Direkt zu Reporter: Deutschland schafft ein Vorbild - Japan steuert rückwärts --- sie denken über den Krieg unterschiedlich nach

BEIJING, 20. Juni (Xinhuanet) -- Das Jahr 2015 markiert das 70. Jubiläum für den Sieg über den Faschismus. Vor 70 Jahren fegte der Krieg über die ganze Welt und brachte eine verheerende Katastrophe mit sich. Die historische Lehre davon lässt sich ins Gedächtnis der Menschen aller Länder eingravieren. Erst durch das tiefgreifende Nachdenken über die Geschichte kann man sich besser der Zukunft zuwenden. Wie man über den Krieg nachdenkt, daran erkennt man, wie ein Land seine eigene Geschichte betrachtet. Deutschland und Japan, die beide Aggressoren im Zweiten Weltkrieg waren, zeigen klaren Kontrast hinsichtlich des Nachdemkens über den Krieg. Darüber muss man sich besinnen.

Korrespondentin in Berlin: Shang Jing

Von dem „bestürzenden Kniefall“ des damaligen Bundeskanzlers Brandt in den 70er Jahren vor dem Denkmal der jüdischen Opfer des Zweiten Weltkriegs in Warschau, über die berühmten Worten des damaligen deutschen Bundespräsidenten Weizäcker im Jahr 1985 „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren“, bis hin zum Versprechen der „ewigen Verantwortung“ der gegenwärtigen Bundeskanzlerin Merkel gegenüber den Opfern des Zweiten Weltkriegs, sind die Führungspersönlichkeiten Deutschlands nach wie vor der Geschichte entgegengetreten, denken über den Krieg nach und söhnen sich aufrichtig mit den Nachbarländern aus.

Anlässlich des 70. Jubiläums für den Sieg im Zweiten Weltkrieg sind fast alle Formen der Gedenkveranstatungen vom Nachdenken hindurchgezogen. Im Bundestag nahmen Bundespräsident Gauck und Bundeskanzlerin Merkel gemeinsam an der Gedenkfeier teil, auf welcher der Historiker Winkler in seiner Grundsatzrede: „Ein verantwortlicher Umgang mit der Geschichte zielt darauf ab, verantwortliches Handeln in der Gegenwart möglich zu machen“, aufrufte. In der kleinen Stadt Lebus an der östlichen Grenze Deutschlands legte Gauck auf dem Militärfriedhof der Sowjetischen Roten Armee Blumenkränze nieder, um um die im Zweiten Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten zu trauern. Am ehemaligen Standort der Kapitulationsunterzeichnung von Nazi-Deutschland, im gegenwärtigen Karlshorst-Museum, besucht die Bevölkerung Ausstellungen, hört Vorträgen zu, schaut Filme an und legt Blumenkränze nieder...

Über die Geschichte nachzudenken, lässt sich in Deutschland nicht nur am Gedanktag bleiben. In allen Museen und Gedenkstätten von den deutschen Städten, die mit dem Zweiten Weltkrieg Zusammenhang haben, wurde diese dunkle Geschichte anschaulich dargestellt, u. a. durch den Erhalt von Relikten in der Kriegszeit, die Video-Materialien der Interviews von den Überlebenden, die Ausstellungen von alten Fotos und die Szenen-Wiedererscheinung u. a. Das Konzentrationslager Sachsenhausen im Vorort von Berlin ist dafür ein typisches Beispiel. Dieser Ort, wo einst 220.000 Kriegsgefangene und jüdische Zivilisten in Haft geblieben sind, ist heute schon eine wichtige Forschungs- und Erziehungsbasis hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs geworden. Hier werden nicht nur Tatsachen und Daten von den Nazi-Verbrechen ausgestellt, werden auch die engen dunklen Gefängnissen, das Krematorium und Gaskammer zum Massaker in gutem Zustand erhalten. Die Ausstellung berichtet gleichzeitig vieles von Folterungen der Opfer im Konzentrationslager, beigelegt von den Video-Materialien von den Geschichtserzählungen der Überlebenden. Die Erinnerungen an den Krieg sind brutal lebendig, wodurch die Auststellung um nichts geringste als die Geschichte davor warnt, dass die Tragödie nicht mehr passieren würde.

