Der Westen nimmt auf, der Osten macht dicht: Die Flüchtlingsfrage “teilt” Europa

BEIJING, 16. September (Xinhuanet) -- Am 12. September gingen zehntausende Menschen in ganz Europa im Rahmen des „Europäischen Aktionstags für Flüchtlinge“ auf die Straße, hießen Flüchtlinge mit Sprechchören willkommen und forderten mehr Unterstützung für die Hilfesuchenden. In einigen osteuropäischen Staaten jedoch spielten sich am selben Tag Anti-Flüchtlingsdemonstrationen ab, die Flüchtlinge dazu aufriefen, schnell in ihre Heimat zurückzukehren. Die sich immer wieder auf das „Solidaritätsprinzip“ berufende EU wird in der Flüchtlingsfrage wieder einmal auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Im Zuge der weiteren Verschärfung der schwersten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg sehen einige Medien in den Flüchtlingsströmen ein trennendes Element, dass sowohl auf Regierungsebene als auch auf der Straße Distanz, ja sogar Antagonismus, zwischen den EU-Ländern erzeugt.

Westeuropäische Bevölkerung befürwortet Flüchtlingspolitik: „Flüchtlinge willkommen“

Deutschland hat in diesem Jahr bereits 450.000 Flüchtlinge aufgenommen. Allein am 12. September kamen über 10.000 Menschen in München an. In Berlin schwenkten Demonstranten neulich eine syrische Flagge mit der Aufschrift „Flüchtlinge willkommen“. In London gingen tausende Menschen auf die Straße und forderten die Aufnahme einer größeren Zahl von Flüchtlingen. Sie hissten Slogans wie: „Auch das Leben von Flüchtlingen ist Leben“ und „Kein Mensch ist illegal.“ Auch Pro-Flüchtlingsdemonstrationen in Stockholm, Helsinki und Lissabon zogen jeweils etwa tausend Teilnehmer an.

Osteuropa fürchtet Überlastung: Ungarn und Serbien bauen „Anti-Flüchtlingszaun“

Im direkten Gegensatz zur westeuropäischen Willkommenskultur demonstrierten in verschiedenen osteuropäischen Ländern mehrere tausend Menschen gegen Flüchtlinge und übertrafen damit bei Weitem die Kundgebungen für Flüchtlinge in diesen Ländern. Ungarn baut derzeit einen Zaun entlang seiner südlichen Grenze zu Serbien, um den weiteren Zustrom von Flüchtlingen zu stoppen.

Differenzen in der Flüchtlingsfrage gefährden die Stellung Europas in der Welt

Laut internationaler Medienberichte bedeuten die Differenzen im Umgang mit der Flüchtlingsfrage eine Herausforderung für die gemeinsamen EU-Wertevorstellungen wie auch für die Stellung der EU in der Weltpolitik. Auch wird die Fähigkeit zu gemeinsamen Anstrengungen bezüglich einer Reform der Euro-Zone sowie der Lösung der griechischen Schuldenkrise geschwächt. Einige Analysten sehen gar die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Europäischen Union. Tina Fordham, führende Analystin für globale Politik des US-amerikanischen Finanzdienstleisters Citigroup, erklärt, dass die EU aktuell eine Vielzahl von Problemen zu lösen habe, darunter unter anderem Wirtschafts- und Umweltfragen. Die Flüchtlingskrise sei jedoch unter all diesen Schwierigkeiten das größte Problem.

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