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Nach Übernahme deutscher Unternehmen bieten Chinesen schrittweise „Qualitätssicherung“ an

German.xinhuanet.com | 07-06-2016 14:24:06 | Xinhuanet

Von Liu Yifang

BEIJING, 6. Juni (Xinhuanet) -- Vor kurzem unterbreiteten mehrere chinesische Unternehmen deutschen Industriekreisen Übernahmeangebote, was in Deutschland große Aufmerksamkeit erregte, weil Befürchtungen aufkamen, dass fortschrittliche Technologien und Arbeitsplätze vom Ausland übernommen werden, wieder aufkamen. Allerdings beweist die Übernahme des deutschen Ingenieurriesen und Maschinenbauers „Putzmeister“ durch „Sany Heavy Industry“ vor vier Jahren, dass eine auf gegenseitigen Nutzen beruhende Übernahme für beide Seiten vorteilhaft ist.

Jörg Löffler, Betriebsratsvorsitzender bei Putzmeister, erklärte vor kurzem bei einem Medieninterview: „Würden wir von amerikanischen Unternehmen übernommen, wäre die Lage für Angestellte schlechter als jetzt.“

Das Unternehmen Putzmeister wurde 1958 gegründet und wird als „Elefant“ in der Industrie bezeichnet. Es gilt als die weltweit beste Marke im Bereich Betonmaschinen. Als der chinesische Maschinenhersteller Sany Heavy Industry 2012 Putzmeister übernahm, protestierten die Mitarbeiter vor dem Eingang der Werkstätten, da sie befürchteten ihre Arbeitsplätze zu verlieren.

Seitdem sind bereits 4 Jahre vergangen. Die Mitarbeiter bei Putzmeister in Deutschland haben nicht nur gesicherte Arbeitsplätze, sondern Sany Heavy Industry versprach auch ihre Arbeitsverhältnisse bis zum Jahr 2020 aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus nahm der Umsatz des Unternehmens um knapp ein Drittel zu und das Markenimage blieb erhalten.

Dr. Gerald Karch, Vorstandsvorsitzender bei Putzmeister merkte an, dass Sany Heavy Industry nach der Übernahme die Strategie, die Marken und Logos beider Unternehmen streng zu schützen, durchgesetzt habe.

Nachdem Sany Heavy Industry Putzmeister übernahm, wurde der Markt folgendermaßen aufgeteilt: Betonpumpenwagen, die in China hergestellt werden, werden in China verkauft. Die in Deutschland hergestellten Betonpumpenwagen werden in andere Länder und Regionen verkauft. Putzmeister bewahrt seine Produktionstechnologie ohne Veränderungen bei, aber der Markt der Firma wurde erweitert.

Der Präsident des „Bundesverbandes der Deutschen Industrie“, Ulrich Grillo, warnte davor, die ausländischen Investoren zu verteufeln. „Wenn China hier etwas erwerben möchte, zeigt das, dass sich unsere Industrie gut entwickelt. Das ist ein gutes Zeichen.“

Karl Haeusgen der Chef von „HAWE Hydraulik“, einem kleinen und mittelständischen Unternehmen für Teile von hydraulischen Systemen, meinte: „Die Angst vor Chinesen hat mich überrascht“. Seiner Meinung nach muss der Austausch des Kapitals zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen positiv betrachtet werden, da jede Investition Fusionen fördert. Abgesehen davon belegen viele Beispiele, dass deutsche Unternehmen, die von chinesischen Investoren übernommen wurden oder chinesische Anteilseigner haben, im Nachhinein immer noch von der deutschen Seite eigenständig verwaltet werden.

Dem Schritt der Sany Heavy Industry folgend, richten mehr Unternehmen ihren Blick auf Deutschland. Berichten zufolge schlug „LP“, die deutsche Tochterfirma des „Fujian Grand Chip Investment Fund“, dem deutschen Anbieter von Halbleiteranlagen „Aixtron SE“, der einen Unternehmenswert von ca. 670 Mio. Euro besitzt, ein Übernahmeangebot vor, bei der 6 Euro pro Aktie (1Euro entspricht ca. 1,14 US-Dollar) geboten wurden. Aixtron SE akzeptierte das Übernahmeangebot.

Die “KUKA AG“, ein deutscher Anbieter für Industrieroboter, veröffentlichte im letzten Monat eine Pressemitteilung, in der es heißt, dass ihnen die chinesische „Midea Group“ ein Angebot zur Übernahme aller Firmenanteile unterbreitet habe. Es ist geplant die Aktien der KUKA AG zu einem Preis von 115 Euro pro Stück zu erwerben und noch mehr Aktien zu akquirieren. Die Midea Group hofft durch den Erwerb von mindestens 30% der Aktien zum größten Anteilseigner der KUKA AG zu werden.

Die KUKA AG wurde 1898 gegründet und ist der weltweit führende Anbieter von Lösungen für Intelligente Automatisierung. Die Firmenzentrale befindet sich im deutschen Augsburg. Die Firma besitzt weltweit insgesamt 12.000 Angestellte. Im Jahr 2015 betrugen die jährlichen Einnahmen fast 3 Mrd. Euro.

Der auf Fusionen und Übernahmen spezialisierte Anwalt Florian Wolff der deutschen Anwaltskanzlei „Görg Rechtsanwälte“ sagte, dass Firmen, wie die KUKA AG, der chinesischen Fertigungsindustrie notwendige, hocheffiziente „Schlüsseltechnologien“ anbieten könnten. Das vorgeschlagene Übernahmeangebot „passt zur chinesischen Gesamtpolitik der Modernisierung der Industrie“.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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