„Neue Normalität": Herausforderung für Armutsbekämpfung
BEIJING, 10. März (Xinhuanet) -- Tief im Funiu-Gebirge in der Gemeinde Luoning im Südwesten der Provinz Henan wohnt die Familie von Qu Shujie. In den drei Häusern aus Lehm gibt es nur eine Lampe und einen alten Fernseher. Die zwei Töchter schlafen auf einem ein Meter breiten Bett aus Holzbrettern. Qu Shujies Frau ist geistig und körperlich behindert. Der 55 Jährige sieht älter aus als er ist. Drei Monate muss er im Jahr in die Städte gehen, um dort Geld zu verdienen. Manchmal findet er keinen Job.
Die Gemeinde Luoning gehört zu den ärmsten Gebieten der Provinz. Die Hälfte der Familien im Dorf Huangcun, wo Qus Familie wohnt, leben in Armut. Jede Person besitzt durchschnittlich 600 Quadratmeter Ackerland, das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass ein Fußballfeld ca. 7.000 Quadratmeter misst. Im Dorf gibt es auch keine Fabriken. „Viele Familien geben jährlich weniger als zehn Yuan für Strom aus", sagte der Parteisekretär von Huangcun, Huang Xiuzhong.
In China gibt es über 70 Millionen Menschen wie Qu Shujie. Genau diese Gruppe will die chinesische Regierung noch vor 2020 aus der Armut holen. Wie Staatspräsident Xi Jinping am Sonntag bei seiner Teilnahme an der Diskussion der Guangxi-Delegation des 12. NVK betonte, soll die Armutsbekämpfung in allen Gebieten und für alle Nationalitäten greifen. Armut dürfe nicht von Generation zu Generation vererbt werden.
Die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft stellt nun eine neue Herausforderung für die Armutsbekämpfung dar. Unter der neuen Normalität wird sich das Wachstum von einer hohen auf eine gemäßigte Geschwindigkeit einpendeln.
Rückständige Kapazitäten bei der Umstrukturierung würden abgeschafft, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, meinte Fan Xiaojian von der Beratungskommission für Armutsbekämpfung im Staatsrat. Dieser Prozess sei verbunden mit der Beschäftigung, die letztlich eng zusammenhängt mit der Armutsbekämpfung.
Im Jahre 2011 wurde die Armutsgrenze auf ein Jahreseinkommen von 2.300 Yuan RMB angehoben, die umgerechnet 344 Euro liegen doppelt so hoch wie noch im Jahre 2009. In Deutschland gilt eine Person schon als arm bei 979 Euro Netto im Monat. Mit den nach oben korrigierten Grenzen in China stieg die Zahl der in Armut lebenden Menschen in den ländlichen Gebieten von 26,9 Millionen auf 128 Millionen.
Auch nach der „neuen Normalität" konnte China in insgesamt vier Jahren mehr als 52 Millionen Menschen aus der Armut helfen. Doch die Schwierigkeiten nehmen zu. „Orte, die über recht gute Bedingungen verfügen, sind schon reicher geworden. Die übrigen sind harte Knochen", erklärte der Direktor des Büros für Armutsbekämpfung im Staatsrat, Liu Yongfu.
Zu den harten Knochen gehören Familien wie Qu Shujies, die an Krankheiten leiden, und Familien, die alleine tief im Gebirge wohnen. Letzteres gilt für Yan Jianmin aus der Provinz Henan. Die nächste Straße liegt 40 Minuten Fußmarsch entfernt. Das jährliche Einkommen der Familie beträgt 10.000 Yuan. Bei einem Umzug würden Subventionen von 30.000 Yuan gezahlt. Doch ein Umzug ist teurer. Mindestens 70.000 Yuan würde das die Familie kosten. Ein Preis, den sie sich nicht leisten kann.
„Der nächste Schritt der Armutsbekämpfung ist die Ausarbeitung von präziseren Maßnahmen für jede einzelne Familie", meinte Su Zhanwu vom Büro für Armutsbekämpfung der Gemeinde Luoning. Zudem soll es eine breitere Beteiligung geben. So hat der Staatsrat im Dezember vergangenen Jahres Vorschläge zur Ermutigung aller Gesellschaftsschichten zur Teilnahme an der Armutsbekämpfung veröffentlicht. Wie Liu Yongfu vom Staatsrat mitteilte, wurden auch viele Unternehmen zu mehr Engagement angehalten. Staatseigene Firmen wollen nun die Infrastruktur in knapp 15.000 Dörfern verbessern.
(Quelle: german.cri.cn)