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China-Japan-Südkorea-Gipfel nach 3,5 Jahren Pause

SEOUL, 1. November (Xinhua) - Die trilaterale Zusammenarbeit zwischen China, Japan und Südkorea ist am Sonntag nach dreieinhalb Jahren Pause wegen erhöhter Spannungen in der Region mit einem hochrangigen Treffen wiederaufgenommen worden. Die Beziehungen zwischen Japan und seinen Nachbarländern hatten sich unlängst verbessert. Das „Tauwetter“ in den Beziehungen war Voraussetzung für den sechsten Dreiergipfel in Seoul. Südkorea hatte sich als Gastgeber des sechsten Gipfels aktiv um Vermittlung bemüht.

"Wir teilen die Ansicht, dass die trilaterale Zusammenarbeit durch diesen Gipfel wieder vollständig wiederaufgenommen wurde - fast dreieinhalb Jahre nach dem fünften Dreiergipfel im Mai 2012 ", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach dem Treffen. Demnach bekräftigten die drei Länder ihren Willen, das trilaterale Treffen regelmäßig abzuhalten. Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang, der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und die südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye nahmen an dem Gipfel teil, sowie an einer Pressekonferenz und einem Wirtschaftsgipfel.

Die drei Seiten hätten einen offenen Meinungsaustausch und viele Übereinstimmungen erzielt, sagte Ministerpräsident Li gegenüber Reportern nach dem Treffen. Die Zusammenarbeit solle auf der Basis von Vergangenheitsbewältigung, dem Blick in die Zukunft sowie der angemessenen Handhabung historischer und anderer sensibler Themen vorangetrieben werden.

Der China-Japan-Südkorea-Gipfel fand zwischen 2008 bis 2012 jährlich statt. Provokationen Japans bei historischen und territorialen Fragen, die sowohl China als auch Südkorea verärgert hatten, führten zu seiner Aussetzung. In der gemeinsamen Erklärung wurde nun auch die Notwendigkeit betont, die bilateralen Beziehungen zu verbessern. Sie seien "eine wichtige Grundlage für die trilaterale Zusammenarbeit ", hieß es. Tiefere trilaterale Zusammenarbeit solle auch die bilateralen Beziehungen verbessern und zu Frieden und Stabilität in Nordostasien beitragen. Nach dem Gipfel traf sich Li mit Abe auf Bestreben der japanischen Seite. Beide Politiker riefen zu gemeinsamen Anstrengungen zur Erhaltung und Stärkung der positiven Dynamik in der Annäherung ihrer Länder auf. Unter Berufung auf die unlängst schwierige Phase zwischen China und Japan sagte Li, beide Länder kennen deren Ursachen und sollten sich der Vergangenheit stellen und Lehren daraus ziehen. Die sensiblen Fragen in den gegenseitigen politischen Beziehungen sollten angemessen behandelt werden, sagte Li. Die Vergangenheit müsse sorgfältig analysiert und wie ein Spiegel betrachtet werden, um die strategischen Beziehungen zu beiderseitigem Nutzen zu entwickeln.

WIRTSCHAFTLICHE INTEGRATION

"Die trilaterale Zusammenarbeit muss von Politik und Wirtschaft vorangetrieben werden," sagte Li vor Reportern. China, Japan und Südkorea sind wichtige Akteure in der asiatischen Wirtschaft. Ihre gemeinsame Wirtschaftsleistung beträgt 70 Prozent in Asien und 20 Prozent in der Welt. Das Handelsvolumen zwischen den drei Ländern belief sich im Jahr 2013 auf mehr als 681 Milliarden US-Dollar und übertraf damit Chinas Handelsvolumen mit der Europäischen Union oder den Vereinigten Staaten.

Über ein Freihandelsabkommen (FTA) zwischen den drei Ländern wird seit 2012 verhandelt. Auf ihrem Gipfel in Seoul einigten sich die drei Volkswirtschaften, die Bemühungen um das trilaterale FTA zu verstärken, um ein „umfassendes, hochwertiges und für alle vorteilhaftes“ Ergebnis zu erzielen, so die gemeinsame Erklärung. China führe die Verhandlungen zum trilateralen FTA und für umfassende regionale Wirtschaftszusammenarbeit, um die regionale Integration zu fördern, sagte Li. Er forderte die drei Länder zur Ausweitung ihres Handels und der Nutzung ihrer gegenseitigen Investitionsmöglichkeiten auf. Auch solle bei der Ausnutzung von Produktionskapazitäten zusammengearbeitet werden, um auf dem “Vier-Parteien-Markt” bessere Win-Win-Ergebnisse zu erzielen. "Die drei Volkswirtschaften ergänzen sich und haben großes Potenzial bei der Ausnutzung der Kooperation bei Produktionskapazitäten", sagte Li.

Bei seiner Rede auf dem Wirtschaftsgipfel forderte der chinesische Ministerpräsident die drei Seiten auf, das trilaterale Abkommen zur Förderung, Erleichterung und zum Schutz von Investitionen umzusetzen, das im vergangenen Jahr unterzeichnet wurde. Mit dem Abkommen soll das Potential gegenseitiger Investitionen ausgeschöpft werden. "Wir heißen Unternehmen aus Japan und Südkorea willkommen, in China zu investieren und Geschäfte aufzubauen", sagte er.

In der gemeinsamen Erklärung wurde auch vereinbart, den Austausch zwischen den Menschen zu erweitern, um damit Vorurteile und negative Meinungen unter den drei nordostasiatischen Nachbarn zu zerstreuen. Bei dem Gipfel wurde auch vereinbart, die Zusammenarbeit bei Wissenschaft und Innovation, Energie, Logistik, Beschäftigung, Lebensmittelsicherheit und geistigen Eigentumsrechten zu verbessern, hieß es.

Die drei Nationen verpflichteten sich ferner, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie vereinbarten eine engere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von neu auftretenden Infektionskrankheiten, Luftverschmutzung und Klimawandel. Auch bei anderen regionalen und internationalen Angelegenheiten von der koreanischen Halbinsel bis hin zur wirtschaftlichen Integration Ostasiens wollen sich die drei Länder die Hände reichen, so die Abschlusserklärung. Der nächste China-Japan-Südkorea-Gipfel soll im kommenden Jahr in Japan stattfinden.

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