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Enthüllung des „Dark Center“ der USA: die geheime Geschichte der Virenforschung in Fort Detrick

German.xinhuanet.com | 25-07-2020 16:26:15 | german.chinatoday.com.cn

Ende März, als sich der COVID-19-Ausbruch über mehrere Bundesstaaten ausbreitete, nahm das Medizinische Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der US-Armee (USAMRIID) mit Sitz in Fort Detrick, Maryland, in aller Stille seine Arbeit wieder auf. Dieselbe Einrichtung war im August letzten Jahres, nur wenige Monate vor dem Ausbruch der Pandemie, abrupt geschlossen worden, was einen unheimlichen Schatten auf ihre berüchtigte Vergangenheit wirft.

Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt Fort Detrick, eines der Forschungszentren für biologische Kriegsführung des US-Militärs, Berge von Testergebnissen der berüchtigten Einheit 731 der in China eingefallenen japanischen Streitkräfte, die während des Zweiten Weltkriegs tödliche Menschenversuche an unschuldigen Chinesen durchgeführt hatte, um Biowaffen zu entwickeln. Fort Detrick führte auch seine eigene Entwicklung von und Aufstockung mit verschiedenen biologischen Waffen durch. Später stellte sich heraus, dass Fort Detrick mit Gehirnwäsche-Techniken experimentiert hatte, um das menschliche Bewusstsein zu kontrollieren.

1969 verlagerte Fort Detrick seine Rolle von „biologischen Kriegsführungsbemühungen“ zu dem, was es „Verteidigungsforschung“ nannte. Seither ist es die einzige Laboreinrichtung des US-Militärs, die auf Biosicherheitsstufe 4, der höchsten Stufe der biologischen Sicherheit, arbeitet. Allerdings gab es in Fort Detrick einen nach dem anderen Sicherheitsskandal, von schweren Unfällen wie dem Entrinnen eines Milzbrandstammes bis hin zu Mängeln wie fehlerhafter Schutzausrüstung und unsachgemäßem Umgang mit Abwässern. Dies ist zweifellos ein ominöser Vorbote für eine Einrichtung, die bis zu 67 Arten hochgefährlicher Krankheitserreger, darunter Ebola, Milzbrand und die Beulenpest, gelagert hat.

Fort Detrick ist ein düstere Ereignisse in Erinnerung rufendes Institut, das den Amerikanern seit langem für seine biologischen Experimente bekannt ist. Seine früheren Forschungen zur biologischen Kriegsführung wurden entweder direkt oder indirekt in dem Thriller „Outbreak“ von 1995 und dem Videospiel „Prototype“ von 2009 dargestellt. Bekannt wurde es durch „The Hot Zone“, eine vom National Geographic produzierte Miniserie, die auf dem gleichnamigen Buch von Richard Preston basiert. Seine Rolle beim Ausbruch des Ebola-Virus in Reston, Virginia, im Jahr 1989, als die Heldin Nancy Jaax dort arbeitete, wurde so ins Rampenlicht gerückt.

Kontroversen um Fort Detrick ergeben sich auch heute noch.

VERBINDUNGEN MIT DER BERÜCHTIGTEN EINHEIT 731

Anfang 1942 startete das US-Militär nach einer Reihe von Niederlagen im Pazifik den Doolittle-Angriff auf den japanischen Archipel, den ersten seiner Art, zum Teil, um den Angriff auf Pearl Harbor zu vergelten.

Als Reaktion darauf wollte das japanische Militär mit allen Mitteln zurückschlagen, so die japanische Zeitung The Japanese Times. Einer der ursprünglichen Pläne des japanischen Militärs war es, Gasballons mit dem Rinderpestvirus zu beladen, sie über den Pazifik zu schicken und den Krieg auf amerikanischen Boden zu bringen. Dies wurde jedoch schließlich aus Furcht vor einem vernichtenden Vergeltungsschlag der Vereinigten Staaten aufgegeben.

