Essentieller Leitfaden zum Verständnis der „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative
BEIJING, 13. Mai (Xinhuanet) -- Beijing rollt in dieser Woche den roten Teppich aus, mit Tausenden von Delegierten, darunter mehr als zwei Dutzend Staats- und Regierungschefs, die eintreffen, um an der Eröffnung des „Gürtel und Straße”-Forums für Internationale Kooperation teilzunehmen.
Im Vorfeld des Gipfels am 14. und 15. Mai ist „Ein Gürtel und eine Straße“ zu einem Schlagwort, das mit vielen Bemühungen verbunden ist, geworden. Die Gastgeberstadt dekorierte sogar eine ihrer verkehrsreichsten Straßen mit kamelförmigen lebendigen Skulpturen, einem Zeichen der alten Handelswege, die sich in moderne Netzwerke der Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten entwickeln.
Doch lässt man die Fanfaren beiseite, was ist die „Ein Gürtel und eine Straße“-Initiative wirklich? Xinhua konsultierte politische Entscheidungsträger und Akademiker, um einige der häufig gestellten Fragen über die Initiative zu beantworten.
-- Was ist die „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative?
Die „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative wurde vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping im Jahr 2013 vorgeschlagen, um neue Gebiete für die internationale Kooperation zu erfassen. China lädt Länder und Regionen ein, gemeinsam den Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel und die Maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts zu errichten.
Ihren Namen von den antiken Handelsrouten nehmend, beschäftigt sich die Initiative dennoch mehr mit dem Handel und deckt ein großes Stück der Weltregionen ab.
Die Initiative – ein abstrakter Begriff – ist im Wesentlichen eine neue offene Plattform, auf welcher Länder in Eurasien und darüber hinaus die wirtschaftliche und kulturelle Kooperation stärken können, um gemeinsamen Wohlstand zu erreichen.
-- Wo genau ist „der Gürtel“ und „die Straße“?
Auf der Grundlage archäologischer Funde waren Historiker in der Lage, die Routen der antiken Seidenstraße auf einer Karte zu zeichnen, während Wirtschaftsplaner im Rahmen der heutigen Initiative mindestens fünf Routen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit vorschlagen.
Drei von ihnen sind über Land:
-- Nordwest-, Nordostchina-Zentralasien-Russland-Europa-die Ostsee;
-- Nordwestchina-Zentral-, Westasien-der Persische Golf-das Mittelmeer;
-- Südwestchina-Indochina-Halbinsel-der Indische Ozean.
Zwei sind auf dem Meer:
-- Küste Chinas-das Südchinesische Meer-die Straße von Malakka-der Indische Ozean-Europa;
-- Küste Chinas-das Südchinesische Meer-der Südpazifik
-- Ist es eine von China inszenierte Strategie?
Nein. Als China die Initiative vorgeschlagen hat, beabsichtigt es nicht, vorzuschreiben, wie diese zu funktionieren hat. „Ein Gürtel und eine Straße“ ist nicht Chinas Soloaufführung, sondern ein Chor aller teilnehmenden Länder.
Projekte im Rahmen der Initiative folgen den Prinzipien der „umfassenden Konsultation, gemeinsamen Beiträge und geteilten Vorteile.“ Alle betonen ihre Offenheit und Inklusivität.
In der Tat weist die Benennung „Initiative“ anstelle von „Strategie“ darauf hin, dass ihr Erfolg von der Zusammenarbeit abhängt. Der Region fehlt es nicht an guten Vorbildern wie der Chiang Mai Initiative, die als freiwillige bilaterale Währungsswaps begann, aber schließlich zu einer regionalen Devisenreserve wurde.
-- Schließt sie bestimmte Länder aus?
Nein. Die Initiative ist keine neue Version des Marschallplans, der nur Hilfe für amerikanische Verbündete gab. Die „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative ist, im Gegensatz, offen für alle. Die Unbestimmtheit der geografischen Grenzen der Initiative hilft ebenfalls. Es wurden keine Gitter aufgestellt und Länder müssen nicht ihre Wege in die Initiative verhandeln.
Über 100 Länder, Regionen und internationale Organisationen haben optimistisch auf die Initiative reagiert. China unterzeichnete Kooperationsvereinbarungen mit 40 von ihnen.
-- Sind regionale Integration und Freihandelszonen das Ziel?
