Interview: Wissenschaftler und Politiker gehen im Kampf gegen COVID-19 getrennte Wege, sagt führender britischer Experte - Xinhua | German.news.cn

Interview: Wissenschaftler und Politiker gehen im Kampf gegen COVID-19 getrennte Wege, sagt führender britischer Experte

German.news.cn| 2022-04-12 16:43:05| 新华网
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Menschen mit Schutzmasken gehen auf der Straße in London, Großbritannien, 27. März 2022. (Quelle: Xinhua/Li Ying)

LONDON, 11. April 2022 (Xinhuanet) - Wissenschaftler in ganz Europa hätten das Gefühl, dass die Politiker im Kampf gegen COVID-19 "eine andere Richtung eingeschlagen haben", sagte ein führender britischer Immunologe gegenüber Xinhua.

"Die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Daten und Politik ist angespannt", sagte Professor Danny Altmann von der medizinischen Fakultät in der Abteilung für Immunologie und Entzündungen am Imperial College in einem kürzlich per E-Mail geführten Interview.

Die wöchentliche Infektionserhebung, die am Freitag vom Office for National Statistics (ONS) veröffentlicht wurde, schätzt, dass in der Woche bis zum 2. April 4,88 Millionen Menschen in Großbritannien mit dem Coronavirus infiziert waren.

"Das Vereinigte Königreich befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation durch die Triologie eines großen Anstiegs der massiv übertragbaren BA.2, drei Monate nach einer nur mäßig erfolgreichen Auffrischungskampagne, wobei die Wirkung jetzt stark abnimmt", sagte der Professor.

"Der Politikwechsel hat die Menschen verwirrt, da ihnen gesagt wurde, die Pandemie sei 'vorbei', aber Krankenhäuser, Schulen und Unternehmen haben große Schwierigkeiten, zu funktionieren, wenn jeder Zehnte krankgeschrieben ist", sagte er.

Gemäß dem Plan der britischen Regierung "Living with COVID-19" wurden Anfang April in England alle COVID-19-Beschränkungen aufgehoben, wobei den Menschen geraten wurde, in überfüllten Räumen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Am 1. April wurde auch der kostenlose Lateral-Flow-Test eingestellt.

"Living with COVID-19 kommt mir vor wie ein PR-Jargon aus einem politischen Büro und ist in der modernen Medizin fehl am Platz. Wir sagen den Menschen nicht, dass sie einfach lernen müssen, mit HIV, Tuberkulose oder Malaria zu leben", so Altmann.

Altmann sagte, dass die Situation in den Krankenhäusern des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) angesichts der derzeitigen COVID-19-Infektionsrate und des hohen Krankenstandes beim Gesundheitspersonal untragbar sei, sowohl was die COVID-19-Behandlung als auch was die Erholung vom Rückstand der letzten zwei Jahre angehe.

"Es gibt eigentlich viele pragmatische Abhilfemaßnahmen, die über einem Lockdown hinausgehen, von einer strengen Test- und Quarantäne-Politik bis hin zur Gesetzgebung über die Belüftung in Schulen und am Arbeitsplatz."

"Die COVID-Situation hat sich mit den veränderten Eigenschaften, der Übertragbarkeit, der Immunevasion und der Pathobiologie jeder aufeinanderfolgenden Variante effektiv verändert", sagte Altmann.

"BA.2 ist absurd infektiös, die XE-Variante (eine Rekombination von Omikron BA.1 und BA.2.) sogar noch infektiöser. Während die Geimpften relativ gut vor schweren Erkrankungen und vor dem Tod geschützt sind, macht die aktuelle Infektionswelle unser bisheriges Impfprogramm nahezu obsolet und nicht mehr zweckdienlich."

Zu der Frage, dass viele Menschen, darunter auch Politiker, die aktuelle Coronavirus-Welle nur als grippeähnliche Erkrankung betrachten, sagte Altmann gegenüber Xinhua: "Die Debatte muss weitergehen, und es steht etwas anderes auf dem Spiel als noch vor zwei Jahren ... Dennoch ist es unhaltbar, ein grassierendes Virus zu haben, das immer wieder ansteckt, so dass jeder Zehnte nicht mehr zur Schule gehen oder arbeiten kann und vielleicht 50.000 Tote pro Jahr in Großbritannien zu beklagen sind."

"Es wäre gut, Flexibilität für eine Rückkehr zu einem pragmatischeren, datengestützten Ansatz zu sehen. Man kann einen Virus nicht einfach wegpusten, indem man ihn ignoriert", so Altmann abschließend.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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