Die Forschung des japanischen Militärs an Biowaffen wurde jedoch nie eingestellt. Der Washington Post zufolge führte die berüchtigte Einheit 731, die sich als Abteilung für Epidemieverhütung und Wasserreinigung der japanischen Kwantung-Armee ausgab, Forschung und Versuche über biologische und bakteriologische Kriegsführung im Nordosten Chinas durch. Sie lagerte unter anderem Cholera-tragende Fliegen in Bomben und verwendete diese auf dem chinesischen Kriegsschauplatz, wodurch zehntausende unschuldige Chinesen getötet wurden.

Beeindruckt von Japans bakteriologischer Kriegsführung beschloss das US-Militär ähnliche Untersuchungen durchzuführen.

Letztendlich richtete das US-Militär seinen neuen Bio-Forschungskomplex auf der verlassenen Luftfahrteinrichtung in Detrick Field, Maryland, ein. Der Standort wurde wegen seiner idealen Kombination aus einer abgelegenen Lage und der Nähe zu Washington, D.C., und zum Edgewood Arsenal, dem Epizentrum der US-Forschung zur chemischen Kriegsführung, ausgewählt. Nach fast 80 Jahren ist Fort Detrick nicht mehr der unfruchtbare Ort, der er einst war.

Im Jahr 1943 stellte Detrick Field offiziell seine Tätigkeit als Luftfahrteinrichtung ein. Im selben Jahr kaufte die US-Bundesregierung weiteres angrenzendes Land und benannte das Feld in Camp Detrick um. Nach groß angelegten Bauarbeiten erhoben sich die Laboratorien für biologische Kriegsführung der U.S. Army vom Boden empor.

Detrick wurde dann während des Zweiten Weltkriegs zum US-Forschungszentrum für biologische Kriegsführung.

Das amerikanische Medienunternehmen National Public Radio (NPR) berichtete, dass die Detrick-Anlage während des Zweiten Weltkriegs vier Produktionsstätten für biologische Kampfstoffe beherbergte. Im Jahr 1944, nachdem die Laboratorien für biologische Kriegsführung der US-Armee Nachahmungsversuche abgeschlossen hatten, waren die Anlagen bereit, 1 Million Milzbrandbomben herzustellen, die vom US-Militär wegen der von ihnen verursachten hohen Sterblichkeitsrate als die wichtigsten biologischen Waffen angesehen wurden. Der Auftrag wurde 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vom US-Militär storniert.

Mit dem Ende des Krieges war es für das US-Militär keine dringende Aufgabe mehr, biologische Waffen zu entwickeln, insbesondere angesichts seiner mächtigeren und zerstörerischeren Alternativen - Atomwaffen. Aber das US-Militär gab seine Ambitionen auf dem Gebiet der biologischen Kriegsführung nie auf.

Zufällig in seinen Schoß gefallen, erlangte das US-Militär einen „absolut unschätzbaren Schatz“ von Shiro Ishii, dem Direktor der berüchtigten Einheit 731 während des Zweiten Weltkriegs, der über umfangreiche Dokumente über biologische Waffen verfügte und versuchte, dem Nachkriegsprozess zu entkommen.

In einem Artikel der US-Zeitschrift The National Interest hieß es, dass Shiro Ishii und das US-Militär eine Abmachung getroffen hätten, wonach Ishii alle Forschungsdaten aus Experimenten an lebenden Menschen im Nordosten Chinas herausgeben würde, und er im Gegenzug für sich und seine untergebenen Wissenschaftler Immunität von der Anklage wegen Kriegsverbrechen erhielte.

Für den Leiter des US-Programms für biologische Waffen waren die Forschungsdaten der Einheit 731 „unschätzbar wertvoll“.

Nach der Beschaffung von Ishiis Forschungsdaten leiteten die Laboratorien für biologische Kriegsführung der US-Armee in Detrick eine Periode rapiden Wachstums ein. Dem NPR-Bericht zufolge gehörte das Biologiewaffenprogramm in den 1950er Jahren zu den mit der höchsten Geheimhaltungstufe versehenen Programmen innerhalb des Pentagon, und der Schwerpunkt lag auf der Entwicklung biologischer Kampfstoffe für den Einsatz gegen feindliche Streitkräfte sowie Pflanzen und Tiere.

