Xinhuanet Deutsch

Österreichische Botschafterin in China: Chinas Leistungen bei Armutsbekämpfung äußerst beeindruckend

German.xinhuanet.com | 17-03-2017 14:32:01 | Xinhuanet

Die österreichische Botschafterin Irene Giner-Reichl (Foto von der Österreichischen Botschaft bereitgestellt)

BEIJING, 17. März (Xinhuanet) --Die einmal pro Jahr stattfindenden „Zwei Tagungen“ (Jahrestagungen des Nationalen Volkskongresses Chinas und des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes) eröffneten feierlich in Beijing. Die österreichische Botschafterin in China Dr. Irene Giner-Reichl nahm ein exklusives Interview mit Xinhuanet über wichtige Themen wie die Aussichten der chinesischen Wirtschaftsentwicklung, globale Ordnungspolitik und grüne Entwicklung an. Giner-Reichl sagte, dass Chinas Leistungen bei der Armutsbekämpfung äußerst beeindruckend seien, und wünsche China eine frühere Verwirklichung des Ziels, den umfassenden Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand zu vollenden.

Xinhuanet: Die einmal pro Jahr stattfindenden „Zwei Tagungen“ sind ein wichtiges Fenster zum Erfassen von Chinas Entwicklungspuls. Können Sie uns bitte sagen, welche Themen Sie bei den diesjährigen „Zwei Tagungen“ am meisten beachten werden?

Giner-Reichl: Vor allem interessiert mich, welche Weichen für die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung - Stichwort Schere zwischen Arm und Reich - des Landes gestellt werden und wie es mit der Bewältigung der Umweltprobleme weitergehen wird. Das sind wichtige Themen auch für unsere in China tätigen Unternehmen.

Xinhuanet: Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping betonte, dass China plane, all seine Armen bis 2020 aus der Armut zu heben. China hat sein Ziel, im Jahr 2016 10 Millionen Landbewohner aus der Armut zu heben, überschritten. Also, wie beurteilen Sie die Leistungen, die von China erzielt wurden, um die Armut zu lindern?

Giner-Reichl: Die Leistungen Chinas bei der Armutsbekämpfung sind äußerst beeindruckend. In der internationalen Entwicklungsdiskussion wird die von China gewählte Vorgangsweise - Bereitstellung von Infrastruktur durch den Staat, damit sich anschließend das Kleinunternehmertum auch in vormals sehr armen Gebieten rasch entwickeln kann - mit großem Interesse studiert. Ich wünsche China, dass es gelingt, den umfassenden Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand zu vollenden.

Xinhuanet: In diesem Jahr wird China das erste „Ein Gürtel und eine Straße“-Forum für Internationale Kooperation veranstalten. An welchen Themen sind Sie interessiert?

Giner-Reichl: "一带一路“ war das Hauptgesprächsthema beim Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer mit Staatspräsident Xi Jinping im März 2015. Österreich ist Gründungsmitglied der AIIB. Die österreichische Wirtschaftskammer ist Gründungsmitglied der Seidenstraßen-Plattform der Handelskammer. Aufgrund der Geographie ist Österreich besonders an Transport-Infrastruktur interessiert. Unsere Unternehmen haben großes Know-how in Ost-und Südosteuropa sowie in Zentralasien. In diesen Regionen können wir interessante Partner für chinesische Unternehmen sein. Natürlich ist auch der Mensch-zu-Mensch-Austausch sehr wichtig für uns: Tourismus, Kultur, Sport bilden schöne und wichtige Brücken zwischen Regionen, Städten, einzelnen Menschen.

Xinhuanet: Im Jahr 2016 betrug Chinas Wirtschaftswachstum 6,7 Prozent, während die Wirtschaftsleistung zum ersten Mal 70 Billionen Yuan durchbrach. Wie sehen Sie den zukünftigen Entwicklungstrend der chinesischen Wirtschaft? Welchen Einfluss hat die wirtschaftliche Entwicklung Chinas auf die Weltwirtschaft?

Giner-Reichl: Ich denke, China wird auch weiterhin ein wichtiger Wachstumsmotor sein.

Xinhuanet: Die großen Entwicklungsfragen, wie der Klimawandel und der Umweltschutz, sind bereits länderübergreifend. Die Menschheit muss sich dem Ganzen gemeinsam stellen und sie durch gemeinsame Beteiligung bewältigen. Welche Rolle spielt China Ihrer Meinung in der globalen Ordnungspolitik?

Giner-Reichl: Wir sehen, dass China in den Vereinten Nationen, in der G20 und in regionalen Kontexten eine zunehmend sichtbare Rolle spielt und Gestaltungsmöglichkeiten ergreift. Persönlich freue ich mich sehr über das chinesische Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und zur Umsetzung der Agenda 2030.

Xinhuanet: China unternimmt große Anstrengungen, um ein schönes China aufzubauen. Verfügt Ihr Land über fortgeschrittene Technologien oder Konzepte des Umweltschutzes, die sich China zum Vorbild nehmen könnte?

Giner-Reichl: Wir arbeiten intensiv mit chinesischen Institutionen im Bereich Umweltschutz, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und andere Umwelttechnologien zusammen. Viele unserer Unternehmen sind Weltmarktführer und in China erfolgreich tätig. Aus österreichischer Sicht sind für erfolgreichen Umweltschutz auch gute Regelwerke, effektives Monitoring und der gute Zugang zu Information für die Bevölkerung wichtig. Wir tauschen uns zu diesen Fragen mit unseren chinesischen Ansprechpartnern aus.

Xinhuanet: Wie beurteilen Sie die Erfolge des bilateralen Austausches zwischen China und Österreich im vergangenen Jahr? Welche Perspektiven haben Sie für die Kooperation der beiden Länder im Jahr 2017?

Giner-Reichl: Ich freue mich über die zunehmend intensiveren Beziehungen. Handel, Tourismus, Kooperationen im Wintersport - im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in Peking 2022- entwickeln sich sehr positiv, wir erwarten für 2017 auch einen regen Besuchsaustausch in beide Richtungen. Wir werden am hochrangigen Seidenstraßen-Dialog auf Ministerebene teilnehmen. Wir werden weitere Fortschritte bei der Zusammenarbeit in Rechtsfragen erzielen und hoffentlich ein fast fertig verhandeltes Bilaterales Rechtshilfe-Abkommen unterzeichnen können. Unsere Lebensmittelindustrie freut sich darauf, bald Schweinefleisch und andere Hochqualitätsprodukte nach China exportieren zu können.

Weitere Artikel
010020071360000000000000011100001361364881