Thomas Derksen: Wir alle reisen gern – nur anders
Thomas Derksen
BEIJING, 22. März 2017 (Xinhuanet) -- Wer in einer deutschen Großstadt im Süden Deutschlands wohnt oder mal als Tourist dort war, der kennt sicher das Bild von großen Reisebussen voller chinesischer Gruppen, die für kurze Zeit an einer Sehenswürdigkeit halten, Fotos machen und dann wieder verschwunden sind.
Die deutschen wiederum machen am liebsten Urlaub im eigenen Land oder in den Nachbarländern wie Italien. Und das meistens auf eigene Faust. Chinesen lieben auch Urlaub und Reisen, ganz besonders seit die Mittelschicht immer größer wird und sich mehr Leute Reisen leisten können. Doch wie unterscheidet sich deutsches und chinesisches Reisen. Natürlich kann ich hier nur von den Deutschen und Chinesen aus meiner Umgebung sprechen und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die meisten Deutschen mögen Strand-bzw. Badeurlaub, man verbringt zwei bis vier Wochen im Sommer in Italien, der Türkei oder Griechenland, nimmt sich etwa zehn Bücher mit und verbringt die meiste Zeit damit, am Pool oder am Strand zu liegen, sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, ein Buch nach dem anderen durchzulesen und in diesen modernen Zeiten auch mit dem Handy herumzudaddeln. Da ich persönlich nicht so der Urlauber des gerade beschriebenen Typs bin, habe ich oft das Gefühl, dass man gar nicht akzeptiert wird, wenn man nicht braungebrannt aus dem Urlaub zurückkommt.
Zu dem Thema haben die Chinesen wiederum eine ganz andere Meinung. In Deutschland gilt ein brauner Teint als „gesund“ und hübsch, was in China überhaupt nicht der Fall ist. Hier ist das Schönheitsideal eine perlweiße Haut.
Das führt dazu, dass sobald ein wenig Sonne am Himmel zu sehen ist, die meisten chinesischen Frauen sich mit Sonnenschirmen schützen zu versuchen. Auch beim Badeurlaub haben viele Ganzkörper-Neoprenanzüge um ihre Haut vor der Sonneneinstrahlung zu schützen.
Wie auch bei den Deutschen so verreisen auch die Chinesen gerne im eigenen Land, auch wenn es keine Sprachbarrieren gibt, so verreisen auch hier die meisten in Reisegruppen. Ich habe meine Schwiegermutter einmal gefragt, ob das nicht anstrengend ist, da man kaum Freiheit hat und immer von vielen Leuten umgeben ist.
Sie findet aber, dass es einfach bequem ist, da man sich um nichts kümmern muss, außerdem mag sie die Gesellschaft von vielen Leuten. Des Weiteren kommt hinzu, dass die meisten Gruppenreisen – im Gegensatz zu Deutschland – viel günstiger sind, als wenn man die Reise selber organisieren würde.
Wie ich in meinem ersten Artikel schon beschrieben habe, ist die Geschenkkultur in China eine ganz andere als in Deutschland. Wenn man auf Reisen war, dann muss man auf jeden Fall an Mitbringsel für Tanten, Onkel, Nachbarn und Freunde, denken. Ganz besonders gut kommen Delikatessen und Leckereien aus verschiedenen Regionen, wie Süßigkeiten, getrocknete Früchte oder Tee an.
Auch wenn das Geschenk auch noch so klein ist, so darf man sich der Dankbarkeit des Beschenkten doch gewiss sein. Umgekehrt kann man sich Freundschaften dadurch verderben, dass man nichts aus dem Urlaub mitbringt, was als Unfreundlichkeit ausgelegt wird.
Dieses Phänomen führt dazu, dass wir jedes Mal, wenn wir mit meinen Schwiegereltern auf Reisen sind, mindestens zwei Tage und zwei Koffer für Einkäufe einplanen müssen. Das freut natürlich ganz besonders die deutschen Hersteller von Küchengeräten, Töpfen und Messern, aber auch italienische Luxusmarken sowie Fluggesellschaften, die horrende Gebühren für Übergepäck verlangen.
So unterschiedlich das Reisen von Chinesen und Deutschen auch sein mag, wir alle verfolgen letztendlich das gleiche Ziel: Dem Alltag zu entfliehen, die Sorgen hinter uns zu lassen und neue Länder und Kulturen entdecken.
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