SHENZHEN, 18. Juni (Xinhua) -- Im Gegensatz zum traditionellen Studium der chinesischen Geschichte, das sich stark auf die manuelle Verarbeitung großer Mengen historischer Daten und Texte stützt, hat die Künstliche Intelligenz (KI) Helwig Schmidt-Glintzer neue Wege eröffnet und ihm einen neuen Zugang zu vielfältigen historischen Perspektiven ermöglicht.
Als deutscher Sinologe nahm Schmidt-Glintzer an der Weltkonferenz für Sinologie 2025 teil, die vom 5. bis 7. Juni in der südchinesischen Metropole Shenzhen stattfand. Dort traf er sich mit fast 200 Sinologen aus über 50 Ländern und Regionen, um die innovative Entwicklung der Sinologie im Zeitalter der KI zu erörtern und den kulturellen Austausch zwischen China und der Welt zu fördern.
Während der Konferenz besuchten einige Wissenschaftler den Hauptsitz des chinesischen Technologieriesen Tencent, das Artron Art Centre und einige digitale Kreativplattformen, wo sie KI-Anwendungen entdeckten, mehr über die Digitalisierung traditioneller chinesischer Kunst erfuhren und das Potenzial generativer KI-Tools erkundeten.
Viele Wissenschaftler zeigten sich beeindruckt davon, wie digitale Technologien die chinesische Kultur in die Welt tragen. Bei Tencent erlebten sie eine immersive VR-Tour durch eine der Höhlen der Mogao-Grotten, erkundeten KI-gestützte Plattformen zur Beschleunigung der Erforschung von Orakelknochen und erfuhren, wie Gaming-Technologie zur Erstellung hochauflösender digitaler Assets von Beijings Zentralachse genutzt wurde, um deren erfolgreiche Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe zu unterstützen.
Giray Fidan, türkischer Sinologe und Professor an der Ankara Haci Bayram Veli Universität, der gerade von einer Exkursion nach Dunhuang, einem Knotenpunkt der antiken Seidenstraße im Nordwesten Chinas, zurückgekehrt war, zeigte sich beeindruckt von den umfangreichen Maßnahmen zur digitalen Erhaltung, ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dass viele davon von Tencent kommen.
„KI hat einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes geleistet. Die Fähigkeiten des Menschen sind begrenzt, aber KI ist wie der Computer ein Werkzeug, das uns hilft, Wissen anzusammeln und die Forschungseffizienz zu steigern”, erklärte Fidan.
Der rasante Fortschritt der digitalen Technologie verändert die Landschaft der geisteswissenschaftlichen Forschung und bringt einen beispiellosen Wandel im Bereich der Sinologie mit sich. Neue Mittel wie KI, Big-Data-Analysen und natürliche Sprachverarbeitung bieten neue Möglichkeiten für die Entschlüsselung der umfangreichen chinesischen Klassiker.
Die Entwicklung von KI in China hat laut Schmidt-Glintzer einen ausgeprägten humanistischen Charakter, insbesondere in ihren Anwendungen in Bereichen, die das Leben der Menschen direkt beeinflussen. Er wies darauf hin, dass Chinas Beitrag zur KI nicht nur technologischer Natur sei, sondern auch tief in der Kultur verwurzelt sei - ein kulturorientierter Ansatz für KI stelle einen wichtigen Beitrag zum kollektiven Wissen der Menschheit dar.
Viele Wissenschaftler stellten fest, dass Chinas menschenzentrierte technologische Innovationen internationale Anerkennung finden und weltweit Teil des Alltags werden. Durch digitale Plattformen und interaktive Technologien erreichen Elemente der chinesischen Kultur, wie historische Persönlichkeiten und Geschichten, die jüngeren Generationen weltweit auf neue Weise.
Unter dem Motto „China verstehen: Sinologie im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ beleuchtete die diesjährige Weltkonferenz für Sinologie den wachsenden Einfluss der KI auf die Sinologie und China-Studien sowie die weltweite Förderung junger Wissenschaftler. Auf der Konferenz wurde auch Chinas erstes Postdoktorandenprogramm für Sinologie-Talente vorgestellt.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)