Science-Fiction in China – 1904, Odyssee durch ein Jahrhundert

BEIJING, 6. November (Xinhuanet) -- Anfang des 20. Jahrhunderts haben berühmte Gelehrte des Landes wie Liang Qichao und Lu Xun die Werke des französischen Schriftstellers Jules Verne ins Chinesische übersetzt. Damit eröffneten sie chinesischen Lesern den Weg zum Science-Fiction-Genre. Heute wollen wir Ihnen, lieben Hörerinnen und Hörern, die Entwicklungsgeschichte der Science-Fiction-Literatur in China vorstellen.

„Ein Roman über die Kolonie auf dem Mond" - so lautet der Titel des ersten chinesischen Science-Fiction Romans aus dem Jahr 1904. Damit war Xu Nianci der erste Science-Fiction-Autor Chinas. Veröffentlicht hat er seine Werke unter dem Pseudonym „Huang Jiang Diao Sou" („Ein alter Angler am Fluss"). Am Anfang hat Science-Fiction in China hauptsächlich zur Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse beigetragen. Heute ist die Leserschaft jedoch nicht ganz so groß. Ihre Hochphasen hatte das SF-Genre in den 1950er und 1980er Jahren, erklärt Science-Fiction-Autor Wang Jinkang.

„Zur Zeit von Ye Yonglie, Anfang der 1980er Jahre, war Science-Fiction-Literatur sehr populär. Werke wie ‚Xiao Lingtongs Reise in die Zukunft' wurden millionenfach verkauft. Besonders nach der Kulturrevolution lasen die Leute sehr gerne."

„Xiao Lingtongs Reise in die Zukunft" schrieb Ye Yonglie 1961, doch erst 1978 wurde es vom nationalen Verlag für Jugendliche veröffentlicht.

Ingenieur Wang Jinkang kommt aus der zentralchinesischen Provinz Henan und ist Mitglied des chinesischen Schriftstellerverbandes. Mit seinem Erstroman „Die Rückkehr von Adam" konnte er 1993 einen nationalen Science-Fiction-Wettbewerb gewinnen. Mittlerweile hat er zahlreiche Romane und Novellen veröffentlicht und mehrfach den „Galaxie-Preis" gewonnen, den wichtigsten Science-Fiction-Preis Chinas. Sein Roman „Das Leben der Ameisen" ist eine Utopie, die das elende Leben der Jugend beschreibt, in „Klon-Menschen" thematisiert Wang die Beziehung zwischen Technologie und Mensch.

„Der Unterschied zwischen Science-Fiction und anderen literarischen Gattungen liegt darin, dass sie eng mit der Wissenschaft und Technologie verbunden ist. Die Wissenschaft hat nicht nur unsere Gesellschaft, sondern unsere Sitten und Gebräuche, sogar unsere Fortpflanzungsweise und Moral und damit auch die Natur des Menschen verändert. Science-Fiction behandelt also hauptsächlich die Beziehung zwischen Wissenschaft und Menschheit."

Außerirdische Zivilisationen ist eines der Hauptthemen der Science-Fiction-Schriftsteller. „Das Drei-Körper-Problem" ist eine Trilogie des chinesischen Schriftstellers Liu Cixin, die zwischen 2006 und 2010 veröffentlicht wurde und gilt als eine der beliebtesten Science-Fiction-Reihen in China. In dem Werk kommt es zu einer außerirdischen Invasion der Erde durch die „Trisolarans", einer Zivilisation, deren Heimatplanet wegen seiner instabilen Gravitation unbewohnbar geworden ist. Der Titel bezieht sich auf einen komplexen, wissenschaftlichen Sachverhalt: das so genannte „Drei-Körper-Problem" in der Orbital-Mechanik. Autor Liu ist Ingenieur an einem Kraftwerk in Yangquan, der nordchinesischen Provinz Shaanxi. Schon in den 1980er Jahren hat er mit dem Schreiben begonnen.

„Schon während der Kulturrevolution habe ich mich für Science-Fiction interessiert. Damals habe ich einige Bücher gelesen und fand sie sehr interessant. Ich war noch jung und dachte nicht viel über meine Zukunft nach, aber ich fand die Science-Fiction-Welt sehr interessant. Wir Menschen, die in dieser realen Welt leben, sind eben fasziniert von imaginären Welten."

Die Werke von Liu Cixin reichen in die Gebiete Geschichte, Physik, Astronomie, Soziologie, Philosophie und Religion. Professor Yan Feng von der Fudan-Universität glaubt sogar, Liu habe als einziger Chinese Science-Fiction von Weltklasse-Niveau geschrieben.

2014 war der Science-Fiction-Film „Interstellar" in Chinas Kinos ein echter Kassenschlager. Kinobesucher und Kritiker waren gleichermaßen begeistert, und auch die SF-Literatur hat davon profitiert. Dennoch fürchtet der Vize-Chefredakteur des Magazins „Science Fiction World" Yao Haijun, dass China noch weit entfernt von einer echten Wiederbelebung des Science-Fiction-Genres ist. Dafür müsse es vor allem mehr hochklassige, chinesische Science-Fiction-Romane geben. Derzeit stillten die Fans ihren Hunger nach imaginären Welten vornehmlich mit Fortsetzungs- und Kurzgeschichten in Zeitschriften.

„Science-Fiction in China muss den Übergang von einer Ära der Magazine zu einer Ära der Romane schaffen. Die chinesische Science-Fiction braucht ihre eigenen Bestseller, nur so kann sie gesellschaftlich relevant werden. Dann kann eine Basis für die Weiterentwicklung der Science-Fiction-Industrie entstehen, was wiederum der Produktion von Filmen und Fernsehserien sowie Computer- und Videospielen den Weg ebnen wird."

