Die Große Mauer
Die Seele der Großen Mauer
Die Entbehrungen der Bevölkerung durch den Bau der Großen Mauer sind kaum vorstellbar. Viele Menschen mussten ihr Zuhause und ihre Familien verlassen und in den Norden gehen, um dort jahrelang zu schuften. In den zweitausend Jahren ihres Baus verloren viele ihr Leben auf den Baustellen. Lebendig beschreibt ein chinesisches Sprichwort die Mauer als eine Errungenschaft vieler: „Wenn viele gemeinsam anpacken, kann man die Große Mauer bauen.“
Die anrührendste Geschichte über die Große Mauer ist die der Mengjiang, die in der Regierungszeit des ersten Qin-Kaisers lebte. Nachdem ihr Ehemann zum Bau der Mauer eingezogen worden war, vermisste sie ihn so sehr, dass sie viele Meilen zurücklegte, um ihn zu sehen. Als sie schließlich an der Baustelle ankam, sagte ihr ein Landsmann, dass ihr Mann gestorben und unter der Mauer begraben sei. Ihr brach das Herz, sie weinte drei Tage und Nächte lang, bis – so will es die Legende – die Mauer Stück für Stück zusammenbrach.
Die Mauer forderte einen hohen Preis. Die Legende der Mengjiang steht für das Leiden der Menschen und zeigt, dass sie den tyrannischen Ersten Kaiser der Qin hassten. Die Mauer als solche verurteilten sie indes nicht, denn es gab keinen Grund, dieses schützende Verteidigungsbauwerk abzulehnen. Die Erbauer der Mauer waren nicht etwa – wie mitunter behauptet wird – Feiglinge, die sich von anderen abschotten wollten, sondern Helden mit unbeugsamem Willen und einer Kraft, die ihresgleichen sucht.
Über die Jahrhunderte wurde die Große Mauer für die Chinesen Symbol für Einigkeit und Kraft. Sie zeigt, dass mit gemeinsamem Willen und gemeinschaftlicher Anstrengung Großes erreicht werden kann. Die im Anti-Japanischen Krieg (1937-1945) enstandene Nationalhymne z. B. rief die Chinesen auf, „mit eigenem Fleisch und Blut eine neue Große Mauer zu errichten“.
Große Mauer bei Mutianyu im Norden Pekings
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