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Interview: Europäische Ex-Astronautin begrüßt den Fortschritt, berät Kollegen in Chinas bemanntem Raumfahrtprogramm

German.xinhuanet.com | 19-10-2016 14:00:09 | Xinhuanet

PARIS, 18. Oktober (Xinhuanet) -- Der stetige Fortschritt von Chinas bemanntem Raumfahrtprogramm ist sehr beeindruckend und es sei zu hoffen, dass die internationale Kooperation zur Raumforschung weiter ausgeweitet und vertieft werde, sagte Claudie Haignere, eine Beraterin des Generaldirektors der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.

In einem kürzlichen Interview mit Xinhua sagte Haignere, die erste weibliche europäische Astronautin, welche die Internationale Raumstation ISS besucht hat, dass sie seit Jahren dem Fortschritt der bemannten Raumfahrtstechnologie in China große Aufmerksamkeit geschenkt habe.

Haignere wurde auch die erste westliche Astronautin die per Telefon mit einem chinesischen Kollegen sprach, nach ihrer Konversation mit Yang Liwei, Chinas erstem Astronauten, der 2003 mit dem Raumfahrzeug Shenzhou-5 in das Weltall reiste.

„Seit 2003 hat mich jeder Schritt nach vorne für Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm stark beeindruckt, vom Start des ersten bemannten Raumfahrzeuges bis hin zum ersten Raumflug mit mehreren Besatzungsmitgliedern der Shenzhou-6, von der Entsendung Chinas erster weiblicher Astronautin bis hin zum Andocken eines bemannten Raumfahrzeuges an Tiangong-1”, sagte Haignere.

Jetzt, da das Raumlabor Tiangong-2 erfolgreich gestartet sei, kann erwartet werden, dass es in Kürze an Shenzhou-11 andocken werde, fügte sie hinzu.

„Wie wunderbar ist es für China, all dies in einem so kurzen Zeitraum von weniger als 15 Jahren zu realisieren”, sagte die französische Ex-Astronautin.

Mit der Vertiefung der Weltraumforschung in den letzten Jahren wurde es zum Konsens der wichtigsten Raumfahrt-Länder, dass die internationale Kooperation diesbezüglich verstärkt werden sollte.

Im Juni vollendete der chinesische Astronaut Ye Guangfu gemeinsam mit fünf anderen Astronautenanwärtern aus Japan, Russland, Spanien und den Vereinigten Staaten eine unterirdische Trainingsmission in sardinischen Höhlen während des Trainingskurses der ESA.

Für die Zukunft wird mehr Kooperation zwischen verschiedenen Ländern zu bemannten Raumfahrtmissionen erwartet, da die internationale Kooperation sich bisher bei der Weltraumforschung auf Wissenschaft und Forschung konzentriert hat, sagte Haignere.

„Ich interessiere mich besonders für diesen Aspekt“, sagte Haignere. „Derzeit befindet sich die ISS in einem erdnahen Orbit etwa 400 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt, doch wir alle stellen uns vor, dass die Menschheit eines Tages bemannte Raumflüge über weitere Distanzen realisieren kann, zum Mond oder Mars”.

„Wenn wir dieses Ziel eines Tages realisieren können, dann hoffe ich dies durch extensive internationale Kooperation geschieht und die erste Besatzung aus Astronauten der EU, den USA, Russland und China bestehen wird“, fügte sie hinzu.

Zu Chinas bemanntem Raumfahrzeug Shenzhou-11, welches am Montag geplant gestartet wurde, sagte die französische Ex-Astronautin, sie wünsche den beiden chinesischen Astronauten viel Glück und die reibungslose Erfüllung von wissenschaftlichen Aufgaben. Sie riet den beiden Astronauten, sich etwas Zeit aus ihren langen Arbeitsstunden zu nehmen, um die Reise durch das All umfassend erleben zu können.

„Bitte erforscht aufmerksam die Veränderungen eures Körpers und eurer Bewegung in einem Umfeld der Mikrogravitation. Bitte schaut euch öfters die Erde und das Universum durch das Fenster an und teilt all diese Erfahrungen mit den Menschen, besonders den Kindern, nachdem ihr auf die Erde zurückkehrt seid”, sagte Haignere.

„Nach eurer Rückkehr zur Erde werden euch junge Kinder alle möglichen Fragen stellen. Diese Fragen zu beantworten, eure Erfahrungen mit ihnen zu teilen, sie dazu zu inspirieren sich für Wissenschaft und Technologie zu interessieren, das ist was jeder Astronaut tun sollte”.

Haignere besuchte 1996 die Raumstation Mir für 16 Tage als Teil der russisch-französischen Mission „Cassiopee“. 2001 wurde sie die erste europäische Frau, die die ISS besuchte, als Teil der Mission „Andromede“.

In Erinnerung an ihre zwei Reisen in den Weltraum sagte sie, das beeindruckendste für sie war das Gefühl der Veränderung an ihrem Körper und ihrer Bewegung in der Schwerelosigkeit.

„In der Mikrogravität schwebend erfährt man, dass man einen ganz neuen Körper hat. Wie man seinen Körper an die neue Umwelt gewöhnt, war etwas sehr Interessantes für mich”, sagte die ehemalige Astronautin.

Sie riet den beiden chinesischen Astronauten, ihren Geist und Körper schnell und umfassend an einen komplett neuen Zustand in der Mikrogravität anzupassen.

Haigneres Zeit im Weltraum hat bei ihr keine unangenehmen Erinnerungen hinterlassen.

„Obwohl sehr komplizierte Situationen auftraten, war das ganz normal und Teil des Abenteuers“, sagte sie.

„Alles was ich tun musste, war mir eine Lösung einfallen zu lassen”.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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