BEIJING, 5. April 2023 (Xinhuanet) -- Zhao Jun (Pseudonym) pflückt eine Blume und nimmt eine Handvoll Erde vom Friedhof mit, auf dem seine Großmutter begraben ist. Dies geschieht jedes Jahr am Qingming-Fest, dem Tag der Grabreinigung, der dieses Jahr auf einen Mittwoch fällt.
"Das gibt mir das Gefühl, dass sie für mich da ist", sagt Zhao, der aus Yinchuan im nordwestchinesischen Autonomen Gebiet Ningxia der Hui stammt. "Meine Großmutter ist ein Teil dieses Bodens, in den Blumen und der Erde."
Beim Anblick der umweltfreundlichen Begräbnisstätte mit ihren grünen Rasenflächen, blühenden Blumen und üppigen Kiefern und Zypressen kommt er nicht umhin, an seinen Kampf vor vier Jahren zu denken.
"Meine Großmutter wollte, dass alles einfach ist und sie in Frieden zur Natur zurückkehren kann. Nach einer Diskussion haben meine Eltern und ich uns für eine Baumbestattung entschieden, aber einige Verwandte waren strikt dagegen, einige warfen uns sogar vor, wir seien respektlos oder wollten Geld sparen", sagte Zhao.
UMWELTFREUNDLICHERE BESTATTUNGEN
Beerdigungen sind in China von großer Bedeutung, wobei der "Luxus" von Beerdigungen und Gräbern einst als Maßstab für die kindliche Pietät der Nachkommenschaft des Verstorbenen diente.
Die Beerdigungen von Menschen, die wie Zhaos Großmutter an Altersschwäche starben, waren oft pompöse Veranstaltungen.
"Die Förderung umweltfreundlicher Bestattungen ist Teil der Bestattungsreform, die den sozialen, ideologischen und kulturellen Fortschritt verkörpert und für den Umweltschutz und die grüne Entwicklung von großer Bedeutung ist", sagte You Jianqing, ein Beamter der Abteilung für zivile Angelegenheiten in Ningxia.
In Ningxia können diejenigen, die sich für grüne Bestattungen wie Rasen-, Baum- und Seebestattungen entscheiden, bei denen kein oder weniger Land verbraucht wird und weniger nicht abbaubare Materialien verwendet werden, einen einmaligen Zuschuss von 2.000 Yuan (etwa 291 US-Dollar) bis 5.000 Yuan sowie eine Ermäßigung der grundlegenden Bestattungskosten erhalten.
Aus den Statistiken der regionalen Abteilung für zivile Angelegenheiten geht hervor, dass bisher 3.052 Verstorbene in Yinchuan umweltfreundlich beerdigt wurden. Die Stadt hat 24,15 Millionen Yuan an Grundgebühren für die Einäscherung subventioniert.
Nach dem Tod ihrer Mutter folgte Wang Qian (Pseudonym) ihrem Wunsch und vergrub einen Teil ihrer Asche in den Blumenbeeten des Friedhofs Fushouyuan in Yinchuan. Die restliche Asche wurde zu einer Spat-Halskette verarbeitet.
"Das ist eines unserer innovativen Produkte. Der Spaten besteht zu 100 Prozent aus Asche und wird mit Hilfe der Hochtemperatur- und Hochdruckschmelztechnologie hergestellt", sagte Lin Yi, stellvertretender Geschäftsführer des Fushouyuan-Friedhofs.
Lin sagte, dass der Friedhof die Spat-Halskette im Jahr 2019 eingeführt und bisher über 200 Kunden bedient hat. "Umweltfreundliche Bestattungen sind durch wissenschaftliche und technologische Innovationen akzeptabler geworden".
MEHR UMWELTFREUNDLICHES GRABFEGEN
Im Laufe der Jahre hat das umweltfreundliche Grabfegen in verschiedenen Formen während des Qingming-Festes, dem traditionellen chinesischen Fest zu Ehren der Toten und der Verehrung der Ahnen, an Boden gewonnen.
In den Tagen vor dem diesjährigen Fest hat der All-Buddha-Friedhof der Übersee-Chinesen in Beijing Dozenten und Studenten berühmter Konservatorien in Beijing eingeladen, um sanfte Live-Musik zu spielen und den Trauernden beruhigende Klänge zu bieten.
"Mit der Begleitung von Geigenmusik wird die Trauer um den Verstorbenen elegant und warm", sagte ein Bewohner Beijings, der den Friedhof besuchte.
Im Beerdigungsinstitut Babaoshan in Beijing setzen die Mitarbeiter langsam Papierkraniche und Papierboote mit Segenswünschen in ein kleines Becken. Das Papier ist abbaubar und wird aus wasserlöslichem Zellstoff hergestellt, wobei die Schriftzeichen mit lebensmitteltauglichen Pigmenten gedruckt werden.
Im Vergleich zu den chinesischen Traditionen des Verbrennens von Räucherpapier und des Zündens von Feuerwerkskörpern sei es sicherer und umweltfreundlicher, wasserlösliches Papier zu verwenden, so das Bestattungsunternehmen.
Die Menschen im Gebiet Chaoshan in der südchinesischen Provinz Guangdong haben eine lange Tradition in der Verehrung ihrer Vorfahren. "Zum diesjährigen Qingming-Fest werden viele Menschen nach Hause zurückkehren, um die Gräber zu fegen, und wir haben im vergangenen Monat mit den entsprechenden Arbeiten begonnen", sagte Huang Bingzhuang, stellvertretender Direktor des Büros für Zivilangelegenheiten der Stadt Shantou.
Der Xiang'an-Yongjiu-Friedhof in Shantou hat auf seinem offiziellen WeChat-Konto einen Terminvereinbarungsservice eingerichtet, um den Trauernden die Vereinbarung von Besuchszeiten zu erleichtern.
"Außerdem haben die lokalen Behörden die Öffentlichkeit über Medienplattformen dazu aufgefordert, Früchte und Blumen zu überreichen, anstatt Papiergeld zu verbrennen", sagte Huang.
"Bei der Ahnenverehrung würdigen die Menschen die Vergangenheit und setzen ihre Hoffnung in die Zukunft", so Huang. "Wir hoffen, dass durch die Förderung des umweltfreundlichen Grabfegens die hervorragende traditionelle chinesische Kultur weiter vorangetrieben werden kann."
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)