RADIKALE BIOLOGISCHE FORSCHUNG

1956 wurde Camp Detrick von der US-Bundesregierung als ständige Einrichtung für biologische Forschung und Entwicklung in Friedenszeiten bestimmt und in Fort Detrick umbenannt. Seine Aufgabe bestand darin, die biomedizinische Forschung fortzusetzen, damit die Vereinigten Staaten ihre weltweit führende Position in biologischer Kriegsführung behaupten konnten.

Um dieses Ziel zu erreichen, führte das US-Militär in Fort Detrick eine Reihe entsetzlicher Experimente durch. Ein Plan bestand darin, das Gelbfiebervirus gegen ein feindliches Land einzusetzen, indem infizierte Moskitos per Flugzeug oder Hubschrauber freigesetzt würden. Dokumente zeigen, dass die Labors von Fort Detrick in der Lage waren, eine halbe Million Gelbfiebervirus-übertragender Moskitos pro Monat zu produzieren, wobei geplant war, eine erschreckende Zahl von bis zu 130 Millionen pro Monat zu produzieren.

Abgesehen von der Verwendung allgegenwärtiger Moskitos als Waffen, arbeitete das US-Militär in Fort Detrick auch an einer Reihe möglicher Krankheitserreger, die Ernten und Bäume zerstören könnten. Sie entwickelten zudem viele Arten von biologischen Giftstoffen und führten in ihren dicht besiedelten Städten, darunter auch New York, simulierte biologische Angriffe durch.

Die New York Times enthüllte 1975, dass Charles Senseney, ein Ingenieur des US-Verteidigungsministeriums, nach eigenen Angaben an der New Yorker „Verwundbarkeitsstudie“ teilgenommen habe, die von den Armeelabors in Fort Detrick durchgeführt wurde, um die Gefahren der biologischen Kriegsführung zu testen.

Senseney sagte, dass Mitarbeiter von Fort Detrick 1966 oder 1967 „Glühbirnen “ mit simuliertem biologischen Gift auf die Gleise von zwei U-Bahnlinien in New York geworfen hätten, und zwar auf Anweisung der US-Armee und der Central Intelligence Agency (CIA).

Die Glühbirnen platzten und die von den vorbeifahrenden U-Bahn-Zügen erzeugten Böen verbreiteten das simulierte Gift entlang der Gleise. In der kurzen Zeit, die zwei Züge brauchten, um vorbeizufahren, wurde das simulierte Gift laut Senseney von der 15th Street bis zur 58th Street verbreitet.

Das New Yorker Projekt war jedoch nur einer von vielen Tests, die von Fort Detrick durchgeführt wurden. Senseney bestätigte, dass die Labors von Fort Detrick heimlich einen Farbstoff in die Wasserleitungen eines Washingtoner Gebäudes injiziert hatten, das von der Food and Drug Administration genutzt wurde, um zu testen, wie schnell die Bewohner durch das Einbringen eines biologischen Wirkstoffs in die Wasserversorgung getötet oder außer Gefecht gesetzt werden könnten.

Zudem hatte Fort Detrick auch Studien zur Entwicklung von Medikamenten zur Kontrolle des menschlichen Bewusstseins durchgeführt. Die CIA führte in den 1950er Jahren in Fort Detrick Experimente zur Bewusstseinskontrolle durch, berichtete Politico im September letzten Jahres. Allen Dulles, der damals das Direktorat für verdeckte Operationen der CIA leitete, nannte das Gedankenkontrollprojekt „Bluebird“.

Im Jahr 1951 stellte Dulles einen Chemiker namens Sidney Gottlieb als Leiter des Gedankenkontrollprojekts ein. Letzterer wurde von Stephen Kinzer, dem Autor des Buches „Poisoner in Chief: Sidney Gottlieb und die CIA auf der Suche nach Gedankenkontrolle“, als „der Josef Mengele der Vereinigten Staaten“ bezeichnet. Mengele war ein Nazi-Arzt im berüchtigten Konzentrationslager Auschwitz.

