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Kommentar: Eine neue „Blütezeit“ in den sino-europäischen Beziehungen

BEIJING, 27. Oktober (Xinhua) -- Die Großbritannienreise von Staatspräsident Xi Jinping ist mit fruchtbaren Ergebnissen und zahlreichen Höhepunkten zu einem Musterstück auf der jüngeren diplomatischen Bühne geworden. Auf die Abreise von Präsident Xi aus Großbritannien folgen nun in kurzer zeitlicher Abfolge Chinabesuche des niederländischen Königs Willem-Alexander, der deutschen Kanzlerin Merkel sowie des französischen Präsidenten Hollande. Es hält eine neue „Blütezeit“ in den chinesisch-europäischen Beziehungen Einzug.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts sprachen Beobachter schon einmal voller Begeisterung von einer chinesisch-europäischen „Blütezeit“. Damals bestanden noch Unterschiede zwischen der Wirtschaftskraft Chinas und der der europäischen Wirtschaftsmächte, sodass die Waage der chinesisch-europäischen Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit noch zur europäischen Seite ausschlug. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre überholte China nacheinander Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Japan und wurde zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. China begann, Hochtechnologieprodukte und moderne Dienstleistungen wie Hochgeschwindigkeitsbahnen und Atomkraft nach Europa zu exportieren. Immer mehr pragmatische europäische Politiker richteten nun ihr Augenmerk in Richtung Osten und ein Ausbau der pragmatischen Kooperation mit China wurde Konsens.

In den letzten Jahren nahm die deutsche Kooperation mit einem Anteil von 45% der europäischen Exporte nach China eine Spitzenposition ein. Auch Großbritannien entschloss sich, seine Chinapolitik anzupassen und ein „goldenes Zeitalter“ der sino-britischen Beziehungen zu gestalten.

Anfang dieses Jahres trat das Vereinigte Königreich als erster großer westlicher Staat der von China initiierten Asiatischen Infrastruktur-Investmentbank bei. Das bedeutet, dass Großbritannien das veraltete „west-östliche Lagerdenken“ verworfen und eine enge Verbindung mit dem aufstrebenden China zur neuen diplomatischen Marschroute erhoben hat.

Xi Jinpings Großbritannienbesuch, ein in diesem Umfang selten gesehener Empfang, die Unterzeichnung umfangreicher Kooperationsabkommen und die Aufwertung der bilateralen Beziehungen zu einer „globalen umfassenden strategischen Partnerschaft für das 21. Jahrhundert“ – es ist das erste Mal, dass China und ein westlicher Staat ihre Beziehungen auf ein derartig hohes Niveau anheben.

Eine pragmatische Zusammenarbeit ist zentraler Schlüsselfaktor der neuen chinesisch-europäischen „Blütezeit“ sowie Dreh- und Angelpunkt eines konzertierten und langfristigen gemeinsamen sino-europäischen Weges.

Um es an Deutschland zu verdeutlichen: Die Gestaltung einer „chinesisch-deutschen Interessengemeinschaft“ ist Konsens geworden; verschiedenste Dialogmechanismen laufen rund und ungehindert; die Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit blüht auf; die Intensivierung der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit im Projekt „Industrie 4.0“ ist die neueste Karte, die Kanzlerin Merkel zieht.

Auch Frankreich will sich nicht abschütteln lassen. Anfang dieses Jahres führte der französische Premierminister Valls eine riesige Unternehmerdelegation nach China und erschloss und erweiterte „neue Kooperationsfelder“ wie die Lebensmittelverarbeitungs- und Tourismusindustrien. Frankreichs Regierung hofft, die Zahl chinesischer Reisegäste in Frankreich bis zum Jahr 2020 auf fünf Millionen Menschen zu erhöhen. Aktuell steht ein Chinabesuch von Präsident Hollande kurz bevor.

Ebenso ist China auf Europa angewiesen: Europäische Technik-, Markt- und Managementerfahrungen üben eine enorme Anziehungskraft auf chinesische Unternehmen aus; Europas Infrastruktur-Erneuerungen bieten Anknüpfungspunkte zu Chinas Seidenstraßen-Initiative „Ein Gürtel, eine Straße“; die Politik der europäischen Integration birgt wichtige Implikationen für Chinas „Go-West-Strategie“ und die „Strategie zur Revitalisierung des Nordwestens“. Auch die europäische Umwelt- und Sozialpolitik können China zum Vorbild dienen und China braucht Koordination und Kooperation in einer Reihe wichtiger Fragen wie dem Klimawandel, der globalen Ordnungspolitik und dem Anti-Terror-Kampf.

Die chinesisch-europäische „Blütezeit“ spiegelt einen Wandel im Denken ebenso wie in der Struktur des internationalen Systems wider und liefert ein Modellbeispiel für einen neuen Typus der internationalen Beziehungen nach dem Prinzip der Kooperation zum beiderseitigen Nutzen.

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