und 27. März leitete Simon eine Delegation von mehr als zwanzig Vertretern deutscher Unternehmen und Beratungsinstitutionen auf einer Reise nach Nanjing, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Dort besuchten sie eine Produktionsstätte für Hochgeschwindigkeitszüge, ein biomedizinisches Unternehmen und ein Medizintechnikunternehmen, um neue Möglichkeiten für chinesisch-deutsche Kooperationen zu erkunden.
In einem Exklusivinterview mit Xinhua zeigte sich Simon überrascht über die bemerkenswerten Veränderungen in der chinesischen Wirtschaft in den letzten zehn Jahren. „Ich habe den starken Fokus der Stadt auf Bildung und die Integration von wissenschaftlicher Forschung und Marktinnovation gesehen“, sagte Simon.
Die aus dem Konzept der „Hidden Champions“ hervorgegangenen spezialisierten und innovativen kleinen und mittleren Unternehmen in China würden eine Gemeinsamkeit aufweisen - einen starken Fokus auf Innovation und eine langfristige Denkweise, erklärte Simon.
Chinas Entwicklung habe einen bemerkenswerten Wandel erfahren, fügte Simon hinzu. Während die Wirtschaft früher durch niedrige Kosten, niedrige Preise und niedrige Qualität gekennzeichnet gewesen sei, sei sie heute von Hightech-Integration und den neuesten wissenschaftlichen Fortschritten angetrieben.
Bei seinen zahlreichen Besuchen in China in den letzten 20 Jahren bestaunte Simon das rasante Wachstum von Branchen wie der künstlichen Intelligenz und der digitalen Wirtschaft. „Es ist beeindruckend zu sehen, dass China in den letzten zehn Jahren den Sprung vom quantitätsorientierten Modus zum qualitätsorientierten Weg geschafft hat“, sagte Simon.
Chinas verarbeitende Industrie hat sich 2024 zum 15. Mal in Folge die globale Spitzenposition in Bezug auf den Gesamtumfang gesichert, wie aus Daten des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) hervorgeht. Die gesamte wertschöpfende Industrieproduktion erreichte 40,5 Billionen Yuan (etwa 5,65 Billionen US-Dollar). Mit Stand Ende Juni letzten Jahres hatte China mehr als 140.000 innovative kleine und mittlere Unternehmen hervorgebracht.
In den letzten Jahren strebte China nach Durchbrüchen in Schlüssel- und Kerntechnologien und verbesserte so die Innovationsfähigkeit seines Fertigungssektors. Im Jahr 2024 richtete China fünf neue Innovationszentren auf nationaler Ebene für die Fertigung in aufstrebenden Bereichen ein, darunter neue Energiespeicher, Mikro-Nano-Fertigung, molekulare Medikamente, humanoide Roboter und integrierte intelligente Roboter.
Simon zufolge ist China ein äußerst wichtiger Markt für Deutschland. „Immer wichtiger wird China jedoch als Wissensmarkt und auch als Markt für die Erprobung neuer Konzepte“, sagte Simon. Chinesische Verbraucher seien stets sehr aufgeschlossen gegenüber Innovationen und bereit, diese zu testen. China sei für viele internationale Unternehmen der erste Markt, auf dem sie Innovationen einführen, um zu sehen, ob diese von den Verbrauchern angenommen werden.
Als Beispiel nannte Simon den deutschen Elektronikriesen Phoenix Contact: „Das Unternehmen Phoenix Contact Nanjing ist mittlerweile der Hauptsitz in China und hat mehr Mitarbeiter und höhere Umsätze als der deutsche Hauptsitz.“
Immer mehr deutsche Unternehmen würden sich dafür entscheiden, ihre größten Fabriken und sogar Forschungszentren in China zu errichten, nicht nur für die lokale Fertigung, sondern auch, um die Nachfrage auf dem Weltmarkt zu decken, fügte Simon hinzu.
Der Erfolg von Phoenix Contact in Nanjing ist kein Einzelfall. Chinas sich stetig öffnender Markt und seine florierenden Innovationsfähigkeiten haben sich angesichts wachsender weltweiter Unsicherheiten zunehmend zu Stabilisatoren der Weltwirtschaft entwickelt.
So plante eine überwältigende Mehrheit von 92 Prozent der Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China, ihre Geschäftstätigkeit im Land fortzusetzen. Dies unterstreicht laut einem Umfragebericht der Handelskammer vom Dezember 2024 die anhaltende Bedeutung dieses Marktes für deutsche Unternehmen.
Simon zufolge hat China erfolgreich den Wandel von der „Weltfabrik“ zur Nutzung der „intelligenten Fertigung“ vollzogen und ist von einem Niedrigkostenvorteil zu einem innovationsgetriebenen Vorsprung übergegangen. Dieser Wandel unterstreiche Chinas Engagement für eine qualitativ hochwertige Entwicklung.
„Das ist genau die Überlebensstrategie und der Entwicklungsmodus der ‚Hidden Champions‘“, sagte Simon. Ein innovatives China werde der Welt neue Möglichkeiten bieten.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)