Chinesischer Eiskunstlauf – Eintagsfliege oder Dauerbrenner?
von Veronika Schmidt
BEIJING, 8. April (Xinhuanet) -- Erinnern Sie sich noch an den Auftritt Katarina Witts bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary als sie zu Bizets „Carmen“ über das Eis fegte? Ich war damals erst ein Jahr alt, wurde aber durch meine Mutter vom Eiskunstlauffieber angesteckt. Seitdem sahen wir uns zusammen jede Weltmeisterschaft im Fernsehen an und fieberten mit den deutschen Teilnehmern mit.
In den letzten Jahren war Deutschland vor allem im Bereich Paarlaufen mit Robin Szolkowy und Aljona Savchenko erfolgreich. Aber seit 2002 ließen wir uns auch von drei chinesischen Paaren mitreißen, die unseren deutschen Läufern regelmäßig Konkurrenz machten: das wohl glanzvollste und erfolgreichste Paar waren Shen Xue und ihr Partner Zhao Hongbo.
Sie gingen in die Annalen der Eiskunstlaufgeschichte ein als die ersten Chinesen, die eine Weltmeisterschaft, 2002 in Nagano, und im selben Jahr bei den Olympischen Winterspielen in Saltlake City eine Medaille gewannen.
In den nachfolgenden Jahren wurden sie noch zwei Mal Weltmeister und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, 2010 in Vancouver, holten sie als erste chinesische Sportler olympisches Gold im Bereich des Eiskunstlaufs. Die „ewigen Zweiten“ waren Tong Jian und seine Partnerin Pang Qing. Sie gewannen Silber bei Olympischen Winterspielen hinter Xue und Hongbo und zwei Mal Gold bei Weltmeisterschaften, als Xue und Hongbo aussetzten. Nachdem diese beiden bei den Weltmeisterschaften 2015 in Shanghai, wie schon Xue und Hongbo vorher, ihren Abschied vom Eis feierten, scheint die Zukunft des chinesischen Eiskunstlaufes aber ungewiss zu sein: Bisher konnte lediglich das Paar Sui Wenjing und Han Cong Silber bei den Weltmeisterschaften 2015 gewinnen.
Daneben sind einzig Peng Cheng und Zhang Hao mögliche Erben der großen Eiskunstlaufpaare.
Zhang Hao, der mit seiner ehemaligen Partnerin meist im Schatten der beiden anderen Paare die hinteren Ränge belegte, läuft zwar weiter mit einer 13 Jahre jüngeren Partnerin und fühlt sich selbst noch in der Lage zu laufen, aber mit seinen dreißig Jahren, ist abzuwarten wie lange er aktiv weiterlaufen wird. Der Leiter des Verwaltungszentrums für Wintersport in China, Ren Hongguo, äußerte sich nach dem Abschied Pangs und Tongs 2015 gegenüber der Xinhua-Nachrichtenagentur aber optimistisch: „Wir werden etwas tun. (…) Wir werden einige der besten ausländischen Trainer engagieren, um unsere Läufer nach der Saison zu trainieren.“
Er verwies auf zwei hoffnungsvolle junge Talente und deutete an, dass China nun eine Ära der Einzelläufer begründen wolle.
Die mittlerweile 19-Jährige Li Zijun belegte 2013 bei ihren ersten Weltmeisterschaften einen siebten Platz. Der gleichaltrige Yan Han scheint die größte Hoffnung des chinesischen Eiskunstlaufes zu sein. Er gewann 2012 die Juniorenweltmeisterschaften und die Olympischen Jugendwinterspiele und belegte 2014 jeweils den siebten Platz bei der Weltmeisterschaft und den Olympischen Winterspielen.
Historisch gesehen konnten in Einzelwettbewerben bisher nur zwei chinesische Eiskunstläufer international auf sich aufmerksam machen. Der Läufer Zhang Shubin gewann bei der sogenannten „Universiade“ 1984/85, einer Art „Olympischen Spiele für Studenten“, eine Goldmedaille und Chen Lu gewann als bisher einzige chinesische Einzelläuferin eine Medaille bei Olympia und Gold bei den Weltmeisterschaften 1995.
Vielleicht können meine Mutter und ich dann 2022 den Aufstieg eines neuen Sterns am chinesischen Eiskunstlaufhimmel beobachten.
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