China Fokus: Wie Roboter die Welt von Morgen gestalten

BEIJING, 24. August (Xinhuanet) – Stellen Sie sich vor: Sie wachen am Morgen auf und Ihre Roboterhaushälterin macht ihr Bett, kocht Frühstück und reinigt den Boden. Minuten später befördert ein selbstfahrendes Auto die Kinder zur Schule, während eine Roboterkrankenschwester sich um Ihre älteren Eltern kümmert. Sie erreichen das Büro nur um festzustellen, dass Roboter die Hälfte ihrer Arbeit erledigt haben.

Solche Gedanken waren einst der Stoff für Sciencefiction, aber Roboter werden zunehmend zu einem Teil der realen Welt.

TREFFEN SIE ALPHA 2

„ Hallo, Alpha. Ich bin zurück.“

„Hallo. Willkommen daheim“, sagt Alpha 2, während er automatisch das Licht, die Klimaanlage und den Fernseher einschaltet.

Der sprachgesteuerte, humanoide Butler Alpha 2 hat die Massen bei der laufenden 2017 World Robot Conference in Beijing verzaubert.

Alpha 2, der von der chinesischen Firma UBTech Robotics erschaffen wurde, kann alles, von Hausarbeit und dem Finden vom Wetterbericht bis zu Tanzen und dem Vorlesen von Gutenachtgeschichten für Kinder.

„Roboter sind wichtige Begleiter und bieten heimische Dienste“, sagte Li Zhen, Geschäftsführer der Markenabteilung von UBTech. „Für Senioren, die Schwierigkeiten haben die Fernbedienung zu greifen oder die Klimaanlage anzuschalten, können diese Dinge von Roboter erledigt werden.“

Intelligente Maschinen, die einst bloße Fantasie waren, werden zunehmend üblich. Der Familienfreundliche Alpha 2 wird in Zukunft sogar noch mehr Funktionen haben.

LIEFERROBOTER

An einem anderen Stand in der Ausstellungshalle stellt die chinesische E-Commerce-Plattform JD.com ihre Lieferroboter und Drohnen aus. Wenn diese in Zukunft weit verbreitet sein werden, werden sie die Kosten im Logistik-Sektor reduzieren und die Effizienz erhöhen.

Das Unternehmen nutzt einen weißen Lieferroboter, der ca. 200 Kilogramm wiegt, in mindestens vier Universitäten, laut Zhang Zhitong, leitender Manager bei der PR-Abteilung von JD.com.

Der Lieferroboter ist in der Lage Hindernisse zu vermeiden und wird hauptsächlich in städtischen Gebieten genutzt. JD.com entwickelt für entlegene, ländliche Gebiete Drohnen, die Pakete über Berge, Flüsse und Wälder ausliefern können.

Zhang sagte, dass Dutzende von Drohnen in der Stadt Xi´an in der Provinz Shaanxi und in der Stadt Suqian in der Provinz Jiangsu genutzt würden. Allein im letzten Monat wurden über 3.000 Bestellungen von Drohnen in Suqian ausgeliefert.

Chinas logistische Kosten machten 2016 14,9 Prozent des BIP aus.

„Das Verhältnis war bedeutend höher als in entwickelten Volkswirtschaften“, sagte Zhang. „Geringere Logistikkosten werden einen großen Einfluss auf die chinesische Gesellschaft haben.“

Einige Leute sind besorgt, dass Arbeiter durch die Roboter ihre Arbeitsplätze verlieren werden, aber Zhang widerspricht.

„Die technologische Revolution wird nicht zur Arbeitslosigkeit führen. Sie wird die Leute dazu bringen sich an neue Arbeiten anzupassen. Lieferanten können etwas über das Management und die Wartung von Robotern oder fliegenden Drohnen lernen“, sagte er.

ROBOTER IM GESUNDHEITSWESEN

Während Pakete Ihnen von Robotern direkt ins Haus geliefert werden können, kann ein Roboter, der als Bestic bekannt ist, sie sogar mit einem Löffel füttern.

Bestic, der von der in Schweden ansässigen Camanio Care entwickelt wurde, agiert als ein menschlicher Arm, um den Nutzer zu füttern, vor allem Senioren oder solche, die Schwierigkeiten bei der Nutzung ihrer Arme oder Hände haben. Er kann die Unabhängigkeit bei Mahlzeiten steigern und es den Nutzern gestatten, die Speisen in ihrem eigenen Heim zu genießen.