Nicht unbedingt. China drängt nicht auf die regionale Integration über die „Ein Gürtel und eine Straße“-Plattform. Manchmal genügt die Unterzeichnung einer Absichtserklärung, um ein Großprojekt oder eine Investition zu starten.
Letzten Endes ist die „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative keine weitere Transpazifische Partnerschaft oder Transatlantisches Freihandelsabkommen. Beide wurden als Handelsabkommen konzipiert, während der Handel nur ein Teil der „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative war.
-- Was beinhaltet sie dann in der Praxis?
Fünf Bereiche wurden ausgewählt, um die Initiative voranzutreiben: politische Koordination, Vernetzung der Einrichtungen, ungehinderter Handel, finanzielle Integration, und Mensch-zu-Mensch-Verbindungen.
Obwohl die „Ein Gürtel und eine Straße”-Initiative mehr als ein Handels- und Infrastrukturnetzwerk ist, umfassen viele der früheren Projekte eine große Menge an Infrastrukturaufbau – Straßen, Eisenbahnschienen, Häfen, Flughäfen, Pipelines und Glasfaser.
Sechs Wirtschaftskorridore auf dem Land sind geplant. Der prominenteste – der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor – hat einen schnellen Fortschritt erlebt, mit großen Autobahn-, Hafen- und Stromprojekten, die im Gange sind.
Der Seidenstraßen-Fonds und die Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank wurden gegründet, um Entwicklungsprojekte in der Region und darüber hinaus zu finanzieren. Die Kreditinstitute verstärkten die Kreditvergabe, während Geschäftsbanken neue Filialen eröffneten, und mehr Länder Währungsswapvereinbarungen mit China unterzeichneten.
Die Zusammenarbeit wird auch beim Umweltschutz, bei der Erhaltung von Wildtieren, bei der Intervention in den Klimawandel, bei der gemeinsamen maritimen Strafverfolgung, beim Austausch von Kultur, Kunst, und Bildung durchgeführt.
-- Welche Vorteile wird China aus ihr ziehen?
China hat in den vergangenen vier Jahrzehnten vor dem Hintergrund seiner Integration in die globale Wertschöpfungskette ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum erzielt. Es hat aktiv die Zusammenarbeit mit entwickelten Ländern gesucht und das Beste daraus gemacht.
Doch als China in die Rangstufe der Länder mit mittlerem Einkommen eingetreten ist, muss es nun neue Bereiche für die internationale Zusammenarbeit erkunden, um der Modernisierung seiner Industrien und der Umwandlung seiner Wirtschaftsstruktur zu helfen.
Seit vielen Jahren waren eingehende ausländische Direktinvestitionen (FDI) wichtig für eine Wirtschaft, die reich an Arbeitskräften, aber arm an Kapital war. Das hat sich geändert. Ausgehende Direktinvestitionen übersteigen die eingehenden FDI.
Chinas nicht-finanzielle ausgehende Investitionen stiegen im Jahr 2016 auf 170 Milliarden US-Dollar. Investitionen fanden ihren Weg in 164 Länder und Regionen.
Chinesische Unternehmen müssen nun neue Märkte in Übersee erkunden und die Initiative wird viele neue Gelegenheiten bringen. Ein neues Wachstumsparadigma könnte entstehen.
-- Welche Vorteile können andere Länder erhalten?
Um nur einige wenige zu nennen: Geld, Arbeitsplätze, bessere Straßen und Häfen, Wissen, und neue Wege, um zum Wirtschaftswachstum beizutragen.
Viele der „Ein Gürtel und eine Straße“-Länder sind Entwicklungsländer, welche Armut reduzieren, die Infrastruktur verbessern, und ihre Wirtschaft industrialisieren oder ausgleichen müssen. China kann mit seinem Kapital, seinen Erfahrungen, seinem Fachwissen und seinem Talent helfen. Angebot und Nachfrage eröffnen große Chancen für die Zusammenarbeit,
Diese Art von Zusammenarbeit bestand zwischen China und anderen Ländern vor der „Ein Gürtel und eine Straße“-Initiative. Aber es besteht kein Zweifel, dass die Schwerkraft der zukünftigen Zusammenarbeit zur „Ein Gürtel und eine Straße“-Plattform geneigt sein wird, welche viele bestehende Projekte aufgenommen hat.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)