Die chinesische Filmindustrie – Eine „filmreife“ Erfolgsgeschichte
Von Dimitrios Marmaras
BEIJING, 20. Dezember 2016 (Xinhuanet) -- Die chinesische Wirtschaft ist ein Thema, das seit vielen Jahren in Gazetten, Magazinen oder TV-Reportagen auf der ganzen Welt diskutiert wird. Ein wirtschaftlicher Bereich, der bei diesen Diskussionen jedoch oft zu kurz kommt, ist die chinesische Filmindustrie. Dabei ist diese im Moment so erfolgreich wie noch nie zuvor! Denn auch in Zeiten eines anhaltenden wirtschaftlichen Abschwungs sehnen sich Menschen immer noch nach einer Sache: Unterhaltung. Und vor allem in China blüht der Markt derzeit regelrecht auf.
Zuschauer en masse
Um sich das Ausmaß der chinesischen Filmindustrie zu vergegenwärtigen, muss man lediglich einen Blick auf das Jahr 2015 werfen, wo die chinesischen Kinokassen einen rekordverdächtigen Umsatz in Höhe von 44 Milliarden Yuan (rund 6,78 Milliarden US-Dollar) erzielten, was einen Anstieg um 48,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr markierte, wie die China Daily berichtete. Der Wert wird noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Umsatz vor 5 Jahren bei gerade mal 1,51 Milliarden US-Dollar lag. Angetrieben wurde der Erfolg sowohl von ausländischen als auch von inländischen Filmen, wobei Filme aus dem Ausland nur in begrenzter Zahl nach China kommen. Dennoch zeigte sich die chinesische Filmbehörde in diesem Jahr äußerst kulant, wodurch entgegen der Quote von 34 Filmen, die im Jahr 2012 ausgehandelt wurde, insgesamt 38 ausländische Filme in China ausgestrahlt wurden. Dies zeigt, dass man sich definitiv Spielräume offen lässt, falls der Markt Stimulation benötigt. Insbesondere in Zeiten, wo trotz zahlreicher Film-Fans vor allem der Kino-Sommer 2016 enttäuschte, und die Einnahmen an den Kassen laut Hollywoodreporter.com im Vergleich zum Vorjahr um 5% sanken. Doch auf boxofficeflops.com lässt sich erkennen, dass auch der US-amerikanische Filmmarkt in diesem Jahr von vielen Flops, einschließlich Ben-Hur, Teenage Mutant Ninja Turtles und The BFG, heimgesucht wurde. An dieser Stelle könnte man also mutmaßen, dass vielleicht die mangelnde Qualität vieler Sommer-Blockbuster, die auch in China an den Start gingen, ausschlaggebend dafür war, dass in diesem Jahr nicht so viele Zuschauer in die Kinos strömten wie im Rekordjahr 2015.
Investitionsdrang aus China
Laut Fortune ist China inzwischen der zweitgrößte Filmmarkt der Welt und machte im Jahr 2016 rund 18,8 Prozent des globalen Ticketumsatzes aus. Und an vorderster Stelle dieser Bewegung steht die Dalian Wanda Group, welches ein chinesisches Konglomerat mit Sitz in Beijing ist. Das Unternehmen, welches sich sowohl in der Immobilien- als auch in der Unterhaltungsindustrie etabliert hat, ist ein Big-Player der chinesischen Wirtschaft. So verzeichnete man allein im Jahr 2015 einen erneuten Anstieg um 19 Prozent, der den Umsatz des Unternehmens auf sage und schreibe 290,16 Milliarden Yuan (rund 44,02 Milliarden US-Dollar) ansteigen ließ, laut dem US-amerikanischen Magazin Wall Street Journal. Mit Wang Jianlin, einem der reichsten Männer Chinas, an der Spitze etablierte sich Wanda Cinema im Laufe der letzten Jahre zum größten Kinobetreiber Chinas. So besitzt Wanda allein in China inzwischen 292 Kinos mit insgesamt 2557 Leinwänden. Aber Wanda will noch höher hinaus! In den letzten Jahren hat Wanda einige Investitionen im Ausland getätigt. Angefangen mit dem Einkauf von AMC Entertainment Holdings Inc, die zweitgrößte amerikanische Kinokette, im Jahr 2012 für 2,6 Milliarden US-Dollar, bis hin zur gigantischen 5,7 Milliarden Dollar Übernahme des Filmstudios Legendary, die unter anderem Filme wie Pacific Rim und Jurassic World produziert haben. Und meiner Meinung nach können Übernahmen wie diese eine Win-Win-Situation für beide Seiten darstellen. Während Chinas kultureller Einfluss auf der internationalen Bühne weiter ansteigt, können auch die Amerikaner von der gestiegenen Kraft des chinesischen Publikums profitieren. Ein recht gutes Beispiel für diese vorteilhafte Beziehung ist Warcraft, welches in den USA lediglich 47 Millionen US-Dollar einspielen konnte. Angesichts des Budgets von 160 Millionen US-Dollar, klingt dies zunächst nach einer Katastrophe, wenn es da nicht ein begeistertes chinesisches Publikum geben würde, welches über 160 Millionen einbrachte und den Film gewissermaßen im Alleingang gerettet hat. Und Wanda steht keineswegs alleine da. Auch Jack Ma, Geschäftsführer des E-Commerce-Giganten Alibaba, hat mit Alibaba Pictures einen beliebten Kooperationspartner entwickelt, der sich bereits an US-Produktionen wie Mission Impossible: Rogue Nation und Star Trek Beyond beteiligt hat.
Spannende Zukunft
Laut einem Eintrag von Z. John Zhang, Marketing Professor an der Wharton School at the University of Pennsylvania, auf dem offiziellen Online-Journal der Univeristät, ist das Wachstumspotenzial der chinesischen Unterhaltungsindustrie, trotz überragender Zahlen in den letzten 5 Jahren, immer noch sehr groß. Laut ihm, sei die gesamte Branche 180 Milliarden Dollar wert – Tendenz steigend. Und eine weitere Folge im Zuge des wirtschaftlichen Anstiegs der chinesischen Unterhaltungsindustrie ist auch die Zunahme an chinesisch-amerikanischen Produktionen, wie zum Beispiel „The Great Wall“, welche die beiden Kulturen und Branchen noch näher zusammenrücken lässt. Und ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn man in Zukunft, anstelle von New York und Los Angeles, auch Shanghai und Beijing mal öfters im Mittelpunkt großer Produktionen sieht.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)
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