Das Archivfoto zeigt die Außenansicht des Internationalen Maritimen Museums Hamburg (IMMH) in Hamburg, 5. Juni 2020. (IMMH/Handout via Xinhua)
Eines der auffälligsten Symbole der maritimen Verbindung zwischen Ost und West ist die Bronzebüste des chinesischen Entdeckers Zheng He (1371-1433), die neben sechs anderen legendären Seefahrern aus aller Welt prominent ausgestellt ist.
BERLIN, 19. Mai (Xinhua) -- Für viele Kinder sind Museen Orte, an denen Träume entstehen. Für Peter Tamm Senior jedoch führte ein einfaches Geschenk aus seiner Kindheit zu einem Traum, aus dem ein Museum entstand - ein Museum, das heute eine globale Geschichte der Verbindung erzählt, darunter auch die Begegnung zwischen Ost und West.
Das Geschenk, ein fingergroßes grauweißes Schiffsmodell, erhielt er 1934 von seiner Mutter, um ihn während einer Grippe aufzumuntern. Heute ruht das winzige Schiff auf einem marineblauen Samtkissen in einer Glasvitrine im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH) - ein Vermächtnis, das aus Tamms lebenslanger Leidenschaft für die maritime Geschichte entstanden ist.
EIN PERSÖNLICHER TRAUM WIRD ZUM MUSEUM
Peter Tamm Senior (1928-2016) wurde 1928 in eine der ältesten Seefahrerfamilien Hamburgs geboren und baute eine der weltweit größten privaten Sammlungen zum Thema Seefahrt auf. Später schenkte er die Sammlung einer gemeinnützigen Stiftung, woraufhin im Jahr 2008 das IMMH gegründet wurde.
Das Museum ist heute ein Wahrzeichen Hamburgs und eine wichtige Attraktion für Seefahrtbegeisterte. Auf zehn Etagen - davon neun Ausstellungs-„Decks“ - beherbergt das IMMH fast 60.000 Artefakte sowie umfangreiche Foto- und Büchersammlungen. Was das Museum jedoch über seine Größe hinaus so besonders macht, ist die Art und Weise, wie es Geschichten der Seefahrt aus aller Welt zusammenführt, insbesondere solche, die Ost und West verbinden.
ZHENG HE, COSCO & DIE WESTLICHE WELT
Eines der auffälligsten Symbole der maritimen Verbindung zwischen Ost und West ist die Bronzebüste des chinesischen Entdeckers Zheng He (1371-1433), die neben sechs anderen legendären Seefahrern aus aller Welt prominent ausgestellt ist.
„Zheng He segelte mit der größten Flotte seiner Zeit bis nach Ostafrika. Das ist eine faszinierende Geschichte, die die Welt kennen sollte“, sagte Gerrit Menzel, Seefahrthistoriker und Kurator am IMMH.
Nur wenige Monate nach seiner Eröffnung erhielt das Museum ein detailliertes Modell des Flaggschiffs von Zheng He aus der ostchinesischen Provinz Fujian und von der chinesischen Gemeinde in Hamburg. Tamm Senior bezeichnete es einmal als wertvolle Ergänzung, die Chinas bedeutende Rolle in der gemeinsamen Geschichte der globalen Seefahrt bestätige.
Das Erbe der maritimen Verbindungen zwischen Ost und West setzt sich bis in die Moderne fort. Anfang dieses Jahres spendete die COSCO Shipping Lines Co., Ltd. ein zwei Meter langes Modell eines Containerschiffs, das einem 400 Meter langen blauen Schiff nachempfunden ist, welches im Jahr 2018 vom Stapel lief und zu den größten der Welt zählt.
„Dieses großartige Modell eines Containerschiffs mit einer Kapazität von 20.000 Zwanzig-Fuß-Standardcontainern (TEU) ist tatsächlich unser erstes 20.000-TEU-Containerschiff in der Sammlung“, sagte Menzel.
Das Schiffsmodell unterstreicht laut COSCO Shipping die tief verwurzelte Partnerschaft zwischen China und dem Hamburger Hafen. COSCO-Schiffe laufen seit den 1970er Jahren den Hamburger Hafen an und setzen damit eine fast 300-jährige Beziehung fort.
Im Jahr 1731 lief das erste chinesische Handelsschiff in Hamburg ein. Im 19. Jahrhundert begannen chinesische Seeleute, sich im Stadtteil St. Pauli niederzulassen und bildeten eine der ersten asiatischen Gemeinden in Deutschland. Auch heute noch ist China Hamburgs Haupthandelspartner, mit einem bilateralen Handelsvolumen von 2,2 Millionen TEU im Jahr 2024.
SAMMLUNG VERGESSENER GESCHICHTE ZUR WAHRNEHMUNG VON VERBINDUNGEN
Das Museum zeigt nicht nur die Verbindungen zwischen Ost und West anhand maritimer Exponate, sondern auch durch laufende Forschungsarbeiten. Im Jahr 2017 startete das IMMH das „Qingdao-Archiv“, ein langfristiges Projekt, das sich mit Deutschlands kulturellen und maritimen Spuren in Qingdao befasst, einer wichtigen Hafenstadt in Ostchina, die einst unter deutscher Kolonialherrschaft stand.
Unter der Leitung von Menzel sammelt das Projekt persönliche Gegenstände von deutschen Familien, deren Vorfahren von 1897 bis 1914 in Qingdao lebten. „Wir wollen diese Dinge vor der Zerstörung durch junge Menschen bewahren, die nicht einmal wissen, was sie sind“, sagte Menzel.
Für Menzel waren diese Bemühungen entscheidend für die Bewahrung des gemeinsamen Gedächtnisses - zur Bildung, zur Forschung und für zukünftige Generationen. Er sieht Museen als Bewahrungsorte der Erinnerung, an denen man über die Vergangenheit nachdenken und Leitlinien für die Zukunft entwickeln kann.
„Das war Herrn Tamm immer wichtig“, sagte Menzel. „Die Erinnerung wachhalten und aus der Geschichte lernen, damit Schlimmes nicht wieder passiert, Fehler nicht wiederholt werden und das Meer uns nicht trennt, sondern verbindet.“
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)