Gottlieb testete eine Vielzahl von Drogenkombinationen, oft in Verbindung mit Elektroschocktherapie, um Gedankenkontroll-Experimente an Gefangenen in geheimen Gefangenenlagern durchzuführen.

1954 isolierte ein Gefängnisarzt in Kentucky sieben schwarze Häftlinge und gab ihnen 77 Tage lang „doppelte, dreifache und vierfache“ Dosen LSD. Niemand weiß, was aus den Opfern wurde.

In einem anderen Experiment erhielten gefangene Soldaten der Koreanischen Volksarmee zuerst Downer, dann starke Stimulanzien, und wurden daraufhin in ihrem geschwächten Zustand intensiver Hitze und Elektroschocks ausgesetzt, um ihren Verstand zu kontrollieren.

Laut Politico gehörten diese Experimente zu den grauenvollsten, die die US-Regierung je an Menschen durchgeführt hat.

Nichtsdestoweniger wurden die meisten Aufzeichnungen des Programms zur Gedankenkontrolle, die sich auf Fort Detrick und die CIA bezogen, 1973 vernichtet.

WAHRHEIT DER VERTUSCHUNG VON TODESFÄLLEN

Während in Fort Detrick alle Arten von schrecklichen Experimenten durchgeführt wurden, schockierten häufige Laborunfälle, wie das Austreten von Schadstoffen, der Tod von Tieren und Angestellten und die hohe Krebsinzidenz unter den Anwohnern die amerikanische Öffentlichkeit.

Die New York Times veröffentlichte am 20. und 21. September 1975 zwei Berichte, die enthüllten, dass die US-Armee die Ursache für den bizarren Tod von drei zivilen Angestellten in Fort Detrick in den 1950er und 1960er Jahren vertuscht hatte.

Die Tochter eines Mikrobiologen namens William A. Boyles erinnerte sich, dass ihr Vater in Fort Detrick gearbeitet hatte und 1951 an einer „seltenen Krankheit“ gestorben war. Seine Krankheit wurde von den Ärzten der Armee zunächst als gewöhnliche Erkältung abgetan, und als sich sein Zustand verschlechterte, wurde ihm zunächst die Einweisung in ein Militärkrankenhaus verweigert und er wurde dann in ein öffentliches Krankenhaus gebracht, wo er später in ein Koma fiel, aus dem er nie mehr erwachte.

Die Armee gab erst im Juli 1975 zu, dass Herr Boyles an Milzbrand gestorben war, sie seinen Totenschein gefälscht und eine falsche Pressemitteilung herausgegeben hatte, in der es hieß, er sei an „Bronchopneumonie mit Magengeschwür und Blutung“ gestorben.

Die Armee gestand auch ähnliche Vertuschungen bei den Todesfällen zweier anderer Angestellter in Fort Detrick, dem eines Elektrikers, der am 5. Juli 1958 starb, dem eines Tierpflegers am 10. Oktober 1964, die beide nach Feststellung der Armee an einer „seltenen Krankheit“ gestorben waren.

Obwohl die wirkliche Todesursache des Elektrikers Milzbrand war, gab die U.S. Army dies als „berufsbedingten Tod durch Atemwegserkrankung“ an. Der Tierpfleger starb an bolivianischem hämorrhagischen Fieber, während sein Totenschein seine Todesursache als „Enzephalitis, viral; Ätiologie unbestimmt“ angab.

Darüber hinaus hatten einige Mitarbeiter von Fort Detrick zu Lebzeiten unverblümt erklärt, dass die biologischen Waffen im Labor erstaunlich tödlich seien.

Die New York Times berichtete 1998, dass Bill Patrick, ein leitender Angestellter von Fort Detrick, daran arbeitete, Keime für den Krieg nutzbar zu machen und die Arbeit des Teams zu überwachen. Er sagte, er sei oft anwesend gewesen, wenn das Militär die tödlichen Keime heimlich an abgelegenen Orten testete. Beispielsweise gehörte er 1968 zu denen, die beobachteten, wie Jets Keime über Lastkähnen verstreuten, die tausend Meilen südwestlich von Hawaii auf See vor Anker lagen. Die Lastkähne waren mit Hunderten von Rhesusaffen und Meerschweinchen beladen, von denen die Hälfte starb.

