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Wohnen bei einer deutschen Familie

Um etwas Neues zu erleben, suchte ich auf „Couchsurfing“ einen „Host“ (Gastgeber) in Stuttgart. „Couchsurfing“ ist eine Website, wo man kostenfreie Schlafplätze von anderen angeboten bekommt und auch für andere anbieten kann. Mitte Oktober bin ich dann mit einer Studienkollegin nach Stuttgart gefahren.

Unser Gastgeber in Stuttgart war eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Die Tochter ist drei Jahre alt und der Sohn ist erst eins. Der Vater kommt ursprünglich aus Ungarn und nachdem er in Deutschland das Studium abgeschlossen hatte, ist er hier geblieben. Sie wohnen am Stadtrand, wo es ein Naturschutzgebiet gibt, weshalb die Landschaft wunderbar und auch die Luft sehr gut ist.

In der ganzen Siedlung gibt es viele Kinder. Als wir ankamen, regnete es, trotzdem fuhren viele Kinder Fahrrad und Skateboard. Meiner Meinung nach ist Deutschland wirklich ein sicheres Land. Die deutschen Eltern lassen ihre Kinder frei draußen spielen, während die chinesischen Eltern ihren Nachwuchs immer im Auge behalten möchten.

Der erste Abend war ein Freitag, also waren die Kinder bei ihren Großeltern, weil das bei ihnen eine Familientradition ist. Dadurch können die Eltern ein bisschen Ruhe haben. Es ist aber gar nicht normal für die anderen deutschen Familien, ihre Kinder bei den Großeltern zu lassen. Die Mutter hat uns gesagt, dass in Deutschland immer die Mütter und nicht die Väter dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sich die Kinder nicht gut benehmen. Außerdem nenne man eine Mutter, die ihre Kinder zu einer Tagesmutter oder zu den Großeltern bringt, eine „Rabenmutter“. Dieses Wort gibt es so nur auf Deutsch.

Am nächsten Abend waren die Kinder wieder zu Hause. Sie waren am Anfang sehr zurückhaltend und schüchtern. Das Mädchen spricht schon gut Deutsch und ihr Wortschatz ähnelt meinem, während ihr Bruder noch nicht sprechen kann. Zu Hause sprechen sie sowohl Deutsch als auch Ungarisch, während ihre Tagesmutter Französisch spricht. Später werden sie in der Schule noch Englisch lernen. Das findet die Mutter gut.

Zum Abendessen hatten wir Salat, der mir sehr gut geschmeckt hat, aber die Kinder hatten keine Lust auf Gemüse. Sie wollten immer nur spielen, laufen und schreien. Nachdem wir mit einem „Selfiestick“ Fotos gemacht hatten, wollten sie das auch ausprobieren. Sie haben mit meinem Handy mehr als 100 Fotos gemacht, wovon aber nur ein paar Fotos scharf waren. Am Abend schauten sie Zeichentrickfilme an. Ihre Mutter hofft, dass sie dadurch Deutsch lernen. Viele Eltern glauben, Fernsehen mache Kinder dumm, aber in dieser Familie denken sie anders. Die Kinder gingen erst nach 22:00 Uhr schlafen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Mutter und wir schon ganz müde.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich ausschlafen, aber die Kinder sind sehr früh aufgewacht, also konnten die anderen auch nicht lange schlafen. Die beiden haben immer so viel Energie. Wir gingen gegen Mittag weg. Das Ehepaar war sehr freundlich und der Mann fuhr uns zur Haltestelle. Wir bedankten uns vielmals für ihre herzliche Gastfreundschaft und auch die leckeren deutschen Gerichte.

Das Wohnen bei dieser Familie hat mir so viele neue Eindrücke geboten. Dieses Erlebnis war ausgezeichnet und die Erinnerung wird mir immer bleiben. Ich würde die Familie sehr gerne in zehn Jahren noch einmal besuchen, da ich neugierig bin, wie sich die Kinder entwickeln werden.

(Die Verfasserin, Bachelorstudentin im dritten Studienjahrgang an der Deutschen Fakultät der SISU, studiert momentan als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth.)

(Quelle: de.shisu.edu.cn)

 

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