365 Träume aus China: Der Stahlschienen-Arzt

(Yuan Jin Wu männlich): In Fällen wie diesen, wenn es bei den Stahlschienen ein Problem gibt, springt der Kopf des Hammers beim Schlagen nicht so hoch zurück. Das nennen wir einen „klebenden“ oder „saugenden“ Hammer. Wir müssen dann genau darauf achten, ob es da ein Problem gibt.

Wir müssen täglich eine Strecke von ca. vier Kilometern zurücklegen und benutzen Ultraschalldetektoren, um Fehler zu finden oder wir überprüfen sie manuell. Wir führen regelmäßig Tests an den Schienen durch, um zu sehen, ob es irgendwo ein Sicherheitsrisiko gibt. Diese Sicherheitskontrollen sind wie die Ultraschall-Checks im Krankenhaus, die ein Arzt bei Patienten durchführt, deshalb nennen uns die Leute auch Stahlschienen-Ärzte.

1983 fing ich an Nachtschichten zu arbeiten und seit 1987 führe ich Sicherheitskontrollen an den Schienen durch. Es sind bereits 31 Jahre vergangen. Ich arbeite das ganze Jahr Nachtschichten. Wenn die Leute morgens aufstehen und zur Arbeit gehen, schlafe ich noch, weil ich gerade von der Arbeit komme. Abends, wenn die Leute schlafen gehen, gehe ich zur Arbeit.

Ich erinnere mich noch, dass ich tatsächlich etwas Angst hatte, als ich gerade anfing zu arbeiten. Es war wie in einer pechschwarzen Höhle. Beim Laufen hatte ich das Gefühl, dass mir jemand folgen würde. Ich hörte Schritte hinter mir und wenn ich stehen blieb, verschwanden sie. Jetzt habe ich mich längst daran gewöhnt und mir macht es nichts mehr aus. Einmal entdeckte ich in der Nähe der Jishuitan Haltestelle, keine 20 Meter davon entfernt, einen total rissigen Schienenabschnitt. Wenn ich ihn nicht entdeckt hätte, wären die Konsequenzen unvorstellbar gewesen.

1998 ließ ich mich von meiner Frau scheiden und musste meine Tochter allein aufziehen. Damals fing ich an Nachtschichten zu arbeiten. Meine Tochter war erst vier Jahre alt. Bevor ich zur Arbeit ging, legte ich sie schlafen und schloss das Haus ab. Einmal ging ich morgens um halb acht aus dem Haus und wurde erst drei Uhr nachts mit den Reparaturen fertig. Ich eilte nach Hause. Meine Tochter hatte sich Reis gekocht, aber in dem Reis war lauter Mäusekot. Meine Tochter wusste das nicht und meinte es seien lila Reiskörner und aß sie sogar. Damals fühlte ich mich sehr mies.

Ich bin schon über fünfzig und werde in einigen Jahren in Rente gehen. Ich möchte die restlichen Jahre nutzen, um meine langjährigen Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben. Bei unserer Arbeit dürfen wir keine großen oder kleinen Fehler machen. So was wie Kleinigkeiten gibt es nicht. In normalen Berufen muss man sich nur ein bisschen bemühen, um außerordentlichen Erfolg zu haben.

Xinhuanet Deutsch

365 Träume aus China: Der Stahlschienen-Arzt

GERMAN.XINHUA.COM 2018-09-14 16:21:31

(Yuan Jin Wu männlich): In Fällen wie diesen, wenn es bei den Stahlschienen ein Problem gibt, springt der Kopf des Hammers beim Schlagen nicht so hoch zurück. Das nennen wir einen „klebenden“ oder „saugenden“ Hammer. Wir müssen dann genau darauf achten, ob es da ein Problem gibt.

Wir müssen täglich eine Strecke von ca. vier Kilometern zurücklegen und benutzen Ultraschalldetektoren, um Fehler zu finden oder wir überprüfen sie manuell. Wir führen regelmäßig Tests an den Schienen durch, um zu sehen, ob es irgendwo ein Sicherheitsrisiko gibt. Diese Sicherheitskontrollen sind wie die Ultraschall-Checks im Krankenhaus, die ein Arzt bei Patienten durchführt, deshalb nennen uns die Leute auch Stahlschienen-Ärzte.

1983 fing ich an Nachtschichten zu arbeiten und seit 1987 führe ich Sicherheitskontrollen an den Schienen durch. Es sind bereits 31 Jahre vergangen. Ich arbeite das ganze Jahr Nachtschichten. Wenn die Leute morgens aufstehen und zur Arbeit gehen, schlafe ich noch, weil ich gerade von der Arbeit komme. Abends, wenn die Leute schlafen gehen, gehe ich zur Arbeit.

Ich erinnere mich noch, dass ich tatsächlich etwas Angst hatte, als ich gerade anfing zu arbeiten. Es war wie in einer pechschwarzen Höhle. Beim Laufen hatte ich das Gefühl, dass mir jemand folgen würde. Ich hörte Schritte hinter mir und wenn ich stehen blieb, verschwanden sie. Jetzt habe ich mich längst daran gewöhnt und mir macht es nichts mehr aus. Einmal entdeckte ich in der Nähe der Jishuitan Haltestelle, keine 20 Meter davon entfernt, einen total rissigen Schienenabschnitt. Wenn ich ihn nicht entdeckt hätte, wären die Konsequenzen unvorstellbar gewesen.

1998 ließ ich mich von meiner Frau scheiden und musste meine Tochter allein aufziehen. Damals fing ich an Nachtschichten zu arbeiten. Meine Tochter war erst vier Jahre alt. Bevor ich zur Arbeit ging, legte ich sie schlafen und schloss das Haus ab. Einmal ging ich morgens um halb acht aus dem Haus und wurde erst drei Uhr nachts mit den Reparaturen fertig. Ich eilte nach Hause. Meine Tochter hatte sich Reis gekocht, aber in dem Reis war lauter Mäusekot. Meine Tochter wusste das nicht und meinte es seien lila Reiskörner und aß sie sogar. Damals fühlte ich mich sehr mies.

Ich bin schon über fünfzig und werde in einigen Jahren in Rente gehen. Ich möchte die restlichen Jahre nutzen, um meine langjährigen Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben. Bei unserer Arbeit dürfen wir keine großen oder kleinen Fehler machen. So was wie Kleinigkeiten gibt es nicht. In normalen Berufen muss man sich nur ein bisschen bemühen, um außerordentlichen Erfolg zu haben.

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