Er sagte auch, dass drei seiner Kollegen versehentlich Keimen ausgesetzt waren und später starben.

Unter wachsendem Druck der Öffentlichkeit nach Todesfällen, die durch wiederholte Lecks biologischer Waffen verursacht worden waren, schwörte Präsident Nixon 1969 dem amerikanischen Einsatz biologischer Waffen ab und ordnete die Vernichtung der vorhandenen Waffen an. Er verbot auch die Forschung an „offensiver biologischer Kriegsführung“. Seither hat sich der Forschungsschwerpunkt von Fort Detrick auf die „defensive Forschung“ verlagert.

Kritiker innerhalb der Armee argumentierten jedoch, dass es kaum einen Unterschied zwischen „offensiver“ und „defensiver“ Forschung gebe. Daher blieb die öffentliche Besorgnis bestehen. Die New York Times berichtete im Juli 1970, dass eine Koalition von Friedensgruppen eine Petition an den US-Kongress richtete, um die Forschung und Produktion chemischer und biologischer Waffen durch die Armee zu beenden. Die Koalition, bekannt als „CBW-Kampagne“, forderte zudem die Umwandlung der Biowaffen-Forschungsanlage in Fort Detrick in ein Weltgesundheitszentrum.

Angesichts der Protestwelle musste die US-Regierung ein weiteres Zugeständnis machen. Der damalige US-Präsident Richard Nixon begab sich nach Fort Detrick und kündigte am 19. Oktober 1971 die Umwandlung des Forschungszentrums für biologische Kriegsführung in ein Krebsforschungszentrum an, wie die New York Times zu dieser Zeit berichtete.

Experten in der US-Bundesregierung begrüßten diesen Schritt und sagten, biologische Waffen seien „fast nutzlos“ für ein Land, das bereits über chemische und nukleare Waffen verfüge. Einige Analysten vermuteten jedoch, dass Nixon lediglich einen Publicity-Stunt betrieb und dass es keine wirkliche Veränderung in der Arbeit des US-Militärs an biologischen Waffen geben würde.

STREITIGKEITEN DAUERN AN

Die New York Times merkte 1988 an, dass Wissenschaftler noch immer an der, wie sie es nannten, „medizinisch defensiven B.W.-Forschung“ in Fort Detrick teilnahmen, um Impfstoffe oder Gegenmittel zu entwickeln, die nach Nixons Ankündigung gegen alle gegen das US-Militär gerichteten bakteriologischen Waffen eingesetzt werden könnten.

Das Pentagon identifizierte eine Reihe von tödlichen Krankheiten, die zur Einleitung biologischer Kriegsführung genutzt werden könnten. Sie wurden alle in der ersten Reihe einer Forschungsliste in Fort Detrick aufgeführt, darunter das Rift-Valley-Fieber, Milzbrand und hämorrhagisches Fieber.

„Was wir tun, ist gänzlich medizinisch. Wir sind an der medizinischen Verteidigungsforschung beteiligt“, wurde Richard Barquist, der Arzt, der das Medizinische Institut für Infektionskrankheiten der Armee leitete, im Bericht zitiert.

Kritiker der Forschung in Fort Detrick haben argumentiert, dass es kaum einen Unterschied zwischen „offensiver“ und „defensiver“ Forschung gebe. Colonel Barquist stimmte dem zu. „Was die Forschung betrifft, gibt es keinen Unterschied“, sagte er. „Womit wir uns nicht beschäftigen, sind Massenkulturen oder lieferbare Waffensysteme. Es ist alles nur medizinische Forschung. “

Es ist erwähnenswert, dass sich nach dem Übergang zur „defensiven“ Forschung in Fort Detrick viele Unfälle mit Schadstoffaustritten ereigneten. Die Mitarbeiter in Fort Detrick waren nicht die einzigen, die täglich ihr Leben riskierten. Auch das Leben von Anwohnern, die in der Nähe des Labors wohnten, war gefährdet.

