Expertenmeinung: Was Obamas Indienbesuch für China bedeutet

BEIJING, 27. Januar (Xinhuanet) -- Indien könnte wieder einmal gegenüber China ins Hintertreffen geraten. Dies ist, kurz gefasst, die Meinung, der viele Medienkommentare folgen. Es ist dieser Hintergrund, der den Besuch von US-Präsident Barack Obama als Hauptgast bei der am 26. Januar stattfindenden Parade anlässlich Indiens Tag der Republik interessant macht. Sein Besuch folgt dem von Japans Premierminister Shinzo Abe, der Indien im letzten Jahr in derselben Rolle besuchte und dessen zweiter Besuch in naher Zukunft erwartet wird.

Indiens Premierminister Narendra Modis hyperaktive Außenpolitik hat Anlass zu allerlei Spekulationen gegeben. Modi hat die Beziehungen zu seinem Jahrzehnte langen Kritiker, den Vereinigten Staaten, wieder aufgewärmt, was in den dicht aufeinander folgenden Besuchen des amerikanischen Wirtschaftsministers, Verteidigungsministers und Außenministers sowie einem Dutzend anderer hochrangiger Beamter zum Ausdruck kommt und Indien zum größten Käufer amerikanischer Waffen und die USA zum größten Handelspartner Indiens macht. Verbündete der USA haben dies als Signal gewertet, Indiens neue Führerschaft anzuerkennen.

Oder führen die US Verbündeten Indien in Neu Delhi aufs Glatteis? Die Tatsache, dass sowohl Japan, als auch Indien Auseinandersetzungen um Gebietsansprüche mit China haben, wird oft als Grund für die Gutmütigkeit zwischen der zweit- und der drittgrößten Wirtschaftsmacht in Asien gesehen. Tatsächlich war Japan das einzige entwickelte Land, von dem Modi nicht gemieden wurde, als er als Ministerpräsident der Provinz Gujarat beschuldigt wurde, die Menschenrechte zu verletzen.

Indien scheint heute mit allen wichtigen Kräften im Frieden zu sein, was die Frage aufwirft, wie es einerseits seine Engagements mit den USA und seinen Verbündeten und andererseits mit China und Russland im Gleichgewicht halten will. Vor nur drei Jahren war China Indiens größter Handelspartner und Russland der größte Lieferant seiner Verteidigungstechnologie.

Selbst heute verbleibt China ein wichtiger Handelspartner. Das Land versprach kürzlich sogar, 20 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) zu investieren, um Indiens Fertigungssektor und dabei vor allem den Energieerzeugungssektor wiederzubeleben. Das hat westliche Kräfte angesichts der wirtschaftlichen Verlangsamung seit 2007 beunruhigt – insbesondere vor dem Hintergrund der hochaktiven Zusammmenarbeit unter Schwellenland-Ökonomien wie den Mitgliederstaaten von BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), BASIC (Brasilien, Südafrika, Indien und China) und RIC (Russland, Indien und China).

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