* Mehr als einhundert chinesische Autobauer und Zulieferer stellen auf der IAA Mobility 2025 aus, einer der weltweit größten Automobilmessen.
* Durch die Nutzung der chinesischen Stärken in den Bereichen Elektrifizierung und intelligente Systeme senken europäische Automobilhersteller ihre Kosten und beschleunigen die Markteinführung neuer Modelle.
MÜNCHEN, 12. September (Xinhua) -- Chinesische Autobauer und Zulieferer sorgten auf der IAA Mobility 2025, einer der weltweit größten Automobilmessen, mit der Vorstellung ihrer Fortschritte in den Bereichen Elektrofahrzeuge (EV) und Smart-Car-Technologien für großes Aufsehen. Auch europäische Hersteller präsentierten neue Modelle mit in China hergestellten Batterien, Fahrerassistenzsystemen und Connected-Car-Funktionen.
Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung, die von Dienstag bis Sonntag in München stattfindet, bringt globale Autobauer und Zulieferer zusammen, um neue Fahrzeuge und Technologien zu präsentieren, wobei der Schwerpunkt in diesem Jahr auf Elektrifizierung und digitaler Innovation liegt.
Die Beziehung zwischen chinesischen und europäischen Akteuren verlagert sich laut Analysten von einer verkaufsorientierten Dynamik hin zu einer tieferen Zusammenarbeit in den Bereichen Technologie, Produktentwicklung und Lieferketten - ein Trend, der den globalen Wandel der Branche beschleunigt und Chancen für beide Seiten schafft.
CHINAS PRÄSENZ
Mehr als einhundert chinesische Autobauer und Zulieferer stellen auf der diesjährigen Messe aus. Ihre Produkte reichen von Fahrzeugen über Batterien bis hin zu Chips und unterstreichen Chinas wachsende Stärke in den Bereichen Energiespeicherung, intelligente Cockpits, autonomes Fahren und Konnektivität.
XPeng stellte fünf Modelle an einem futuristischen Stand vor, an dem ein schwebendes Flugauto und ein humanoider Roboter zu sehen waren. Leapmotor präsentierte das kompakte Elektrofahrzeug Lafa5 mit Fließheck und den SUV B10, und Changan brachte den Deepal S05 in Europa auf den Markt, ein Fahrzeug mit Festkörperbatterie, für dessen Probefahrten sich lange Schlangen bildeten.
Auf der Zuliefererseite stellte der Batterieriese CATL seine Batterie Shenxing Pro vor, die speziell für die europäischen Anforderungen entwickelt wurde. Nach Angaben des Unternehmens verhindert das Modell Rauch oder Feuer bei thermischer Instabilität, bietet eine lange Lebensdauer, lässt sich schnell aufladen und bleibt auch bei niedrigen Temperaturen stabil.
Horizon Robotics präsentierte seine Journey 6-Serie, eine intelligente Fahrplattform, die Funktionen von der grundlegenden Unterstützung bis zum autonomen Fahren in der Stadt unterstützt. Eine Live-Demonstration zeigte, wie sich das System schnell und sicher anpassen kann.
Andere Zulieferer, darunter Momenta, stellten neue Technologien vor und unterstrichen damit die Tiefe der chinesischen Automobil-Lieferkette. Der Chinesische Verband der Automobilhersteller (CAAM) erklärte, die Exporte würden sich von Einzelprodukten zu vollständigen „Ökosystem-Exporten” verlagern, die die gesamte Branche umfassen würden.
Die Probefahrten stießen auf großes Interesse bei den lokalen Besuchern, die das Cockpit-Design und die Fahrerassistenzfunktionen der chinesischen Elektrofahrzeuge lobten. „Damit sind sie vielen traditionellen europäischen Marken bereits voraus”, sagte ein Münchner und fügte hinzu, dass die Neuerungen „zu Vertrauen werden“.
Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 mehr als 35.000 Fahrzeuge chinesischer Marken in Deutschland zugelassen, was einen starken Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt. Analysten zufolge gehen chinesische Unternehmen über die reine Globalisierung hinaus und etablieren sich durch Innovation, höhere Qualität und lokalen Service immer stärker.
