Feature: Chinesen, Deutsche huldigen am Grab von John Rabe, "Chinas Schindler"

 Teilnehmer posieren für ein Gruppenfoto vor John Rabes Grab auf dem Kaiser-Wilhelm-Friedhof im westlichen Berliner Vorort, Deutschland, 5. Januar 2020. (Quelle: Xinhua/Ren Ke)

BERLIN, 6. Januar (Xinhuanet) -- An einer Ecke eines Friedhofes im Westen Berlins stand der Grabstein von John Rabe, einem einfachen deutschen Geschäftsmann, der von den Chinesen verehrt und erinnert wurde, weil er während des Nanjing-Massakers 1937 zum Schutz der chinesischen Bürger beitrug.

Am Sonntag jährte sich der 70. Jahrestag des Todes von Rabe. Etwa 30 Personen, darunter Deutsche und lokale chinesische Auswanderer, hielten wie schon in den vergangenen Jahren eine Gedenkveranstaltung am Grab von Rabe ab.

Um in tiefer Dankbarkeit zu gedenken, kamen viele Chinesen, Blumen zu legen, den Grabstein aufzuräumen und in stiller Trauer zu stehen. Eine chinesische Studentensopranistin sang auf der Gedenkstätte ein deutsches Lied mit dem immer wiederkehrenden Text von "Wir danken".

"Als Chinesen kennen wir alle John Rabe", sagte Song Liguo, ein Mann mittleren Alters, der seit 19 Jahren in Deutschland lebt und allein mit einem Blumenstrauß in der Hand zur Gedenkstätte kam.

"Der bekannte Film "Schindlers Liste" erinnert mich oft an John Rabe. Ich war überrascht, dass sein Grab in der Stadt liegt, in der ich lebe, und beschloss, ihm persönlich meinen Respekt zu erweisen", sagte Song gegenüber Xinhua bei seinem dritten Besuch an Rabes Grab.

Rabe, ein in Hamburg Geschäftsvertreter von Siemens in China, galt als der "Oskar Schindler Chinas", da er mit einigen wenigen verbliebenen Ausländern im zerrissenen Nanjing eine Sicherheitszone eingerichtet und zwischen 1937 und 1938 Zehntausende von Leben gerettet hat.

Als Rabe Anfang 1938 nach Deutschland zurückgerufen wurde, nahm er ein 10-bändiges Tagebuch mit, das die Gräueltaten der japanischen Invasoren aufzeichnete.

Ju Zhengji, ein chinesischer Doktorand der Geschichte an der Freien Universität Berlin, hat einen überzeugenderen Grund, Rabe zu huldigen, denn er stammt aus Nanjing. Er meldete sich freiwillig, vor allen Anwesenden in der Gedenkstätte zu sprechen: "Als Vertreter der Menschen von Nanjing stehe ich hier, um unseren Dank an Herrn Rabe auszudrücken.

Als gebürtiger Nanjinger hat Ju die schreckliche Geschichte und die rührende Geschichte von Rabe in jungen Jahren kennen gelernt. Hier am Grab war er tief beeindruckt von der bleibenden Kraft der Manifestation der Größe in der menschlichen Natur.

"70 Jahre später versammeln sich immer noch viele Menschen an Rabes Grab und gedenken seiner. Wenn der Mensch eine große Sache getan hat, werden die Menschen ihn nie vergessen", sagte Ju gegenüber Xinhua.

Wolfram Wickert von der Erwin-Wickert-Stiftung, der Organisator der Gedenkstätte, sagte, Rabe habe dazu beigetragen, das gegenseitige Verständnis und die Freundschaft zwischen Deutschland und China zu fördern. Der Mut, den er in dieser äußerst schwierigen Zeit gezeigt hat, hat viele Seelen berührt.

Nach der Gedenkzeremonie besichtigten die Teilnehmer das Gebäude, in dem Rabe zuletzt gelebt hat. Dort hängt eine Metallplatte an der Wand, auf der Rabes Leben in Chinesisch, Deutsch und Englisch mit seinem Porträt vorgestellt wird.

Der Konstrukteur der Tafel Thomas Wangler, ein Ingenieur von Siemens, gehört zu denjenigen, die Rabe huldigten. Er erzählte Xinhua, dass Rabe für ihn ein Fremder war, bis er einen Film über ihn sah, allerdings nur aus einfachem Interesse, dass es ein Film über Siemens war.

"Ich war so beeindruckt von dem Geist der Menschlichkeit und dem Mut, den John Rabe zeigte, dass ich mich entschied, die Aufgabe zu übernehmen, die Tafel zu entwerfen", sagte Wangler.

Ein deutscher Teilnehmer, Egon Schueler, erzählte Xinhua: "Jemand ist tot, aber was er in der Vergangenheit getan hat, sollte um der Zukunft willen gelernt werden. Aus diesem Grund treffen wir uns zusammen."

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)