Bestic koste im Ausland etwa 4.000 Euro, aber über den Preis für China sei bisher noch nicht entschieden worden, sagte Lu Tonghua, Produktmanager der Zhongrui Funing Robotics Technology (Beijing), deren Muttergesellschaft ein Vertreter und Aktionär von Camanio Care ist.

Lu sagte, dass der Roboter in Zukunft an die chinesischen Essgewohnheiten angepasst werde. „Beispielsweise essen chinesische Senioren gern Suppe oder Nudeln. Ein Löffel ist dafür nicht ausreichend.“

Er sagt, dass über zehn Pflegeheime Bereitschaft zum Erwerb der Roboter gezeigt haben.

Wenn Sie Roboter, die Menschen füttern und waschen können, nicht überraschen, wie wäre es dann, wenn sogar Ihr Doktor ein Roboter wäre? Wenn das chirurgische Robotersystem Da Vinci ein Maß ist, dann könnten Roboterärzte gar nicht so weit entfernt sein.

In der Konferenz- und Ausstellungshalle für Roboter zeigt ein Video einen Chirurgen, der vor einer Konsole sitzt und Roboterarme steuert, um Teile der Leber eines Patienten zu entfernen.

Das chirurgische System Da Vinci, das von dem amerikanischen Unternehmen Intuitive Surgical entwickelt wurde, wurde entworfen, um komplexe Chirurgie durch die Nutzung minimal invasiver Konzepte zu erleichtern und es wird von einem Chirurgen von einer Konsole aus kontrolliert.

China ist mit über 60 kostspieligen chirurgischen Da-Vinci-Systemen ausgestattet. 2016 führten sie über 10.000 Operationen durch.

APPLIKATIONEN SIND REICHLICH VORHANDEN

Roboter verändern unser Leben nicht nur in den Bereichen Heimdienste, Paketzustellung und Gesundheitsvorsorge. Sie werden auch zur Brandbekämpfung, als Bedienung von Gästen in Restaurants und sogar zum Schreiben von Nachrichtenberichten genutzt.

Robotik ist ein boomender Markt. Die International Federation of Robotics sagt voraus, dass Chinas Roboterindustrie dieses Jahr 6,28 Mrd. US-Dollar wert sein wird, nachdem sie in der ersten Hälfte von 2016 5 Mrd. Dollar überstiegen hat.

Die Blaupause „chinesischer Fertigungsindustrie bis zum Jahr 2025“, ein Plan zur Steigerung der Fertigungsindustrie in der Wertschöpfungskette, befindet sich in China gerade in einer kritischen Phase und es werden mehrere, zentrale Sektoren entwickelt, einschließlich der Robotik.

Aber dessen Roboterdichte – gemessen an der Zahl von Robotern pro 10.000 Fertigungsarbeiter – lag 2015 bei 49 im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt von 69. Es gibt immer noch reichlich Spielraum für Wachstum.

Roboter sind nicht notwendigerweise in allen Bereichen willkommen und die Menschen sind besorgt über ihre Fähigkeit Schaden zu verursachen. Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben die Vereinten Nationen dazu aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung von “Killerrobotern“ aufzuhalten.

Wang Feiyue vom Institut für Automatisierung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, glaubt, dass die Menschen nicht besorgt sein sollten wegen künstlicher Intelligenzen.

„Einige betrachten sie als eine Katastrophe, die zur Arbeitslosigkeit führen wird“, sagte er. „Aber dies ist nicht der Fall. Nachdem die Dampfmaschine während der industriellen Revolution erfunden wurde, hatten die Menschen ähnliche Bedenken. Aber sie wurden nicht ersetzt. Sie hatten immer noch Arbeit und arbeiteten mithilfe der Maschinen.“

Er stimmt zu, dass kurzfristig Probleme auftreten könnten, aber glaubt, dass diese bewältigt werden könnten.

„Auf lange Sicht werden Roboter nicht die menschlichen Arbeiter ersetzen. Vielleicht könnte 90 Prozent der Arbeit mithilfe von Robotern erledigt werden“, sagte er. „Die menschlichen Wesen sind die Meister, nicht die Sklaven der künstlichen Intelligenzen.“

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)