Welcome to the Jungle! Auf den Straßen in Beijing

 

BEIJING, 10. Dezember (Xinhuanet) -- Was unterscheidet den Straßenverkehr in China von dem in Deutschland? In beiden Ländern gibt es Ampeln, Schilder und Zebrastreifen. Auch Gesetze soll es in China geben, genauso wie in Deutschland. Doch schon beim ersten Versuch, in Beijing eine Straße zu überqueren, stellt man fest: Straßenverkehrsordnung ist hier nur geschriebene Theorie. Autos fahren von links nach rechts, rechts nach links, sich in die kleinste Lücken drückend und aneinander vorbeischlängelnd. Zwischendrin finden sich noch wilde Mopeds, mit und ohne Anhänger, wieder. Die Fußgänger starten den Vorgang der Straßenüberquerung zum Teil bereits trotz der roten Fußgängerampel, indem sie sich zwischen dem Autolabyrinth hindurch zwängen. Metallschäden passieren aber erstaunlich selten, denn es geht nur langsam voran, Stau existiert zu jeder Tageszeit.

Glücklicherweise überquert man die Straßen nie alleine, so dass man die daneben stehenden Passanten einfach als kleine „Schutzmauer" nutzen kann. Diese bewahrt einen des Öfteren davor, trotz grüner Fußgängerampel, von einem Rechtsabbieger umgefahren zu werden. Aber dieser Rechtsabbieger hupt dann auch wie wild geworden, sodass er nicht bremsen muss und warnt damit die Fußgänger vor ihm auszuweichen, trotz grüner Ampel. Doch selbst das Ausweichen erweist sich als nicht ganz so einfach, denn erst einmal die Straße betreten, befindet man sich nun gefangen zwischen der ersten Autospur vorne und der noch ungezähmteren Fahrradspur dahinter, welche stets stark befahren ist. Auf den Zweirädern auf dieser Spur, ob motorisiert oder nicht, lassen sich zum Teil regelrechte Stapelkunststücke aus Menschen und/oder Materialien entdecken, beispielweise einen Vater, der auf dem Gepäckträger seine das Baby stillende Frau herumkutschiert, oder ein Arbeiter, der einen Berg an Pappkartons mit einem menschlichen Beschwerer obendrauf zur nächsten Abgabestation fährt. Ein Plastiksammler kann sein Moped ungelogen auf diese Art und Weise auf zwei Meter Höhe und Breite erweitern. Ist dieses Gewusel bei Tag halbwegs gut erkennbar, so wird die Herausforderung bei Nacht noch größer, besonders mit den Zweirädern jeglicher Art: diese haben in der Regel kein Licht, d.h. sie kommen teils sehr unerwartet aus allen Himmelsrichtungen. Hierfür könnte es wohl dreierlei Begründungen geben:

1. Alle Autos haben Licht und das reicht, denn schließlich muss man selbst auf die „Löwen der Straße" achten.

2. Man könnte die Autofahrer mit dem eigenen Licht blenden.

3. Strom sparen, denn die meisten Mopeds sind hier elektrisch betrieben.

Wenn man in Beijing unterwegs ist, sollte man sich vor allem Folgendes merken: Das Auto hat immer Vorfahrt.

Am sichersten ist man hier wohl im Taxi. Doch dem Shifu (Fahrer) den Weg zu erklären, ist entweder nur mit chinesischer Adresse oder guten mündlichen Chinesischkenntnissen möglich. Ein kleiner Trick, wenn man lediglich über eine englische Adresse verfügt, ist, die Visitenkarte falschrum zu zeigen. „Liest" er diese, ohne die Karte umzudrehen, steigt man besser schnellstmöglich wieder aus. Doch weiß der Taxifahrer, wo es hingeht, kann man sich entspannt zurücklehnen und die Augen schließen – dann sieht man nicht die Fast-Unfälle oder die Hauruckaktionen. Augen zu und durch – Das hat bis jetzt noch immer funktioniert.

Marie Zollna (29) ist Textilingenieurin bei der Lear Corporation und von Oktober bis voraussichtlich Ende April beruflich in China.

(Quelle: german.cri.cn)

Mehr zum Thema:

Häufige Staus kosten Pendler fast 120 Euro pro Monat

Die schwierige Verkehrssituation auf den Straßen der chinesischen Hauptstadt kommt die Bürger richtig teuer zu stehen: laut einem Bericht verlieren Pendler in Beijing pro Monat durchschnittlich rund 808 Yuan (118,60 Euro) – durch die viele Zeit, die sie in Verkehrsstaus feststecken.mehr...

