Deutsche Finanzexperten sehen EZB-Inflationsziel "in weiter Ferne" - Xinhua | German.news.cn

Deutsche Finanzexperten sehen EZB-Inflationsziel "in weiter Ferne"

2023-06-01 14:12:02| German.news.cn
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BERLIN, 31. Mai (Xinhua) -- Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Inflation unter zwei Prozent zu halten, "bleibt in weiter Ferne", teilte das deutsche Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mit.

Trotz einer erwarteten allmählichen Verlangsamung der Inflation in der Eurozone werde das EZB-Ziel wahrscheinlich nicht vor 2026 erreicht werden, ergab eine Umfrage des Mannheimer Instituts unter 181 Finanzexperten.

Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang der Inflation in der Eurozone stieg die Rate im April wieder leicht auf 7,0 Prozent an und zerstörte damit die Hoffnung auf eine rasche Normalisierung. Finanzexperten erwarten nun, dass die jährliche Inflationsrate auch im Gesamtjahr 2023 mit 5,8 Prozent hoch bleiben wird. Die Lohnentwicklung werde dabei als "wichtiger Inflationstreiber" genannt, sagte ZEW-Experte Frank Brückbauer in einer Pressemitteilung.

Die Nominallöhne in Deutschland, Europas größter Volkswirtschaft, stiegen im ersten Quartal 2023 um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2008, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit.

Wie bereits im Jahr 2022 wird der Lohnzuwachs in Deutschland laut Destatis jedoch durch die hohe Inflation überkompensiert, so dass die Reallöhne in den ersten drei Monaten um 2,3 Prozent gesunken sind.

In Deutschland, wie auch in anderen europäischen Ländern, haben Tarifverhandlungen und Streiks in den vergangenen Monaten immer wieder den Verkehr zum Erliegen gebracht. Die Bahnbeschäftigten fordern beispielsweise eine Lohnerhöhung von zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr im Monat.

"Die Gefahr besteht, dass überzogene Lohnforderungen und -steigerungen von zwölf Prozent die Inflation noch anheizen und die Lohn-Preis-Spirale sich unaufhaltsam weiter dreht", warnte die CDU-Politikerin Julia Klöckner im März.

Um die Inflation zu drücken, hat die Europäische Zentralbank ihren Leitzins in sieben Schritten auf 3,75 Prozent angehoben. "Die Gesamtinflation ist in den letzten Monaten zurückgegangen, der zugrunde liegende Preisdruck ist jedoch nach wie vor hoch", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei der Ankündigung der jüngsten Zinserhöhung Anfang des Monats.

Neben den sinkenden Energiepreisen hat laut dem ZEW auch die "aktive Zinspolitik" der Europäischen Zentralbank zu einer niedrigeren Inflationsschätzung als im Februar beigetragen. Die Experten rechnen mit mindestens einer weiteren Zinserhöhung der EZB im Jahr 2023, bevor die Zinsen in den kommenden Jahren "schrittweise fallen".

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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