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Thomas Derksen: Namen sind Schall und Rauch

German.xinhuanet.com | 29-03-2017 17:23:07 | Xinhuanet

Thomas Derksen

BEIJING, 29. März 2017 (Xinhuanet) -- Diese Zitat aus Goethes „Faust“ hat Weltruhm erreicht. Und doch muss man fragen: Sind Namen wirklich so unwichtig und vergänglich? Meiner Meinung nach nicht.

Der Name ist ein wichtiges Merkmal jedes Menschen, mit dem Namen identifiziert man sich, man mag ihn oder man hasst ihn. Namen können über schulische Leistungen bestimmen (der „Kevin-Effekt“) und berufliche Karrieren fördern oder behindern.

In China spielen Namen eine wichtige Rolle. Chinesische Namen bestehen meist aus zwei oder drei Schriftzeichen, seltener auch aus vier. Auffällig ist, dass die Namen der Generation meiner Schwiegereltern viele ähnliche und einfache Zeichen im Namen haben. Das Zeichen für Stärke oder das Zeichen für Reichtum werden oft in männlichen Namen benutzt, in weiblichen Namen finden sich oft „Schönheit“, aber auch viele Blumennamen, die Schönheit symbolisieren. Mit der Auswahl dieser Schriftzeichen hofften die Eltern, den Kindern Schönheit, Stärke und Reichtum mit auf den Weg zu geben und das Schicksal und die Karriere der eigenen Nachkommen zu beeinflussen.

Eine weitere Besonderheit chinesischer Namen ist, dass auch bei Heirat beide Ehepartner ihren ursprünglichen Nachnamen behalten. So heißt meine Schwiegermutter Wang und mein Schwiegervater Zhu mit Nachnamen.

Die Kinder bekommen dann in aller Regel den Namen des Vaters, deswegen heißt meine Frau auch Zhu mit Nachnamen. Wobei im Chinesischen eher der Begriff Familienname angebracht ist, da der Familienname vorne steht, also vor dem „Vornamen“.

Diese Regelung führt wiederum zu Verwirrung bei internationalen Ehen. Da es in Deutschland immer noch größtenteils der Fall ist, dass die Frauen den Namen des Ehemannes annehmen oder zumindest einen Doppelnamen führen, sind wir Deutschen an Namensänderungen nach der Ehe gewöhnt und es ist kein besonders großes Gesprächsthema.

Bei unserer Eheschließung war der Name aber ein großes Thema, über das wir (gezwungenermaßen) viel diskutiert haben. Eigentlich wollte meine Frau gerne meinen deutschen Familiennamen annehmen. Da sie sich in Deutschland aber nur mit ihrem Reisepass ausweisen kann, führt das zu Problemen.

Der Name im chinesischen Pass kann nicht geändert werden, da die Frauen ja immer ihren Namen behalten und schon gar nicht kann ein Name aus lateinischen Buchstaben das chinesische Schriftzeichen für den Nachnamen ersetzen. Befreundete deutsch-chinesische Ehepaare haben es so gemacht, dass die Frau einen Doppelnamen aus chinesischem und deutschem Namen gebildet hat. Das kann zwar in der Eheurkunde oder im Visum gemacht werden, der Name im Pass bleibt aber immer noch der gleiche. Und das wiederum kann zu Problemen bei Banken und Behörden führen. Ähnliche Probleme gibt es wohl auch bei italienischen und skandinavischen Ehen. Um diesem ganzen Wirrwarr zu entgehen, haben wir uns dafür entschieden, es so wie die Chinesen zu machen: Meine Frau behält ihren Namen und ich behalte meinen.

Und wie machen wir es, wenn wir mal Kinder haben? Darüber möchte ich erst nachdenken, wenn es so weit ist. Alles andere würde mir nur Kopfschmerzen bereiten.

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