Die New York Times veröffentlichte 1988 einen Artikel, in dem es hieß, eine 18-monatige Überprüfung durch einen Senatsausschuss habe „ernsthafte Mängel“ in den Sicherheitsverfahren des Pentagons für die Forschung zur Verteidigung gegen chemische und biologische Waffen festgestellt.

Der Senat wies in seinem Bericht darauf hin, dass sich „unangemessene Vorschriften, laxe Sicherheitsdurchsetzung und dokumentierte Sicherheitslücken“ in der Verteidigungsforschung des US-Verteidigungsministeriums im Bereich Impfstoffe, Medikamente und Geräte seit 1980 verfünffacht hätten. Der Bericht listete auch Unfälle im Zusammenhang mit der biologischen Forschung in Fort Detrick auf, darunter einen Brand und das Auslaufen biologischer Wirkstoffe.

Das Pentagon antwortete lediglich mit den Worten: „Wir werden den Bericht vollständig prüfen und würden gewissenhaft mit dem Kongress zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die bestmöglichen Sicherheitsstandards eingehalten werden”. Es wurde nicht erwähnt, ob die biologische Forschung fortgesetzt würde.

Die Situation verbesserte sich jedoch nicht. Anfang der 1990er Jahre meldeten die biologischen Labors in Fort Detrick auch Verluste von Milzbrandstämmen und anderen tödlichen Bakterien- und Giftstämmen.

Die Milzbrandanschläge von 2001 in den Vereinigten Staaten lösten eine landesweite Panik aus, wobei fünf der 22 Infektionsfälle von Menschen tödlich verliefen und 20.000 Bürgern Antibiotika verabreicht wurden. Die biologischen Labors in Fort Detrick, aus denen angeblich der mutmaßlich für die Anschläge Verantwortlichestammte, waren auf dem Radar des FBI. Ihr Ruf nahm als Konsequenz beträchtlichen Schaden.

Im Jahr 2014 ereigneten sich in den Labors von Fort Detrick mindestens 37 Unfälle, darunter auch Schutzanzüge, die rissen oder in denen sich Löcher bildeten.

Und die Unfälle, große und kleine, hielten die Bewohner, die in der Nähe von Fort Detrick wohnten, in Atem.

Obwohl die Bewohner von Frederick County, Maryland, wo sich Fort Detrick befindet, jahrzehntelang über die möglichen Auswirkungen der Experimente auf der Basis auf die Gesundheit der umliegenden Gemeinde spekuliert hatten, sagte die Armee, ihre Sorgen seien unbegründet, da die Armee fast 4000 Tonnen kontaminierten Boden ausgegraben und entfernt und alte Deponien mit mehreren Schichten aus Plastik, Lehm und sauberem Schmutz „bedeckt“ habe, berichtete The Baltimore Sun im Jahr 2011.

Gesundheitsbeamte aus Maryland, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten das Auftreten von Krebs in dem Gebiet untersucht hatten, sagten, sie hätten weder Anzeichen für eine nach außen strömende Kontamination noch Anzeichen für einen Cluster gefunden.

Randy White, ein ehemaliger Evangelist und Geschäftsmann, sagte jedoch, das Krebsregister des Bundesstaates sei unvollständig und veraltet. Eine seiner Töchter starb im Alter von 30 Jahren an einem Hirntumor, während bei seiner anderen Tochter Tumore im Unterleib diagnostiziert worden waren. Seine Ex-Frau starb im November 2010 mit einem Nierenzellkarzinom, und bei seiner Mutter wurde im September 2011 ein Melanom diagnostiziert. Die Ärzte sagten, die Ursache sei wahrscheinlich umweltbedingt.