Die deutsche Gesellschaft legt besonderen Wert auf die Erziehung der jüngeren Generation hinsichtlich des Geschichtsbewusstseins. Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs wird von der Grundschule bis zur Oberstufe nach und nach tiefgreifender behandelt. Obwohl jeweilige Bundesländer verschiedene Geschichtslehrmaterialen benutzen, werden die fundamentalen Fakten ausnahmslos auf objektive Art und Weise dargestellt, einschließlich des brutalen Holocausts von den Juden von den Nazis. Auf den Unterrichten achtet der Lehrer besonders darauf, dass die Schüler durch Diskussion zum Nachdenken angeregt werden, um die Wertschätzung des derzeitigen Friedens zu stärken.

Korrespondentin in Tokyo: Liu Xiuling

Im klaren Kontrast mit der Haltung und Handlung Deutschlands nimmt die Abe-Regierung weiterhin eine falsche Position gegenüber den Verbrechen im Zweiten Weltkrieg ein. Am 20. Mai hat Shinzo Abe auf einer Debatte mit Parteiführern im Parlament sogar abgelehnt, mit Klarheit und Deutlichkeit die japanischen Invasionen als Agressionskrieg zu definieren im „Potsdamer Abkommen“ einzustehen.

Seit einiger Zeit nehmen Abe und die japanische Regierung eine ambivalente Haltung gegenüber den Fragen wie „Trostfrauen“ und des Massakers von Nanjing ein. Japans Beschönigung von ihrer Agressionsgeschichte und die Versuche, das Recht für die Geschichtsinterpretation und Meinungsäußerung anzueignen, sind vergeblich. Dies alle erweckt nicht nur die hohe Wachsamkeit bei den asiatischen Nachbarländern und der internationalen Gemeinschaft, werden auch im Innern Japans weitreichend kritisiert.

Vor kurzem wurden häufig von der japanischen Bevölkerung große Demonstrationen abgehalten, um gegen die Verzerrung der Geschichte des Zweiten Weltkriegs von der Abe-Regierung zu protestieren. Im vergangenen Monat haben die japanischen histotischen Gemeinschaften und die Historiker nacheinander Erklärungen über „Trostfrauen“ u. a. veröffentlicht, um die Abe-Regierung die Geschichtsverzerrung einzustellen aufzufordern. Einige Akademiker bringen zum Ausdruck, falls die japanischen Politiker und Medien in der Frage der „Trostfrauen“ eine verantwortungslose Haltung einnehmen, hieße dies, die Würde der Opfer mit Füßen ein weiteres Mal zu treten.

Sintaku Hisao, japanischer Vorsitzende des „Japanisch-chinesischen Frieden- und Freundschaftsverreins Kanto“ äußerte bereits während eines vorherigen Interviews mit dem Journalisten der Xinhua-Nachrichtenagentur, „Abe wurde nach dem Krieg geboren, hat die Tragödie des Krieges nicht erlebt und hat davon keine Kenntnisse. Im Hinblick auf die Erkenntnisse und Vorstellungen von der Geschichte hat Abe völlig die Gedanken des rechten Flügels, die Agressionen zu leugnen und das Gerichtsurteil auf dem internationalen Militärtribunal des Fernen Ostens abzulehne, geerbt. Abes historischen Vorstellungen sind falsch.”

Der 85-jährige Zeitzeuge des Krieges Yiwamoto meint: „das Wort ‚Aggression’ ist aus den japanischen Geschichtslehrbüchern verschwunden. Dies ist ein politisches Ergebnis von der japanischen Regierung. Wir sollten der nächsten Generation die wahre Vergangenheit bekanntmachen, in den Lehrbüchern sollten klar und deutlich stehen: ‚Japan hat in der Vergangenheit einen Aggressionskrieg geführt’. Auf jeden Fall musste sich Japan entschuldigen.“

Der 83-jährige japanische Stadtbürger Hasimura Takesi brachte seine starke Abneigung zu der Rechtsabweichung, die den Weg des Militarismus zu gehen versucht. Er sagte: „Japan sollte von Deutschland lernen. Deutschland hat über seine Geschichte tiefgreifend nachgedacht, und sich dadurch mit Frankreich und anderen umliegenden Nachbarländern versöhnt. Japans Art und Weise ist dagegen bedauerlich.“

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