Übersetzt vom Li Yan

Gesprochen von Lu Shan

(Quelle: german.cri.cn)

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GERMAN.XINHUA.COM 2015-11-09 11:53:31

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„Ein Roman über die Kolonie auf dem Mond" - so lautet der Titel des ersten chinesischen Science-Fiction Romans aus dem Jahr 1904. Damit war Xu Nianci der erste Science-Fiction-Autor Chinas. Veröffentlicht hat er seine Werke unter dem Pseudonym „Huang Jiang Diao Sou" („Ein alter Angler am Fluss"). Am Anfang hat Science-Fiction in China hauptsächlich zur Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse beigetragen. Heute ist die Leserschaft jedoch nicht ganz so groß. Ihre Hochphasen hatte das SF-Genre in den 1950er und 1980er Jahren, erklärt Science-Fiction-Autor Wang Jinkang.

„Zur Zeit von Ye Yonglie, Anfang der 1980er Jahre, war Science-Fiction-Literatur sehr populär. Werke wie ‚Xiao Lingtongs Reise in die Zukunft' wurden millionenfach verkauft. Besonders nach der Kulturrevolution lasen die Leute sehr gerne."

„Xiao Lingtongs Reise in die Zukunft" schrieb Ye Yonglie 1961, doch erst 1978 wurde es vom nationalen Verlag für Jugendliche veröffentlicht.

Ingenieur Wang Jinkang kommt aus der zentralchinesischen Provinz Henan und ist Mitglied des chinesischen Schriftstellerverbandes. Mit seinem Erstroman „Die Rückkehr von Adam" konnte er 1993 einen nationalen Science-Fiction-Wettbewerb gewinnen. Mittlerweile hat er zahlreiche Romane und Novellen veröffentlicht und mehrfach den „Galaxie-Preis" gewonnen, den wichtigsten Science-Fiction-Preis Chinas. Sein Roman „Das Leben der Ameisen" ist eine Utopie, die das elende Leben der Jugend beschreibt, in „Klon-Menschen" thematisiert Wang die Beziehung zwischen Technologie und Mensch.

„Der Unterschied zwischen Science-Fiction und anderen literarischen Gattungen liegt darin, dass sie eng mit der Wissenschaft und Technologie verbunden ist. Die Wissenschaft hat nicht nur unsere Gesellschaft, sondern unsere Sitten und Gebräuche, sogar unsere Fortpflanzungsweise und Moral und damit auch die Natur des Menschen verändert. Science-Fiction behandelt also hauptsächlich die Beziehung zwischen Wissenschaft und Menschheit."

Außerirdische Zivilisationen ist eines der Hauptthemen der Science-Fiction-Schriftsteller. „Das Drei-Körper-Problem" ist eine Trilogie des chinesischen Schriftstellers Liu Cixin, die zwischen 2006 und 2010 veröffentlicht wurde und gilt als eine der beliebtesten Science-Fiction-Reihen in China. In dem Werk kommt es zu einer außerirdischen Invasion der Erde durch die „Trisolarans", einer Zivilisation, deren Heimatplanet wegen seiner instabilen Gravitation unbewohnbar geworden ist. Der Titel bezieht sich auf einen komplexen, wissenschaftlichen Sachverhalt: das so genannte „Drei-Körper-Problem" in der Orbital-Mechanik. Autor Liu ist Ingenieur an einem Kraftwerk in Yangquan, der nordchinesischen Provinz Shaanxi. Schon in den 1980er Jahren hat er mit dem Schreiben begonnen.

„Schon während der Kulturrevolution habe ich mich für Science-Fiction interessiert. Damals habe ich einige Bücher gelesen und fand sie sehr interessant. Ich war noch jung und dachte nicht viel über meine Zukunft nach, aber ich fand die Science-Fiction-Welt sehr interessant. Wir Menschen, die in dieser realen Welt leben, sind eben fasziniert von imaginären Welten."

Die Werke von Liu Cixin reichen in die Gebiete Geschichte, Physik, Astronomie, Soziologie, Philosophie und Religion. Professor Yan Feng von der Fudan-Universität glaubt sogar, Liu habe als einziger Chinese Science-Fiction von Weltklasse-Niveau geschrieben.

2014 war der Science-Fiction-Film „Interstellar" in Chinas Kinos ein echter Kassenschlager. Kinobesucher und Kritiker waren gleichermaßen begeistert, und auch die SF-Literatur hat davon profitiert. Dennoch fürchtet der Vize-Chefredakteur des Magazins „Science Fiction World" Yao Haijun, dass China noch weit entfernt von einer echten Wiederbelebung des Science-Fiction-Genres ist. Dafür müsse es vor allem mehr hochklassige, chinesische Science-Fiction-Romane geben. Derzeit stillten die Fans ihren Hunger nach imaginären Welten vornehmlich mit Fortsetzungs- und Kurzgeschichten in Zeitschriften.

„Science-Fiction in China muss den Übergang von einer Ära der Magazine zu einer Ära der Romane schaffen. Die chinesische Science-Fiction braucht ihre eigenen Bestseller, nur so kann sie gesellschaftlich relevant werden. Dann kann eine Basis für die Weiterentwicklung der Science-Fiction-Industrie entstehen, was wiederum der Produktion von Filmen und Fernsehserien sowie Computer- und Videospielen den Weg ebnen wird."

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