Ausgehend von dieser Beurteilungstellte White Epidemiologen und Toxikologen ein, um die Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung in der Nähe von Fort Detrick zu überwachen. Er befragte auch die Nachbarn zu ihrem Gesundheitszustand und bezahlte Labortests zur Messung der Giftstoffe in ihrem Blut. Die Überwachungsergebnisse zeigten Hinweise auf Schadstoffe in den Gebieten um Fort Detrick.

Laut dem von The Baltimore Sun veröffentlichten Artikel wurde das Gebiet B, ein 161 Hektar großes Gebiet westlich der Basis, als Deponie für entsorgte Laborausrüstung und -materialien genutzt. Laut der US-Umweltschutzbehörde wurden im Boden rund um Detrick giftige Substanzen gefunden, hieß es in dem Bericht. Die am weitesten verbreiteten Chemikalien waren Trichlorethylen (TCE) und Perchlorethylen (PCE), beides bekannte Karzinogene. Neben den Schadstoffen im Boden traten die beiden Chemikalien auch im Grundwasser in der Nähe von Fort Detrick auf. Zum Beispiel fanden Staatsbeamte 1992 gefährliche Werte von TCE im Trinkwasser von vier Häusern außerhalb des Gebiets B, hieß es in dem Artikel.

Nachdem er die Beweise gesammelt hatte, reichte White mit mehr als 100 Mitbewohnern aus der Nähe von Fort Detrick eine Schadensersatzsammelklage ein und forderte die Bundesregierung auf, die Bewohner zu entschädigen, deren Gesundheit durch die ausgetretenen Schadstoffe aus Fort Detrick geschädigt worden war.

Die Klage wurde jedoch 2016 von einem Gericht in Maryland abgewiesen, das erklärte, es sei für den Fall nicht zuständig. Im Jahr 2017 erklärte der United States Court of Appeals for the Federal Circuit, er werde den Fall nicht bearbeiten. So geriet die Klage in eine Sackgasse, und den betroffenen Anwohnern verblieb keinerlei Möglichkeit die Sache weiter juristisch zu verfolgen.

Eine Reihe von Problemen in den Laboren von Fort Detrick, darunter schlechtes Management, Geldmangel, Vernachlässigung durch das Pentagon, Laien in Führungspositionen und niedrige Arbeitsmoral, wurden in einem Artikel zitiert, der im März dieses Jahres im City Journal veröffentlicht und von David R. Franz, einem Armee-Oberst im Ruhestand, der als Kommandeur des USAMRIID in Fort Detrick gedient hatte, und Judith Miller, der Autorin von „Keime: Biologische Waffen und Amerikas geheimer Krieg“, mitverfasst wurde.

Die Laboratorien in Fort Detrick hatten die Sicherheit der Öffentlichkeit durch einen „nicht verifizierten Forschungsansatz, das Fehlen regelmäßiger Inspektionen (und) offensichtliche Mängel, die vom US-Verteidigungsministerium nicht korrigiert worden waren“, gefährdet, hieß es in einem 2016 vom Büro des Generalinspekteurs des Verteidigungsministeriums veröffentlichten Prüfbericht über militärisch-biologische Forschungsunternehmen.

WIEDERINBETRIEBNAHME NACH SCHLIEßUNG

Trotz all der oben genannten Probleme und Bedenken der Anwohner wegen Umweltverschmutzung begann Fort Detrick aggressiv zu expandieren.

Die US-Regierung plante die Überholung der bestehenden Einrichtungen und den Bau eines neuen Forschungskomplexes für den B-Schutz, wie aus einem im August 2006 in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Artikel hervorgeht. Die neuen Einrichtungen „werden Labors umfassen, die auf der höchsten Biosicherheitsstufe - Biosicherheitsstufe 4 - arbeiten und sich mit den tödlichsten Krankheitserregern befassen“, hieß es darin.

Die Ankündigung des Plans löste sofort öffentliche Kritik aus.

