Trotz gelockerter Ein-Kind-Politik: Paare entscheiden sich häufig gegen zweites Kind
BEIJING, 4. Februar (Xinhuanet) -- Eine aktuelle Umfrage von “China Youth Daily” zeigt, dass sich 80 Prozent der befragten Eltern gegen ein zweites Kind entscheiden. Auf Platz 1 der meist genannten Gründe lagen dabei die hohen Kosten für ein weiteres Kind.
“Auch wenn wir berechtigt sind, ein zweites Kind zu bekommen, könnten wir es uns sowieso nicht leisten”, hieß eine der häufigsten Antworten in der Umfrage. Die Kosten beispielsweise für eine gute Schulausbildung und ein entsprechendes Haus in Schulnähe seien dafür viel zu hoch, beklagten die Eltern.
Zudem äußerte die Hälfte der befragten Elternpaare, die Meinung ihres erstgeborenen Kindes in die Entscheidung mit einbeziehen zu wollen.
„Wenn das erste Kind die ganze Zeit der alleinige Mittelpunkt der Familie war, macht man sich Sorgen, wie viel Eifersucht bei der Geburt eines zweiten Kindes entstehen könnte“, lautete die Meinung vieler Eltern in der Umfrage.
Auch wenn finanzielle Gründe weiterhin die Hauptargumente gegen ein zweites Kind sind, werden auch die Gefühle und die Meinung des ersten Kindes für die Eltern ein immer stärker werdender Grund zur Besorgnis.
Im vergangenen Monat hatte sich eine schwangere Frau in Wuhan zu einer Abtreibung entschlossen, nachdem sie eigenen Angaben zufolge von ihrer 13-jährigen Tochter dazu gezwungen worden war. Ihre Tochter habe sie bedroht und Morddrohungen ausgesprochen, wenn sie das Kind bekäme, erklärte sie.
Auch Familie Zhao berichtet von massiven Problemen, nachdem sie ihrem Sohn angekündigt hatten, dass er ein Geschwisterchen bekommen soll.
“Wir hatten nicht erwartet, dass sich unser Sohn so verhalten würde”, erklärte der Vater. Sein Sohn habe eine schriftliche Erklärung verlangt, in der festgehalten werden solle, dass die Geburt des zweiten Babys das Leben des Sohnes nicht beinträchtigen werde.
Su Jichao ist Grundschullehrerin an einer Schule in Shijiazhuang, der Hauptstadt der Provinz Hebei.
Einige Schüler würden „überreagieren“, wenn sie die Nachricht von weiterem Nachwuchs in ihrer Familie bekämen, erklärte Su.
“Diese Kinder entwickeln sich unter Umständen in die falsche Richtung“, sagte Su. Sie seien aggressiver und häufiger in Streitereien mit ihren Klassenkameraden verwickelt. „Wir glauben, dass sie dadurch mehr Aufmerksamkeit von uns als Lehrern und von ihren Eltern bekommen wollen“, sagte Su weiter.
Die chinesische Regierung hatte ihre lang verfolgte Ein-Kind-Politik im vergangenen Jahr gelockert. Demnach können nun Paare, die selbst als Einzelkinder aufgewachsen sind, ein zweites Kind bekommen.
Die Statistik zeigt jedoch, dass von diesem Recht bislang in Beijing nur rund 6 Prozent der in Frage kommenden Personen Gebrauch machen.
In Shanghai ist die Rate sogar noch geringer.
(Quelle: german.china.org.cn)