Chinas erstes Festival für Dialekt-Filme
In den letzten Jahren haben gute Filme, deren Dialoge in chinesischen Dialekten geführt werden, auf dem Filmmarkt wachsende Aufmerksamkeit erhalten. Obwohl viele Dialekt-Filme sehr gute Kritiken vorweisen können, sind sie im Gegensatz zu Mainstream-Filmen nicht konkurrenzfähig – vor allem auf nationalen Filmfestivals gibt es für sie kaum Hoffnung auf eine Vorführung.
Auf der Leizhou-Halbinsel, die zur südchinesischen Provinz Guangdong gehört, wird der Minnan-Dialekt gesprochen. Dort existiert ein Dorf namens Zurong, das nun die Durchführung des ersten Filmfestivals für Dialekt-Filme in China angekündigt hat. Eine feierliche Preisverleihung Ende August soll der krönende Abschluss des von Januar bis August geplanten Auswahlprozesses und des Wettbewerbs sein.
Angaben der Organisatoren zufolge wird das Dialekt-Filmfestival in Zurong Auszeichnungen in acht Kategorien verleihen: „Bester Film", „Bester Regisseur", „Bestes Drehbuch", „Bester Hauptdarsteller", „Beste Hauptdarstellerin", „Bester Dokumentarfilm", „Film mit bester Kommunikationswirkung" und „Beste Originalmusik". Neben den mit den Auszeichnungen verbundenen großzügigen Prämien wird gleichzeitig ein Fonds zur Unterstützung der Filmemacher und Entwicklung von Dialekt-Filmen eingerichtet.
Der Sponsor des Filmfests, die Maodegong Unternehmensgruppe, ist eine Firma aus der Provinz Guangdong, die sich schon seit zehn Jahren für den Schutz der einheimischen Dialekte einsetzt. Der Vorstandsvorsitzende, Chen Yu, wurde in Zurong geboren und ist vor über zehn Jahren in die Heimat zurückgekehrt. Anfang 2015 kam er auf die Idee, ein Festival für Filme in Dialekten zu veranstalten. Anschließend hat er zusammen mit gleichgesinnten Akademikern, Autoren und Regisseuren ein Arbeitsteam gebildet.
Zu den Mitgliedern des Teams gehört auch der chinesische Dokumentarfilmregisseur Qin Xiaoyu. Beim Filmfestival in Zurong wird er den Vorsitz der Jury innehaben. Trotz ihres besonderen Charmes drohten chinesische Dialekte langsam auszusterben, sagte Qin Xiaoyu. Deswegen werde in Zeiten der Globalisierung versucht, durch Filme eine Plattform für die Bewahrung und Vermittlung von Dialekten anzubieten. Das Ziel des Filmfests in Zurong sei, den Dialekten in Filmen eine bedeutende schöpferische Rolle zukommen zu lassen und dadurch die regionalspezifischen Besonderheiten zu präsentieren.
Qin Xiaoyu zufolge ähneln die Menschen heutzutage einem neuen Hirtenvolk. Viele verließen ihre Heimat und zögen in die großen Städte, wo vor allem Hochchinesisch gesprochen werde. Aus diesem Grund könne ein Festival für Dialekt-Filme auch nicht in Metropolen wie Beijing oder Shanghai stattfinden, sondern nur in kleineren Dörfern, wo die Dialekte noch wirklich gesprochen würden. Zudem sollten Filme den wahren Alltag präsentieren, mit anderen Worten die Realität widerspiegeln, so Qin Xiaoyu weiter. Deshalb sei sprachliche Genauigkeit, was Regionen, Milieus und Hintergründe der Hauptfiguren angehe, eine besondere Leistung. Dialekte seien eine gute Möglichkeit, den Zuschauer in die lebhafte Welt der Figuren eintauchen zu lassen.
Beim Auswahlprozess der Gewinner der Filmpreise unterscheidet sich das Filmfest Zurong von anderen Festivals nur in einem Aspekt: Die Hauptsprache des Films muss ein Dialekt sein. Qin Xiaoyu erklärte, neben den allgemeinen Auswahlkriterien wie Musik, Bild und Erzählstruktur werde besonders großer Wert auf die Bedeutung und kreative Anwendung von Dialekten gelegt. Aufgrund der Vielfalt chinesischer Dialekte seien viele Mundarten für Fremde wie ein Buch mit sieben Siegeln. Aus diesem Grund würden alle nominierten Filme während des Fests auch im Internet veröffentlicht, damit die Einheimischen die Filme als Jury anschauen und bewerten könnten, so Qin Xiaoyu. Wenn ein Preisträgerfilm dann auf den internationalen Markt oder an ein ausländisches Filmfest herantreten wolle, biete der Filmfest-Veranstalter sehr gerne seine Unterstützung in Form von Übersetzungsarbeiten an.
Derzeit wird die Grundschule in Zurong neu gestaltet, damit alle Klassenzimmer im kommenden Sommer zur Aufführung der Kandidaten des Filmfestivals bereitgestellt werden können. Die Dorfbewohner können diese „Vorführräume" jederzeit kostenlos und ohne eine Eintrittskarte besuchen.
Qin Xiaoyu ist davon überzeugt, dass das Festival für Dialekt-Filme einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Dorfes leisten kann. Denn die Pflege von Dialekten sei nicht nur wichtig für den Schutz der traditionellen und kulturellen Wurzeln, sondern setze auch neue Impulse für die zukünftige Entwicklung der dörflichen Zivilisation.
(Quelle: german.cri.cn)
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