China könnte Wachstumsziel für 2015 weiter senken
BEIJING, 3. März (Xinhuanet) -- Am 5. April wird Chinas Ministerpräsident Li Keqiang dem Nationalen Volkskongress (NVK) seinen Arbeitsbericht vorlegen. Es wird erwartet, dass er die Wachstumsziele für die Wirtschaft dabei weiter absenken wird.
China könnte sein wirtschaftliches Wachstumsziel für 2015 im Rahmen der kommenden Legislativsitzungen weiter senken, sagen ausländische und heimische Experten voraus. Das jährliche Treffen des Nationalen Volkskongresses – Chinas oberstem Gesetzgeber – startet in dieser Woche am 5. März, es verläuft parallel mit dem Treffen des Nationalen Komitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, dem obersten politischen Beratungsgremium. Wie in den vergangenen Jahren wird erwartet, dass der Premierminister einen Arbeitsbericht vorlegt, in dem auch das jährliche Wachstumsziel festgelegt wird. Im letzten Jahr lag dieses Ziel „ungefähr bei 7,5 Prozent“, doch es wurde knapp verfehlt, nachdem das Wirtschaftswachstum auf ein 24-Jahres-Tief von 7,4 Prozent fiel. Das letzte Mal hat China sein Wachstumsziel im Jahr 2012 gesenkt, als das Ziel noch bei 8 Prozent lag, was sieben Jahre lang unverändert blieb. 2012 wurde es um einen halben Prozentpunkt herabgesetzt.
Die wirtschaftlichen Indikatoren sind für Beginn 2015 enttäuschend, die Fabrikaktivitäten sind im Januar signifikant gefallen, die Konsumpreise sind auf ein Fünf-Jahres-Tief gesunken und der Handel liegt unter den Erwartungen. Das nährt Befürchtungen und Spekulationen, wonach die Regierung das Wachstumsziel für dieses Jahr weiter senken könnte. Obwohl es ziemlich riskant ist, eine dermaßen wichtige Entscheidung vorauszusagen, sind sich Ökonomen einig, dass China das Wachstumsziel weiter senken wird. Die chinesische Führung hat bereits anklingen lassen, dass eine niedrigere Wachstumsrate um beispielsweise sieben Prozent akzeptabel wäre. Noch im letzten November sagte Präsident Xi Jinping im Rahmen des Gipfeltreffens der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC): „Selbst eine Wachstumsrate von sieben Prozent würde China an der Weltspitze platzieren, sowohl bei der Geschwindigkeit als auch beim Volumen.“
Wang Xiaoguang, ein Wissenschaftler an der chinesischen Akademie für Regierungsarbeit sagte, dass die Entscheidung bei der Regierung liege, nachdem das Festlegen spezifischer Ziele momentan unklar sei. Die Ökonomen von Barclays schrieben in einer Abhandlung in der letzten Woche, dass sie die Ziele der Regierung bei Wachstum und Inflation jeweils bei 7 und 3 Prozent einschätzen würden. Zu den weniger optimistischen Beobachtern zählt der Internationale Währungsfonds (IMF), der die Aussichten bezüglich China bei 6,8 Prozent für 2015 und 6,3 Prozent für 2016 geschätzt hat. Der frühere Chef-Ökonom und Vizepräsident der Weltbank, Justin Yifu Lin beharrte im Januar noch darauf, dass China in der Lage wäre, für die nächsten 10 bis 15 Jahre weiterhin um 7 bis 7,5 Prozent zu wachsen.