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Welcome to the Jungle! Auf den Straßen in Beijing

GERMAN.XINHUA.COM 2015-12-10 15:42:59

 

BEIJING, 10. Dezember (Xinhuanet) -- Was unterscheidet den Straßenverkehr in China von dem in Deutschland? In beiden Ländern gibt es Ampeln, Schilder und Zebrastreifen. Auch Gesetze soll es in China geben, genauso wie in Deutschland. Doch schon beim ersten Versuch, in Beijing eine Straße zu überqueren, stellt man fest: Straßenverkehrsordnung ist hier nur geschriebene Theorie. Autos fahren von links nach rechts, rechts nach links, sich in die kleinste Lücken drückend und aneinander vorbeischlängelnd. Zwischendrin finden sich noch wilde Mopeds, mit und ohne Anhänger, wieder. Die Fußgänger starten den Vorgang der Straßenüberquerung zum Teil bereits trotz der roten Fußgängerampel, indem sie sich zwischen dem Autolabyrinth hindurch zwängen. Metallschäden passieren aber erstaunlich selten, denn es geht nur langsam voran, Stau existiert zu jeder Tageszeit.

Glücklicherweise überquert man die Straßen nie alleine, so dass man die daneben stehenden Passanten einfach als kleine „Schutzmauer" nutzen kann. Diese bewahrt einen des Öfteren davor, trotz grüner Fußgängerampel, von einem Rechtsabbieger umgefahren zu werden. Aber dieser Rechtsabbieger hupt dann auch wie wild geworden, sodass er nicht bremsen muss und warnt damit die Fußgänger vor ihm auszuweichen, trotz grüner Ampel. Doch selbst das Ausweichen erweist sich als nicht ganz so einfach, denn erst einmal die Straße betreten, befindet man sich nun gefangen zwischen der ersten Autospur vorne und der noch ungezähmteren Fahrradspur dahinter, welche stets stark befahren ist. Auf den Zweirädern auf dieser Spur, ob motorisiert oder nicht, lassen sich zum Teil regelrechte Stapelkunststücke aus Menschen und/oder Materialien entdecken, beispielweise einen Vater, der auf dem Gepäckträger seine das Baby stillende Frau herumkutschiert, oder ein Arbeiter, der einen Berg an Pappkartons mit einem menschlichen Beschwerer obendrauf zur nächsten Abgabestation fährt. Ein Plastiksammler kann sein Moped ungelogen auf diese Art und Weise auf zwei Meter Höhe und Breite erweitern. Ist dieses Gewusel bei Tag halbwegs gut erkennbar, so wird die Herausforderung bei Nacht noch größer, besonders mit den Zweirädern jeglicher Art: diese haben in der Regel kein Licht, d.h. sie kommen teils sehr unerwartet aus allen Himmelsrichtungen. Hierfür könnte es wohl dreierlei Begründungen geben:

1. Alle Autos haben Licht und das reicht, denn schließlich muss man selbst auf die „Löwen der Straße" achten.

2. Man könnte die Autofahrer mit dem eigenen Licht blenden.

3. Strom sparen, denn die meisten Mopeds sind hier elektrisch betrieben.

Wenn man in Beijing unterwegs ist, sollte man sich vor allem Folgendes merken: Das Auto hat immer Vorfahrt.

Am sichersten ist man hier wohl im Taxi. Doch dem Shifu (Fahrer) den Weg zu erklären, ist entweder nur mit chinesischer Adresse oder guten mündlichen Chinesischkenntnissen möglich. Ein kleiner Trick, wenn man lediglich über eine englische Adresse verfügt, ist, die Visitenkarte falschrum zu zeigen. „Liest" er diese, ohne die Karte umzudrehen, steigt man besser schnellstmöglich wieder aus. Doch weiß der Taxifahrer, wo es hingeht, kann man sich entspannt zurücklehnen und die Augen schließen – dann sieht man nicht die Fast-Unfälle oder die Hauruckaktionen. Augen zu und durch – Das hat bis jetzt noch immer funktioniert.

Marie Zollna (29) ist Textilingenieurin bei der Lear Corporation und von Oktober bis voraussichtlich Ende April beruflich in China.

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