BERLIN, 28. Juni (Xinhua) -- Am Donnerstag trat das neue deutsche Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft, das eine schnellere Einbürgerung und die Möglichkeit der Mehrstaatigkeit vorsieht.
Die Reform, ein zentrales Wahlversprechen der derzeitigen Bundesregierung, ermöglicht eine Einbürgerung nach fünf statt acht Jahren, sofern die Antragsteller eine erfolgreiche Integration, gute Deutschkenntnisse und finanzielle Unabhängigkeit nachweisen und ihren ursprünglichen Pass behalten.
Bei außergewöhnlich guter Integration, wie beispielsweise herausragenden Leistungen im Beruf und Bekenntnis zu den nationalen Werten, könne die Anforderung auf drei Jahre reduziert werden, so Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
"Viele Zugewanderte fühlen sich als Deutsche, wollen aber den Bezug zu ihrem Herkunftsland nicht vollständig kappen", heißt es in einer Erklärung der Bundesregierung. In Zukunft werde von Ausländern "nicht mehr verlangt, einen Teil ihrer Identität aufzugeben".
Mit der Reform will Deutschland seine niedrige Einbürgerungsrate von 1,1 Prozent angehen, die unter dem EU-Durchschnitt von zwei Prozent liegt. Jeder achte in Deutschland lebende Ausländer besitzt nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, obwohl Millionen von ihnen seit mehr als zehn Jahren hier leben.
Europas größte Volkswirtschaft ist aufgrund ihrer alternden Bevölkerung stark auf die Zuwanderung von Arbeitskräften angewiesen. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) waren im Jahr 2023 rund 1,8 Millionen Stellen als "unbesetzt" gemeldet.
Allein in diesem Jahr werde die deutsche Wirtschaft aufgrund des Arbeitskräftemangels voraussichtlich Produktionskapazitäten im Wert von 49 Milliarden Euro verlieren, heißt es in einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Die Bundesregierung lockert weiter die rechtlichen Hürden für Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern und hat mit Ländern wie Indien und Vietnam Abkommen zur gezielten Arbeitsmigration auf den Weg gebracht.
Das neue Staatsangehörigkeitsrecht soll die Attraktivität Deutschlands als Wirtschafts- und Arbeitsstandort für Ausländer weiter erhöhen.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)