Großteil der Beijinger Altersheime vor Privatisierung

BEIJING, 7. Aug (Xinhuanet) -- Mehr als 200 Millionen Senioren im Alter von über 60 Jahren leben heute in China. Eine Folge der fortschreitenden Alterung der chinesischen Gesellschaft. Immerhin ein Fünftel dieser Menschen kann nicht selbst für sich sorgen, der Bedarf nach speziellen Dienstleistungen für Ältere schießt dementsprechend in die Höhe. In Metropolen wie Beijing werden die Betten in öffentlichen Altersheimen knapp, teilweise müssen Bewerber mehrere Jahre warten, bis sie in eine der Einrichtungen einziehen können. Die Beijinger Behörde für zivile Angelegenheiten hat nun angekündigt, diesen Engpass mit einer sukzessiven Privatisierung eines Großteils der 215 öffentlichen Seniorenheime beseitigen zu wollen. Die von der Privatisierung ausgenommenen Einrichtungen sollen nach der Reform bevorzugt Senioren aufnehmen, die auf Staatshilfen angewiesen sind, aus armen Familien stammen, ihr einziges Kind verloren haben oder das 70. Lebensjahr überschritten haben.

Prof. Lu Jiehua von der Peking-Universität sieht in der geplanten Privatisierung vor allem eine effiziente Umverteilung der Ressourcen. Öffentliche Seniorenheime würden nach der Reform für die Grundversorgung zuständig sein, während private Einrichtungen der Gesellschaft gehobene Dienstleistungen anbieten:

„Ich bin der Ansicht, dass diese Maßnahme für die künftige Entwicklung der Seniorenpflege sehr förderlich sein wird, denn damit können Altersheime in Beijing sich marktorientiert entwickeln. Noch mehr erstklassige Dienstleistungen, die den Bedürfnissen der Senioren entsprechen, können so angeboten werden. Wer besonders gute Dienstleistungen im Angebot hat, wird vermehrt von den Kunden ausgewählt werden."

Erst kürzlich hat der „Forschungsbericht zur Entwicklung der Altersheime in China" den gegenwärtigen Zustand dieses Sektors zusammengefasst und Empfehlungen ausgesprochen. Demnach müsse einerseits die Zahl der Altersheime in China kontinuierlich gesteigert, andererseits die regionale Verteilung der Einrichtungen verbessert werden. Laut dem Bericht stand fast die Hälfte der untersuchten Seniorenpflegeeinrichtungen nahezu leer, eine große Diskrepanz bei Angebot und Nachfrage in Städten und Landregionen sei offensichtlich. Dazu der Vizedirektor des Nationalen Komitees für Senioren, Wu Yushao:

„Es gibt auf dem Markt fast nur Luxus-Altersheime oder ganz einfache Einrichtungen mit der nötigsten Basisausstattung. Der Anteil mittelklassiger Altersheime, die den Bedürfnissen der meisten Senioren wirklich entsprechen, ist verhältnismäßig niedrig. Es zeichnet sich eine sogenannte ‚hantelförmige' Verteilung ab, was dazu führt, dass die Nachfrage der großen Mehrheit nicht befriedigt werden kann."

Prof. Lu Jiehua von der Peking-Universität weist auf eine weitere wichtige Entwicklung hin. Mittlerweile würden 90 Prozent der Senioren zu Hause oder in ihrem Wohnviertel versorgt. Daher müssten auch diese beiden Modelle der Alterspflege kontinuierlich gefördert und ausgebaut werden:

„Vor dem Hintergrund der künftigen Entwicklung und der traditionellen Vorstellung von Alterspflege gibt es vielleicht noch eine wichtigere Problemstellung als die der Seniorenpflege in den Altersheimen: wie können wir die Effektivität und Qualität der Altersversorgung zu Hause und im Wohnviertel erhöhen? In Beijing sind zum Beispiel Ideen zur Errichtung von Seniorenzentrum im Wohnviertel und eines speziellen Bettensystems für die Versorgung innerhalb von Familien ins Leben gerufen worden. Diese Projekte werden Schwerpunkte kommender Reformen sein, die Umsetzung dürfte sich aber noch schwieriger gestalten, als bei der Umstrukturierung der Altersheime."

(Quelle: german.cri.cn)

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