Steigender Einsatz von KI im Verlagswesen schürt Debatten über Effizienz und Urheberrecht - Xinhua | German.news.cn

Steigender Einsatz von KI im Verlagswesen schürt Debatten über Effizienz und Urheberrecht

2025-10-18 15:45:08| German.news.cn
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Ein Mann besucht den Stand von Reading China auf der Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main, 16. Oktober 2025. Die weltweit größte Buchmesse, die Frankfurter Buchmesse, wurde am Dienstag mit dem Schwerpunkt auf Lizenz- und Rechtehandel eröffnet. (Xinhua/Du Zheyu)

Viele Verlage nutzen die Technologie zu ihrem Vorteil, während andere warnen, dass ihre unregulierte Verwendung bei kreativen Werken ernsthafte Herausforderungen für den Urheberrechtsschutz und das gesamte Verlagswesen mit sich bringen könnte.

FRANKFURT, 17. Oktober (Xinhua) -- Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Verlagsbranche - vom Lektorat und der Übersetzung bis hin zum Design - und ihr wachsender Einfluss auf der derzeit stattfindenden 77. Frankfurter Buchmesse heizt die Debatten über Effizienz, Kreativität und Urheberrecht an.

Auf einer der weltweit größten Buchmessen, die am Dienstag eröffnet wurde, ist KI stark vertreten. Viele Verlage nutzen die Technologie zu ihrem Vorteil, während andere warnen, dass ihre unregulierte Nutzung bei kreativen Werken ernsthafte Herausforderungen für den Urheberrechtsschutz und das gesamte Verlagswesen mit sich bringen könnte.

EFFIZIENZSTEIGERUNG

Vor dem Aufkommen der KI konnte es Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis ein Autor eine Idee in ein veröffentlichtes Buch umsetzen konnte. Mit KI-gestützten Tools beschleunigt sich dieser Prozess dramatisch.

Das in Wien ansässige Start-up StoryOne gibt an, dass sein neues System innerhalb einer Stunde grobe Ideen in veröffentlichte Bücher umwandeln kann. Das Unternehmen startete seinen KI-gestützten Verlagsservice für Sachbücher am Tag vor der Eröffnung der Buchmesse. Dabei beschrieb es ihn als „menschenzentriert“ und behauptete, dass er die Veröffentlichungsgeschwindigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Methoden um das 300-Fache steigern könne.

Um den hohen Übersetzungskosten und langsamen Produktionszyklen entgegenzuwirken, hat das britische Unternehmen GlobeScribe einen KI-gestützten Literaturübersetzungsdienst eingeführt, der Kosten senken und die Lieferzeiten verkürzen soll. Obwohl das Unternehmen nicht auf der Messe vertreten ist, teilte es Xinhua mit, dass es ein Team entsandt habe, um Kunden und potenzielle Partner zu treffen.

Laut GlobeScribe kann sein System, das speziell auf narrative Werke abgestimmt ist, die Übersetzungsgeschwindigkeit erhöhen und gleichzeitig die Erzählweise und den Stil des Autors bewahren. Die Übersetzungen werden in der Regel innerhalb von 24 Stunden geliefert.

Das indische Unternehmen Clavis Technologies hat neue KI-basierte Module auf den Markt gebracht, darunter ein Tool zum Korrekturlesen von Hörbüchern sowie Lösungen für die automatisierte Erstellung von Layouts. Das System ermögliche es Verlagen, KI ohne größere Infrastrukturänderungen in bestehende Arbeitsabläufe zu integrieren, so das Unternehmen.

URHEBERRECHTSSTREITIGKEITEN

Mit dem zunehmenden Einzug der KI in den Verlagssektor nehmen auch ethische und urheberrechtliche Kontroversen zu.

Verlage und Autoren warfen einigen Technologieunternehmen vor, Hunderttausende von Büchern ohne Bezahlung oder Zustimmung für das Training großer Sprachmodelle zu verwenden. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels verurteilte diese Praxis letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse als „den größten Datendiebstahl der Geschichte“.

„KI hat die Welt der Literatur und des Verlagswesens tiefgreifend verändert“, sagte Wolfram Weimer, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, bei der Eröffnungsfeier in diesem Jahr in einer Rede.

Data Mining, so Weimer, „zapft die Gedanken und Talente unzähliger Schöpfer an“ und verwandelt Bücher in „Beuteobjekte“.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, kritisierte bei der Eröffnungsfeier den derzeitigen Mangel an KI-Regulierung.

„In der virtuellen Welt kontrollieren einige wenige Milliardäre zunehmend die Algorithmen und entscheiden, welche Inhalte wir sehen können. Unter dem Deckmantel des sogenannten ‚Fortschritts‘ nutzen unverantwortliche Personen diese Algorithmen, um ihre Macht zu festigen“, warnte Schmidt-Friderichs.

REAKTIONEN UND AUSBLICK

Während sich KI-Tools in der Verlagsbranche verbreiten, suchen einige Unternehmen nach Möglichkeiten, die menschliche Kreativität zu schützen und zu fördern.

In Großbritannien hat das Start-up Books By People in Zusammenarbeit mit mehreren unabhängigen Verlagen die „Organic Literature Certification“ ins Leben gerufen, um von Menschen geschriebene Bücher zu kennzeichnen.

„Autoren und Verlage können nun eindrucksvoll ihr Engagement für authentische, von Menschen geschaffene Literatur unter Beweis stellen. Unser System stellt die menschliche Kreativität in den Mittelpunkt des Verlagswesens, und in einer zunehmend undurchsichtigen KI-Welt sollten Leser das Gefühl haben, dass sie den Büchern, die sie kaufen, vertrauen können“, sagte Esme Dennys, Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens.

Der rasante Zustrom von algorithmisch basierten Texten und maschinell generierten Inhalten führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Verlagsbranche. Einige Experten der Verlagsbranche halten es für notwendig, strengere Kontrollen für KI einzuführen.

Schmidt-Friderichs betonte, dass die Verlagswelt an einer humanistischen Haltung festhalten müsse und dass Fachleute der Branche „das Denken nicht delegieren, sondern sich einer Charta des dialektischen Denkens, der Wertschätzung des Diskurses und des Zusammenseins als Menschen verpflichten“ müssten.

„KI sollte dem Menschen dienen und nicht umgekehrt”, sagte Schmidt-Friderichs.

Ob durch Regulierung oder freiwillige Kennzeichnungen - die Branche sucht weiterhin nach einem Gleichgewicht zwischen maschineller Effizienz und menschlicher Vorstellungskraft, während die Debatte über die Macht der KI unvermindert weitergeht.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

 

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