Financial Observer: Die Internationalisierung des Renminbi wird den nächsten Schritt in der Schweiz machen
GENF, 20. Oktober (Xinhua) -- Die Finanzaufsichtsbehörde der Schweiz hat am 20. Oktober dem Reporter der Xinhua-Nachrichtenagentur bestätigt, dass die China Construction Bank eine Banken-Geschäftslizenz in der Schweiz erhalten hat. Somit kann sie in Zürich eine Bankenfiliale eröffnen und Geschäfte in Renminbi (RMB) verrechnen.
Wahrscheinlich werde die China Construction Bank schon vor Ende des Jahres in Zürich Geschäfte in RMB akzeptieren. Zürich werde nach London, Frankfurt und Luxemburg voraussichtlich ein weiteres europäisches Offshore-RMB-Handelszentrum. Die RMB-Internationalisierung habe damit einen weiteren Schritt nach vorne gemacht.
Die Bedingungen sind reif
Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren aktiv darauf vorbereitet, ein Offshore-RMB-Handelszentrum zu werden.
Im Juli 2014 hatten die Schweizer Zentralbank und die Chinesische Notenbank ein Währungs-Swap-Abkommen unterzeichnet. Damit solle dem chinesisch-schweizerischem Handel sowie schweizerischen Offshore-RMB-Fonds Liquiditätsunterstützung zur Verfügung gestellt werden.
Im Januar dieses Jahres kündigte die chinesische Zentralbank ferner an, die Regionen für Pilotprojekte für RMB-qualifizierte ausländische institutionelle Investoren auf die Schweiz auszuweiten. Die Investitionshöhe beträgt 50 Milliarden RMB. Dies hat nicht nur die Bedingungen für Investoren aus der Schweiz verbessert, in den chinesischen Kapitalmarkt zu investieren, sondern auch die Kanäle für Auslandsinvestitionen in RMB erweitert.
Gleichzeitig haben die Zentralbanken beider Länder ein Kooperations-Abkommen unterzeichnet. Dieses sieht eine Vereinbarung vor, in der Schweiz eine Clearing-Stelle für mit RMB-Verrechnung verbundene Angelegenheiten aufzubauen.
Im April dieses Jahres bewarb sich die China Construction Bank als erstes Geldhaus mit chinesischem Kapital für eine Banken-Geschäftslizenz bei der Schweizer Finanzmarkaufsichtsbehörde.
Trendförderung
„Der Status des RMB im internationalen Handelsbereich wird zunehmend wichtiger. Als eins der weltweiten wichtigen Finanzzentren muss die Schweiz den RMB in ihr Finanzdienstleistungssystem integrieren“, sagte Heinrich Siegmann, ein Senior-Berater bei der Schweizer Bankenvereinigung.
Laut den am 6. Oktober veröffentlichten Daten der Weltbank hat der RMB im August zum ersten Mal den Yen überholt und ist somit zur weltweit viertgrößten Zahlungswährung geworden. Der RMB erreichte im globalen Zahlungssystem einen Marktanteil von 2,79%.
Siegmann sagte, dass der Schweizer Bankensektor als einer der größten Vermögensregulatoren der Welt natürlich hoffe, seinen Kunden eine Vielzahl an Investitions- und Finanzierungskanälen anzubieten. Gegenwärtig bekunden zahlreiche Kunden großes Interesse gegenüber der RMB-Verrechnung von Finanzprodukten.
Abgesehen von der Kunden-Zufriedenheit habe der Schweizer Bankensektor auch das zunehmende Wachstum von chinesischem Privatvermögen erkannt. Der Schweizer Bankensektor hoffe ebenfalls RMB-Verrechnungskonten und Finanzdienstleistungen einzuführen, um die Bedürfnisse von potentiellen chinesischen Kunden zu befriedigen, Investitionen in ihrer eigenen Währung zu verwalten.
Siegmann wies auch darauf hin, dass die Schweiz der weltweite Handelsplatz für Rohstoffe sei - und China eine der Top-Destinationen für Rohstoffgüter. Der generelle Trend gehe dahin, dass der RMB künftig zu einer Hauptverrechnungswährung für den Rohstoffhandel werde. Sobald die Schweiz zum Offshore-RMB-Handelszentrum geworden ist, werde es bequemer sein, Rohstoffhändlern auf RMB-Verrechnung basierende finanzielle Instrumente und Handelsdienstleistungen anzubieten.
Europas „Brückenkopf“
Dass die Schweiz voraussichtlich zum Offshore-RMB-Handelszentrum wird, ist auch für China von Nutzen.
Der Wirtschafts- und Handelssekretär der Schweizer Botschaft in China, Cai Fangcai, sagte, dass große und mittelgroße chinesische „Export“-Unternehmen sowie eng mit China kooperierende Schweizer Unternehmen die ersten Profiteure sein werden. Am 1. Juli 2014 ist das Freihandelsabkommen mit der Schweiz in Kraft getreten, das die Bequemlichkeit und Beliebtheit des RMB im Ausland vorantreiben soll. Darüber hinaus soll es chinesischen Unternehmen erleichtern, in der Schweiz RMB-Geldmittel für ihre Aktivitäten zu bekommen.
Einhergehend mit der Beschleunigung der Internationalisierung des RMB wird der Gebrauchsanteil des RMB im bilateralen Handel und Export von Finanzprodukten weiter zunehmen. Dies werde nicht nur mehr chinesische „Export“-Unternehmen anlocken, sich in der Schweiz niederzulassen, sondern wird auch Schweizer Unternehmen helfen, ihr China-Geschäft auszubauen.
Aktuell sind London, Frankfurt und Luxemburg die drei größten Offshore-RMB-Zentren. Nach Angaben des Geschäftsführers der luxemburgischen Finanzförderungsagentur, Nicolas Mackel, erfüllen diese drei großen Zentren jeweils die Aufgaben eines Offshore-RMB-Devisenmarkts, der RMB-Geschäftsabwicklung und der RMB-Wertpapieranlage.
Im Vergleich dazu habe die Schweiz einen einzigartigen Vorteil. Die Schweiz liegt in Europa, jedoch nicht in der Europäischen Union und habe daher bei einigen Aspekten eine größere Flexibilität. Chinesische Unternehmen, die überlegen in Europa Geschäfte zu machen, können durch den „Brückenkopf“ der Schweiz ihre Wirtschafts- und Handelsnetzwerke mit anderen europäischen Ländern erweitern.
Gleichzeitig biete die Schweiz auch in der Versicherungsindustrie und im Finanzmanagement große Vorteile. Dies sei auch eine wertvolle Erfahrung für China, das derzeit seine Finanzreformen ausweitet.
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