Broken-Windows-Effekt im verunsicherten Köln
Von Jin Feng, SISU
Über die Ursachen und Täterschaft der Silvester-Übergriffe in Köln wird in der deutschen Öffentlichkeit immer noch debattiert, Einigkeit bleibt jedoch aus. Drei tiefgreifenden Problemen sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden:
Als Erstes wies die mangelhafte öffentliche Sicherheit auf politische Missstände hin. Die Ineffizienz der deutschen Polizei wurde häufig in den Medien getadelt. Tatsache ist, dass die Bahnhöfe und ihre Umgebung in den deutschen Großstädten zunehmend Tatorte krimineller Vorkommnisse wie Schlägereien, Belästigungen und Diebstähle geworden sind. Neben den Übergriffen in Köln kam es in der Silvesternacht auch in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs zu Vorfällen. Über Hunderte von kriminellen Fällen wurde berichtet. Die langjährigen Probleme der öffentlichen Sicherheit erschütterten das Geborgenheitsgefühl der Bürger.
Die Zahl der Polizisten in Deutschland sank hingegen ständig aufgrund Budgetkürzungen durch die Regierung. In den letzten 15 Jahren wurde die Zahl der Polizisten in Bund und Ländern um 160.00 reduziert. Köln befindet sich in Nordrhein-Westfalen, wo diese Zahl von 1998 bis 2010 um 3.252 fiel. Die Abschwächung des Polizeidiensts angesichts des Anstiegs der Kriminalität spiegelt den Missstand hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit in Deutschland wider, der seit langer Zeit existiert.
Zweitens wurden die tiefgreifenden Widersprüche und Meinungsunterschiede des deutschen Volks in Bezug auf die deutsche Flüchtlingspolitik bei den Silvester-Übergriffen in Köln zutage gefördert. Aus historischen Gründen (Verbrechen des Nationalsozialismus) sind die deutschen Gesellschaftseliten den „ausländer-unfreundlichen“ Worten gegenüber immer übervorsichtig und sensibel. Beurteilung und Bewertung der Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen sowie über die Über- und Unterlegenheit verschiedener Völker werden ständig mit Absicht vermieden. Angesichts der Einströmung der Migranten und der von ihnen mitgebrachten fremden Kulturen setzen sich die Gesellschaftseliten eifrig für Akzeptanz, Toleranz und gemeinsamen Aufbau einer multikulturellen harmonischen Gesellschaft ein. Unter diesem „politisch korrekten“ Prinzip gilt Toleranz als wichtiges Element beim Umgang mit anderenEthnien und für die moralische Überlegenheit der deutschen Gesellschaft. Alle Ausdrücke der Unzufriedenheit mit den fremden Migranten könnten als „Fremdenhass“, „Rechtsextremismus“ oder sogar als „Nazi-Jargon“ in den Medien getadelt werden.
So bleiben die von den Gesellschaftseliten kontrollierten Medien weiterhin „positiv“ in Bezug auf die Flüchtlingspolitik, während der ausländerfeindliche Unmut unter den Massen in den letzten Jahren häufig zum Ausbruch kam. Die Diskrepanz wurde auf drastische Weise vergrößert, als immer mehr Flüchtlinge seit dem letzten September nach Deutschland strömen. Immer mehr Deutsche fühlen sich als „Fremde“ in ihrer eigenen Heimat. Unzufriedenheit und Angst verstärken sich von Tag zu Tag. Dass „Flüchtlinge“ und „Lügenpresse“ zum Wort bzw. Unwort des Jahres 2015 gewählt wurden, ist ein Beweis dafür. Dass die deutsche Polizei, beeinflusst von der Regierung und den Medien, sich den Flüchtlingen gegenüber oft überfreundlich verhielt, gilt auch als Ansporn für die Kriminalität.
Zuletzt lässt sich ablesen, dass Deutschland mit seiner Flüchtlingspolitik durch die Kölner Silvester-Übergriffe in eine isolierte Stellung in Europa geraten ist. Nach den Übergriffen zeigten sich die Nachbarstaaten, die sehr unter dem auf die deutsche „Willkommenskultur“ zurückzuführenden großen Druck gelitten haben, eher „schadenfroh“. Beispielsweise sagte der tschechische Ministerpräsident: „Wer Flüchtlinge nach Hause bringt, soll sich mit diesem Problem konfrontieren.“ Die bulgarischen Medien schrieben auch, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Araber und Afrikaner nach Hause mitgebracht und ihnen ermöglicht hat, nach deutschen Frauen zu jagen. Trotz der Gegenstimmen der deutschen Medien ist angesichts der Stimmen aus den Nachbarländern abzulesen, dass dem Versuch der deutschen Regierung, die EU und ihre Mitgliedstaaten dazu zu motivieren, die Lasten und Kosten der Flüchtlingsprobleme zu übernehmen, jede Grundlage fehlt. Als Lokomotive der EU muss sich Deutschland darüber Gedanken machen, dass die Tragfähigkeit der EU bezüglich der Flüchtlingspolitik nicht überstiegen werden darf, weil dies Deutschlands führende Stellung in Europa gefährden würde.
Auch wenn ein eindeutiges Gesamtbild von den Übergriffen in Köln immer noch nicht zu bekommen ist, so zeigt die große Aufmerksamkeit, die den Übergriffen geschenkt wurde, dass ein „Durchbruch“ für diejenigen Deutschen mit der Hoffnung, vernünftig über das Flüchtlingsproblem nachzudenken, geschafft wurde, aber auch für die Nachbarländer, die Deutschland davor warnen wollen, bei dem Flüchtlingsproblem zu weit zu gehen.
(Verfasser: Forscher der SISU; Übersetzer: Zhu Rui, Masterstudent der Germanistischen Fakultät; Korrekturlesen: Prof. Dr. Hu Kai)
(Quelle: de.shisu.edu.cn)
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