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Spotlight: Chinesische Studenten in Deutschland werden wachsamer nach tragischem Tod von Mitstudentin

German.xinhuanet.com | 07-08-2017 15:51:11 | 新华网

BERLIN, 6. August (Xinhuanet) -- Das am Freitag gefällte Urteil in einem aufsehenerregenden brutalen Mordfall einer chinesischen Studentin in Deutschland hat gemischte Gefühle unter den lokalen chinesischen Studenten ausgelöst.

Obwohl sie verschiedene Ansichten zu dem Urteil haben, sind sie alle der Ansicht, dass die Erhöhung des Sicherheitsbewusstseins für die Zukunft sehr wichtig sei.

Li Yangjie, 25, eine chinesische Architekturstudentin verschwand am Abend des 11. Mai 2016 beim Joggen in der Stadt Dessau-Roßlau, der drittgrößten Stadt im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt.

Ihr entstellter Körper wurde zwei Tage später zurückgelassen in einem Gebüsch nahe des Tatortes gefunden, bevor die Polizei die damals 20-jährigen Verdächtigen identifizierte, einen männlichen und eine weibliche Verdächtige.

Am Freitag verurteilte das Landgericht Dessau-Roßlau den Vergewaltiger und Mörder Sebastian F. zu lebenslanger Haft und seine Komplizin Xenia I. Erhielt eine Jugendstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten für sexuelle Nötigung.

Laut den Ermittlern lockten die beiden Li in eine leerstehende Wohnung und missbrauchten sie sexuell und misshandelten sie körperlich. Als sie herausfanden, dass Li noch am Leben war, trugen sie das schwerverletzte Opfer hinaus und ließen sie draußen zurück.

Lis Anwalt Sven Peitzner verurteilte die Täter in einem Interview mit Xinhua: „Es ist sehr schlimm, was sie getan haben, weil sie vorgetäuscht haben, Hilfe zu benötigen und Li ihnen nur helfen wollte. Sie war ein nettes Mädchen und das haben sie ausgenutzt, was es noch schlimmer macht.“

DER GERECHTIGKEIT GENÜGE GETAN, ABER NICHT VOLLSTÄNDIG

Während die meisten chinesischen Studenten das lebenslange Urteil für Sebastian F. als gerecht betrachteten, waren sie auch verwirrt über die leichte Bestrafung seiner Komplizin Xenia I.

„Der Gerechtigkeit ist endlich Genüge getan, ich fühle, wie mein angestauter Zorn zu dem Mord etwas nachlässt“, sagte Yang Xiaojuan, eine Doktorandin der Freien Universität Berlin, in einem Kommentar zu dem Schuldspruch.

Chen Cheng, ein Doktorand der Humboldt-Universität in Berlin, sagte gegenüber Xinhua, er sei der Ansicht, dass die leichte Bestrafung der Komplizin keine effektive Warnung und Abschreckung darstelle.

Seine Meinung wurde auch von Lu Xiaozheng bestätigt, Leiterin der Vereinigung chinesischer Studenten und Gelehrter der Technischen Universität Berlin, die nicht verstehen konnte, warum das Gericht die Komplizin nach dem Jugendstrafgesetz verurteilte: „Trotz ihres jungen Alters ist sie mental sehr erwachsen und sollte vollständig in der Lage sein, die Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen.“

Peitzner sagte, er sei unzufrieden mit dem Urteil des Gerichtes, dass Xenia in Bezug auf den Mord unschuldig sei. „Wir sind überzeugt, dass Xenia mehr getan hat, als das Gericht annimmt”, sagte Peitzner, der hinzufügte, dass es Beweise dafür gebe, dass die Frau auch an dem Mord mitgewirkt habe und dass sie gegen das Urteil der Frau Berufung einlegen werden.

WACHSAMER SEIN

Chen Cheng sagte, dass der Fall eine gewisse Panik unter den chinesischen Studenten in Deutschland ausgelöst hatte. Viele ihm bekannte chinesische Mädchen kauften Pfeffersprays und Pfeifen, nachdem sie von dem entsetzlichen Fall gehört hatten.

Yang Xiaojuan gab das Joggen auf, nachdem sie die Nachricht gehört hatte und geht seither für Sport nur noch ins Fitnessstudio.

Li Fall wurde von einem ähnlichen Fall in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr gefolgt. Zhang Yingying, eine Gastwissenschaftlerin an der University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC), wurde zuletzt gesehen, als sie im Juni in einen von einem 28-jährigen weißen Mann gefahrenen schwarzen Saturn Astra einstieg. Zhang, 26, wird vom FBI als verstorben angenommen. Der Fall löste eine erneute Schockwelle in den chinesischen Überseestudenten aus.

Chen Cheng sagte, dass die chinesischen Studenten nach den beiden Fällen wachsamer wurden und sich ihre Eltern zu Hause um ihre Sicherheit sorgten.

Laut einem Bericht des Center for China and Globalization, einem in Beijing ansässigen Think-Tank, studierten im Jahr 2015 insgesamt 1,26 Millionen Chinesen im Ausland, ein Viertel der Gesamtzahl der internationalen Studenten auf der ganzen Welt. Die Zahl soll Erwartungen zufolge noch steigen.

Die chinesische Botschaft in Deutschland schätzte, dass es in Deutschland etwa 50.000 chinesische Gelehrte und Studenten gibt.

„Das Sicherheitsbewusstsein der chinesischen Gelehrten und Studenten zu erhöhen, steht an der Spitze unserer Arbeitsagenda“, sagte Fang Qiang, erster Sekretär der Bildungsabteilung der chinesischen Botschaft in Deutschland und fügte hinzu, dass die Botschaft jedes Jahr öffentliche Bildungsveranstaltungen zur persönlichen Sicherheit organisiere, als Teil der Einführung für Neuankommende.

Andererseits will er auch, dass Studenten und Eltern verstehen, dass Fälle wie Lis in Deutschland extrem selten sind.

Für Lu Xiaozheng ist derselbe Grad an Sicherheitsgefühl wie in China, schwer zu erreichen, weil es immerhin „eine ungewohnte Umgebung“ sei, doch sie gab jenen, die über ein Studium in Übersee nachdenken einen Ratschlag: „Gebt euren Plan nicht aus Sicherheitsbedenken auf, aber mehr Wachsamkeit ist notwendig.“

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

 

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