TECHNOLOGIEPARTNERSCHAFT
Viele europäische Modelle auf der diesjährigen IAA Mobility waren mit chinesischer Technologie ausgestattet. Was früher weitgehend getrennte Geschäftsbereiche waren, sind heute eng verbundene Partnerschaften zwischen chinesischen Zulieferern und europäischen Automobilherstellern.
BMW stellte seinen iX3 Neue Klasse vor, der gemeinsam mit chinesischen Partnern entwickelt wurde und mit Systemen ausgestattet ist, die auf lokale digitale Ökosysteme zugeschnitten sind. BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse beschrieb China als Quelle für Innovationen in vielen Bereichen und sagte, die Kombination von deutscher Ingenieurskunst mit chinesischer Zulieferung schaffe eine neue Formel.
Der im August vorgestellte Audi Q6L e-tron verfügt über die Fahrerassistenzplattform „Qian Kun“ von Huawei, die ein kartenunabhängiges, durchgängiges intelligentes Fahren ermöglicht. Audi-CEO Gernot Döllner sagte, die Zusammenarbeit mit chinesischen Zulieferern erleichtere die Integration führender Technologien und erfülle gleichzeitig die spezifischen Anforderungen des chinesischen Marktes.
Die Partnerschaften gehen mittlerweile über Modelle hinaus und erstrecken sich auch auf Produktion und Zulieferung. So arbeitet Stellantis gemeinsam mit CATL an einer Batteriefabrik in Spanien. XPeng baut seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie den Vertrieb in Europa durch seine Partnerschaft mit Volkswagen China aus. Horizon Robotics hat ein Joint Venture mit Continental gegründet, um fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme in mehreren Regionen zu testen.
Eine Umfrage des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ergab, dass fast 70 Prozent der Befragten planen, ihre Investitionen in China zu erhöhen, wobei mehr als drei Viertel der Befragten den Bereich Forschung und Entwicklung als Priorität nannten. Experten bezeichneten diesen Trend als den Beginn einer Ära der „Joint Ventures 2.0” mit Schwerpunkt auf Forschung.
Die Zusammenarbeit steigert laut Analysten die Effizienz. Durch die Nutzung der chinesischen Stärken in den Bereichen Elektrifizierung und intelligente Systeme senken europäische Automobilhersteller ihre Kosten und beschleunigen die Markteinführung neuer Modelle. Ihre Strategie verlagert sich von „in China, für China” zu „in China, für die Welt”.
GEGENSEITIGER NUTZEN
In einem Bericht des deutschen Center of Automotive Management werden fünf chinesische Unternehmen unter den zehn innovativsten Automobilherstellern der Welt genannt, wobei ihre Fortschritte in den Bereichen Elektrofahrzeuge, autonomes Fahren und Fahrzeugelektronik hervorgehoben werden.
Der Leiter des Zentrums, Stefan Bratzel, hob BYD als Beispiel für vertikale Integration hervor, bei der die Fahrzeugproduktion mit Batterietechnologie kombiniert werde, was eine schnellere Entwicklung und eine schnellere Reaktion auf den Markt ermögliche.
Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, sagte, die starke Präsenz chinesischer Unternehmen auf der Messe spiegele eine echte Internationalisierung wider und einige planten den Bau von Werken in Europa. Die Zusammenkunft chinesischer und deutscher Hersteller biete eine wertvolle Plattform für Dialog und Zusammenarbeit, fügte sie hinzu.
Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer bot eine stärker zukunftsorientierte Perspektive und erklärte, dass Chinas Größe im Bereich der Batterietechnologie bereits Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit gestärkt habe und eine engere Zusammenarbeit mit deutschen Automobilherstellern zu für beide Seiten vorteilhaften Ergebnissen führen könnte, wobei China eine zentrale Rolle in der Zukunft der Branche spielen werde.
Experten wiesen darauf hin, dass chinesische Autobauer, die sich früher auf einzelne Produkte im Ausland spezialisiert hätten, nun auf vollständige Lieferketten und Technologien setzen würden, was eine neue Phase ihrer Präsenz in Europa signalisiere.
(Video-Reporter: Tai Siqiong, Li Hanlin, Shan Weiyi, Kang Yi, Che Yunlong, Ma Yueran; Video-Redakteure: Yang Zeyi, Li Qin, Hui Peipei)