Xinhuanet Deutsch

Spotlight: Terroristische Angriffe plagen Europa wie Krebs

German.xinhuanet.com | 12-09-2017 14:46:04 | 新华网

Von Huang Yong, Zhai Wei, Tian Dongdong

BRÜSSEL, 11. September (Xinhuanet) -- Brüssel, das als Herz von Europa bekannt ist, erobert leicht das Herz von Neuankömmlingen mit seinem tausenden Hektar grünen Raum und Gebäuden im neoklassizistischen Stil.

Aber schwer bewaffnete Soldaten, die in Parks, Haltestellen und Touristenressorts patrouillieren, bringen die Menschen unmittelbar zurück zur Realität – diese Stadt, die dieses Jahr zwei Mal angegriffen wurde, befindet sich in Terrorismusgefahr.

Das, was in Brüssel geschieht, ist nur ein Auszug von ganz Europa. Die Bedrohung durch terroristische Angriffe jagt die Europäer unaufhörlich wie ein Geist. Europa, das von der Bedrohung geplagt wird, treibt rasant von einem Land der Ruhe weg.

DREI NEUE TRENDS BEI TERRORISTISCHEN ANGRIFFEN IN EUROPA

Trotz der Anti-Terrormaßnahmen, die von den europäischen Regierungen und der Europäischen Union (EU) ergriffen werden, nimmt die Zahl und Häufigkeit der terroristischen Angriffe stetig zu.

Bis Ende August bezeugte der gesamte Kontinent mindestens 13 terroristische Angriffe, wobei mindestens 58 Menschen in unter anderem Belgien, Großbritannien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Spanien und Schweden getötet und über 300 verletzt wurden.

„Sie [die Terroristen] streben nicht nach spektakulären Resultaten, wofür sie enorme Ressourcen verwenden, sondern sie wollen durch Häufigkeit ihre Gegner destabilisieren“, erzählte Frederic Gallois, ein ehemaliger Leiter der französischen Elite-Anti-Terroreinheit GIGN, lokalen Medien nach den doppelten Terrorangriffen in Barcelona. „Die Regelmäßigkeit ist das Problem.“

„Zurzeit ereignet alle vier bis sechs Wochen ein Angriff in Europa“, fügte er hinzu. Nach jeder Pause „sagt jeder zu sich selbst: irgendetwas wird passieren.“

Im Gegensatz zu anspruchsvoll geplanten Angriffen, wie am „11. September“, sind die terroristischen Aktivitäten von heute mit dem Angriffsstil der „einsamen Wölfe“ verflochten und den Organisierten. Außerdem waren die Verdächtigen der Angriffe in Barcelona und Finnland einfache Leute, die vorher keine Vorstrafen hatten, was die polizeilichen Untersuchungen nach den Angriffen schwieriger gestaltete. Und die Nutzung von sozialen Medien sowie alltäglichen Werkzeugen beim Begehen von Verbrechen erschwert das Aufspüren von Angriffen und die Vorbeugung.

Währenddessen sind viele Verdächtige von terroristischen Angriffen Nachfahren einheimischer Immigranten. Die europäischen Länder haben lange Zeit ein Auge bei der Tatsache zugedrückt, dass ihre Staatsbürger durch Extremismus inspiriert wurden und sich dem „Jihad“ im Mittleren Osten und Kriegsgebieten angeschlossen haben.

Während terroristische Gruppen, wie der Islamische Staat, im Mittleren Osten hart getroffen werden, kehren sie als legale Einwohner nach Europa zurück. Europol schätzt, dass die Zahl solcher Menschen bei über 5.000 liege und betrachte sie als ernste Angelegenheit.

TEUFELSKREIS VON GEWALT GEGEN GEWALT

Die Umgebung, die Extremismus nährt, sei nicht nur mit den sozialen und wirtschaftlichen Problemen in Europa verbunden, sondern werde auch durch die internationale Situation angetrieben, erzählte der verstorbene französische Philosoph Ruwen Ogien Xinhua im Jahr 2015.

Erstens haben die vermehrten terroristischen Angriffe in Europa viel mit der Interventionspolitik der europäischen Länder im Mittleren Osten zu tun. Die europäischen Länder, die um Ressourcen und Märkte kämpfen, haben lange Zeit versucht, ihren eigenen Einflussbereich dort aufzubauen.

Aber der einseitige Wettbewerb in der Region und die egozentrische Politik der europäischen Länder hat nicht nur die lokale wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt, sondern auch die arabische Industrialisierung behindert, was zu mehr Armut und Ungleichheit führte, was ein Nährboden für Terrorismus ist.

Die westlichen Länder, die nach Doppelmoral streben, haben die Antiterrorbekämpfung lange Zeit als ein Werkzeug zur Umsetzung ihrer „Politik im Mittleren Osten“ genutzt. Anstatt den Terrorismus zu eliminieren, hätten westliche Mächte den Boden für das Überleben des Terrorismus im Mittleren Osten geschaffen, was in Europa zu einem Teufelskreis der Gewalt gegen Gewalt geführt habe, sagte Shen Yihuai, ein Experte für europäische Angelegenheiten am chinesischen Institut für moderne internationale Beziehungen.

Zweitens hat sich das seit langem existierende Problem der Integration der Immigranten in die europäische Gesellschaft durch Europas Konjunkturschwäche und die hohe Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren verschlimmert.

Der britische Ökonom und Schriftsteller Martin Wolf sagte, dass die Finanzkrise von 2008 diese ungelernten und geringqualifizierten männlichen Arbeiter im Westen, die einst bedeutende Begünstigte der Industrialisierung waren, negativ beeinflusst habe.

Wolf, ein Mitherausgeber und Chef-Wirtschaftskommentator bei der in London ansässigen Tageszeitung Financial Times, ist der Ansicht, dass die immer größere Rolle des Finanzsektors, die zunehmenden Importe der arbeitsintensiven Güter und die steigende Immigration hinter der allgemeinen Wut im Westen steckten.

Drittens, das inhärente Paradoxon der westlichen Demokratie resultiert in ungenügendem Schutz der Interessen der benachteiligten Gruppen. Häufige terroristische Angriffe können nicht nur den kulturellen und religiösen Konflikten zwischen dem Westen und dem Mittleren Osten zugerechnet werden. Das westliche Sozialsystem mit seinen inneren Konflikten und Widersprüchen trage auch Schuld daran, sagte Ogien.

Außerdem verzerrt und weist die christliche Mainstream-Kultur in den europäischen Ländern immer noch die muslimische Kultur ab, was folglich den Trend des Konservativismus in der europäischen Gesellschaft intensiviert.

Europäische Länder sollten über ihre Innen- und Außenpolitiken nachdenken und sie rechtzeitig anpassen, was der Schlüssel zur langfristigen Stabilität auf dem Kontinent sei, sagte Cui Hongjian, Leiter des China Instituts für internationale Studien.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

Weitere Artikel
010020071360000000000000011100001366033851