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Thomas Derksen: Die lieben Verwandten

German.xinhuanet.com | 13-04-2017 17:13:36 | Xinhuanet

Thomas Derksen und seine Familie

BEIJING, 13. April 2017 (Xinhuanet) -- Man kann sich ja bekanntlich Nachbarn und Verwandte nicht aussuchen. Das führt dazu, dass man immer mal wieder unweigerlich bei verschiedenen Gelegenheiten aufeinandertrifft.

In China ist das meist zum Frühlingsfest, dem Chinesischen Neujahr, so. Dieses Fest ist das wichtigste traditionelle Fest und man trifft sich mit Nachbarn, Freunden und Verwandten, um miteinander zu essen, zu trinken, rote Umschläge und alle Neuigkeiten des letzten Jahres auszutauschen.

Das war bei uns nicht anders. Wir hatten uns für einen Abend im Restaurant im Norden Shanghais mit Onkels, Tanten, Cousinen und Cousins zum Abendessen verabredet, um das Jahr des Hahns zu begrüßen.

Bei solchen Gelegenheiten ist es wichtig, dass man sich gegenseitig mit der richtigen Verwandtschaftsbezeichnung anredet, um vor allen Dingen den älteren Familienmitgliedern Respekt zu erweisen. Das wird den Kindern schon von klein auf beigebracht, dass es wichtig ist, die älteren Leute mit der richtigen Bezeichnung anzusprechen.

Jetzt würde man auf Deutsch einfach „Hallo, Onkel Günther“ oder „Guten Abend, Tante Agatha“ sagen. So einfach ist es im chinesischen aber nicht. Grundsätzlich muss man erst feststellen, ob die angesprochene Person eine Verwandte von Mutters Seite oder von Vaters Seite ist. So heißen im deutschen alle Großeltern, im Chinesischen aber die Eltern der eigenen Mutter „waigong“ und „waipo“ und die Großeltern väterlicherseits „yeye“ und „nainai“. Wenn man die Geschwister seiner Eltern ansprechen muss, dann muss man zusätzlich darauf achten, ob derjenige oder diejenige älter oder jünger als die Eltern sind, weil sich daraus auch wieder andere Namen ableiten.

In der eigenen Familie ist es genauso, es gibt nicht einfach nur „Bruder“ oder „Schwester“, sondern es wird unterschieden nach älterer Bruder/ältere Schwester und jüngerer Bruder/jüngere Schwester. Da in den chinesischen Großstädten die meisten Kinder Einzelkinder sind, haben es sich die jungen Chinesen etwas einfacher mit den Namen gemacht. Cousins und Cousinen werden jetzt mit den Bezeichnungen „jüngerer Bruder“ oder „ältere Schwester“ angesprochen.

Da es aber trotzdem noch einige Familien mit mehr als einem Kind gibt, muss ich als Unwissender immer mal wieder nachfragen, ob der über den gerade gesprochen wird, jetzt der leibliche Bruder oder nur der Cousin ist.

Die chinesischen Bezeichnungen bereiten mir zwar oft Kopfschmerzen, haben dennoch aber auch ihr Gutes.

Wenn man sich einen komplizierten Namen nicht merken kann, dann kann man sich einfach eine Ausrede aussuchen. Wenn man z.B. eine unbekannte ältere Dame ansprechen möchte, so kann man sie einfach „ayi“, also Tante nennen. Wenn man ihr allerdings ein Kompliment machen möchte und ihr indirekt sagen möchte, wie jung sie doch aussieht, so kann man sie „jiejie“, also „ältere Schwester“ nennen.

Den Taxifahrer kann man z. B. mit Onkel, aber auch mit „shifu“, als „Meister“ ansprechen. „Meister“ kann man zu vielen männlichen Personen sagen, die Experten in irgendeinem Bereich sind, also auch zum Busfahrer und zu Handwerkern.

Jeder, der dir in irgendeiner Weise etwas beibringen kann, wird Lehrer genannt. Seien es „richtige“ Lehrer in der Schule oder aber auch z. B. meine Schwiegermutter, die eine Fahrschule hat. Auch sie wird von den meisten Menschen als „Lehrerin“ bezeichnet, auch wenn sie die Fahrschule nur verwaltet. Sollte der Familienname bekannt sein, dann kann der auch noch hinzugefügt, so heißt meine Schwiegermutter zum Beispiel „Wang Lehrerin“.

Das ist das einzige, aber auch wirklich das einzige, was die chinesische Sprache einfacher macht. Alles andere ist für uns Ausländer wirklich sehr, sehr schwierig. Aber trotzdem machbar.

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