„Aus fast jeder Sicht ergibt dies absolut keinen Sinn“, sagt Barry Kissin, ein Anwalt und Kongress-Kandidat aus Maryland, über die geplante Anlage. „Das bewirkt das Gegenteil davon, etwas für unsere Sicherheit zu tun, mit hohen Kosten und großer Gefahr.“

Kritiker meinten, mehr Labore würden die Bedrohung für die umliegende Gemeinde erhöhen, da „Krankheitserreger entweichen oder heimlich aus den Laboren entfernt werden könnten“. Gegner der Einrichtung machten zudem den Vorwurf, dass sie Gefahr laufe, andere Länder zu dem Verdacht zu verleiten, dass die Vereinigten Staaten die Herstellung offensiver biologischer Waffen beabsichtigten.

Trotz der Opposition wurde der Ausbau von Fort Detrick 2008 abgeschlossen. Im August 2019 wurde es plötzlich von den U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) geschlossen.

Das USAMRIID in Fort Detrick sagte in einer Erklärung, dass die Forschung mit gefährlichen Mikroben wie dem Ebola-Virus auf Eis gelegt wurde.

Caree Vander Linden, Sprecherin des USAMRIID, sagte in einem Interview, dass das CDC beschlossen habe, eine „Unterlassungsanordnung” zu erlassen, um die Forschung in Fort Detrick zu stoppen, weil das Zentrum nicht über „ausreichende Systeme zur Dekontaminierung von Abwässern“ aus seinen Hochsicherheitslabors verfüge.

Die Probleme gehen auf Mai 2018 zurück, als Stürme eine Jahrzehnte alte Dampfsterilisationsanlage überfluteten und zerstörten, die das Institut zur Behandlung von Abwasser aus seinen Labors benutzt hatte, sagte Linden. Der Schaden habe die Forschung monatelang zum Stillstand gebracht, bis das Institut ein neues Dekontaminationssystem mit Chemikalien entwickelt habe, fügte sie hinzu.

Immer wieder tauchten neue Probleme auf. Das neue System erforderte Änderungen bei bestimmten Verfahren in den Labors. Aber während einer Inspektion im Juni 2019 stellten die CDC fest, dass die neuen Verfahren nicht befolgt wurden. Die Inspektoren stellten auch mechanische Probleme mit dem auf Chemikalien basierenden Dekontaminationssystem sowie Lecks fest, sagte Linden.

Die CDC-Inspektionen stellten auch fest, dass das Militärlabor es systematisch versäumte, Verfahren zur biologischen Sicherheit und Eindämmung einzuführen.

Laut Military.com, einer Nachrichtenwebsite des US-Militärs, öffnete das Personal in einem Fall absichtlich die Tür zum Autoklavenraum, während ein Angestellter biogefährliche Abfälle beseitigte.

Dies erhöhte das Risiko, dass kontaminierte Luft in den Autoklavenraum gesaugt wurde, in dem das Personal keinen Atemschutz trug, so der Bericht über die Inspektionsergebnisse.

Die Arbeiten in Fort Detrick würden jedoch nicht so leicht gestoppt werden. Das USAMRIID kündigte im November 2019 an, dass es seine Arbeit in begrenztem Umfang wieder aufnehmen werde. „Es wurde sich mit allem befasst, was im Brief (der CDC) steht“, sagte Oberst E. Darrin Cox, Kommandeur des USAMRIID.

Wenige Monate später brach die COVID-19-Pandemie aus. Die Vereinigten Staaten wurden nicht verschont.

Fort Detrick, wo Forschungen über SARS, Zika-Viren und Ebola-Impfstoffe durchgeführt wurden, wurde erneut mit einer wichtigen Aufgabe betraut.

Nachdem es die abschließende Vor-Ort-Inspektion der CDC bestanden hatte, nahm Fort Detrick am 27. März mit einem Bundeszuschuss von bis zu 900 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen seinen vollen Betrieb wieder auf, berichtete das Wall Street Journal im März 2020.

Das mysteriöse Fort Detrick, das sich einst mit der Erforschung tödlicher biologischer Waffen beschäftigte, ist zu einer Schlüsselfront im Kampf der Vereinigten Staaten gegen COVID-19 geworden.

(Quelle: german.chinatoday.com.cn)

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