„Weltstürmerwahl“
Von Philipp Lahm
BEIJING, 12. Januar (Xinhuanet) -- Wie wäre es, wenn wir die Kandidaten für den FIFA Ballon d`Or im kommenden Jahr über Facebook wählen? Das wäre zeitgemäß. Und das Ergebnis wäre mit großer Wahrscheinlichkeit dasselbe, wie über den momentanen Modus. Die aktuelle Top Drei dort heißt: Cristiano Ronaldo 108 Millionen Fans, Lionel Messi deutlich über 81 Millionen und Neymar Jr. mit 54 Millionen Follower.
Ich möchte dabei klarstellen: Ronaldo, Messi und Neymar sind überragende Fußballspieler und es steht außer Frage, dass es jeder von ihnen zu Recht auch mehrfach in die Endauswahl geschafft hat.
Die Frage die ich mir aber gestellt habe war: Worum geht es bei der Wahl zum Weltfußballer?
Klar: Es ist die Auszeichnung für den besten Spieler des Jahres. Das heißt es geht um die sportliche Leistung auf dem Platz und um gewonnene Titel. Nur wer auf internationaler Bühne auftritt und dort erfolgreich ist, hat die nötige Relevanz und damit eine wirkliche Chance. Daran ist wiederum nichts verkehrt. Denn es macht Sinn den herausragenden Fußballer des Jahres unter den Spielern zu suchen, die für ihre jeweilige Nationalmannschaft nominiert wurden oder sich mit ihren Klubs für die internationalen Wettbewerbe qualifiziert haben.
Aber, wenn dann in 209 Ländern Nationaltrainer, Nationalmannschafts-Kapitäne und ausgewählte Journalisten aus einer Vorauswahl den Weltfußballer bestimmen, bin ich überzeugt, dass sich die wenigsten trotz ihrer Kompetenz intensiv damit auseinandersetzen. Ich selber durfte fünfmal mitwählen und nehme mich nicht aus. Ich kenne das Prozedere. Die Nachricht mit der Bitte um Nennung von drei Namen aus der Kandidatenliste erreicht dich, während der Saison, dann macht man es sich einfach, und wählt was augenscheinlich ist. Wobei wir wieder bei Facebook sind. Man bleibt bei den bekanntesten Namen hängen, bei den Spielern, zu denen man sofort Bilder und Aktionen im Kopf hat, die auf und neben dem Platz präsent sind. Man wählt die „sichtbarsten“ Spieler.
Am Ende ist es durch dieses Verfahren eine Weltstürmerwahl geworden. Das ist nicht meine Perspektive als verbitterter Defensivspieler, sondern die neutrale und unverrückbare Aussage der Statistik. Fabio Cannavaro ist darin der einzige Abwehrspieler, der jemals den goldenen Ball mit nach Hause nehmen durfte. Der unvergessene Lothar Matthäus holten den Titel `91 ins Mittelfeld, nach ihm noch dreimal Zinedin Zidane, wobei seine Position aber schon deutlich offensiv ausgerichtet war. Und - beide weit vor Anbruch des digitalen Zeitalters. Oliver Kahn und Manuel Neuer schafften es auf das Podium, aber kein Torwart stand bisher an der Spitze. Die verkürzte Version lautet also: Nur wer Tore schießt, kann Weltfußballer werden.
Natürlich sind es die Momente, in denen der Ball im Netz landet, die Kinder begeistern und motivieren, in Vereine einzutreten um Fußball zu spielen. Unser Sport braucht die kaltblütigen Vollstrecker, die Torschützen und Helden.
Aber Fußball ist so viel mehr als der Moment des sportlichen Triumphs. Fußball ist Teamwork, Gemeinschaftssinn, Verteidigen, Vorbereiten und sich opfern.
Ich denke, wenn der Weltfußballverband einen Preis vergibt, sollte es kein Marketingpreis sein, der ausschließlich die Hauptdarsteller in einer medialisierten Fußballwelt auszeichnet. Vielleicht sollte in einer Teamsportart überhaupt kein einzelner Spieler prämiert werden. Sondern, neben der Bestimmung der Weltauswahl, zumindest vier Einzel-Preise vergeben werden – um Torwart, Abwehrspieler, Mittelfeldspieler und Stürmer nicht in einen Topf zu werfen.
Denn DEN Welt-FUßBALLER gibt es in meinen Augen nicht. 2015 aber wieder einen absolut verdienten Weltstürmer: Herzlichen Glückwunsch, Lionel Messi!
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