Xinhuanet Deutsch

Thomas Derksen: Bananen beim ersten Besuch

German.xinhuanet.com | 15-02-2017 10:49:28 | Xinhuanet

Thomas Derksen und seine chinesischen Schwiegereltern

BEIJING, 15. Februar 2017 (Xinhuanet) -- Wenn ich einem deutschen Freund erzähle, dass ich beim ersten Besuch meiner zukünftigen Schwiegereltern Bananen mitgebracht habe, dann ernte ich ausnahmslos immer ein verlegenes Lachen, ein Stirnrunzeln und ein „Echt?“.

Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass Chinesen und Deutsche sich gar nicht so unähnlich sind, wie alle behaupten, so gibt es doch einige bemerkenswerte und witzige Kulturunterschiede.

Schenken ist in China eine sehr wichtige Sache, viel wichtiger als in Deutschland. Wenn ich mit meiner Frau in Ausland fliege, dann müssen wir immer eine Fluggesellschaft auswählen, die pro Person zwei Gepäckstücke zulässt. Zwei mit unserer Kleidung und zwei leere Koffer brauchen wir um Geschenke für die Schwiegereltern, Tanten und Onkel, Cousinen, Cousins, Nachbarn, Arbeitskollegen und alle, die einem sonst noch einfallen.

Auch wenn man jemanden besucht, sollte man in China nicht mit leeren Händen kommen. Als ich mit meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau über den ersten Besuch bei ihren Eltern sprach, sagte sie: „Wir kaufen einfach Bananen und ein paar Äpfel für meine Eltern als Gastgeschenk von dir.“ Damals musste ich echt lachen, weil mir das als Deutscher so absurd vorkam, jemandem Obst zu schenken. Meine Schwiegermutter hat sich aber sehr gefreut. Beim nächsten Mal wollte ich dann wieder Obst mitbringen, dieses mal aber etwas anderes. Deswegen ging ich zum Obsthändler meines Vertrauens und kaufte eine Geschenkbox mit Birnen und schlug so bei den Eltern meiner Freundin auf.

Dieses Mal waren sie aber nicht so begeistert und ich hatte keinen blassen Schimmer warum. Meine Schwiegermutter erklärte mir dann, dass das Wort für „Birne“ und „sich trennen“ im Chinesischen gleich klingeln und man deshalb auf keinen Fall Birnen an Freunde und Familie verschenken sollte.

Ich hatte meine Lektion gelernt, die Birnen wieder mit nach Hause genommen und mich eine Woche lang fast ausschließlich von Birnen ernährt.

Mit der Zeit lernte ich, dass man in China noch einige weitere Dinge nicht verschenken sollte. Wenn man alten Leuten Uhren schenkt, deutet man damit an, dass ihre Zeit bald abgelaufen ist. Männern, denen man grüne Hüte schenkt, werden von ihrer Frau betrogen. Wenn man einen Schirm verschenkt, bedeutet man damit seinem Gegenüber sich bitte aus dem Staub zu machen. Deswegen sollte man sich gut überlegen, wem man was schenkt.

Wenn man in Deutschland jemandem ein Gastgeschenk mitbringen möchte, sollte man möglichst von Äpfeln und Bananen absehen, das würde zu vielen verwirrten Blicken führen, wahrscheinlich aber auch für einige Lacher sorgen. Über eine Flasche Wein oder Pralinen freut sich aber jeder deutsche Gastgeber.

Mehr zum Thema:

Thomas Derksen: Deutschland? Super Land!

Wenn ich dem Taxifahrer in Shanghai erzähle, dass ich aus Deutschland komme, dann bekomme ich in 99% aller Fälle zu hören, dass Deutschland ein super Land ist und gute Autos, nette Menschen und viel Pünktlichkeit verfügt. mehr...

Der Weg des deutschen Dickerchen Afu zum chinesischen „Internet-Star”

Im Kreis von Chinas „Internet-Stars”, die sich hauptsächlich mit lustigen Videos beschäftigen, ist Afu aus Shanghai etwas Besonderes. Der junge Mann kommt aus Deutschland und kann nicht nur fließend Chinesisch und English sprechen, sondern beherrscht auch einen echten Shanghai-Dialekt. Mit einer Reihe spöttischer Videos, die durch sein alltägliches Leben als ausländischer Schwiegersohn in China inspiriert sind, erhielt er in einem Jahr Millionen chinesischer Fans. mehr...

 

010020071360000000000000011100001360578981