Porzellan – Visitenkarte der chinesischen Kultur
Reines Blau-Weiß-Porzellan
Porzellan verfolgt das Ziel reiner und eleganter Schönheit. Dieses Ideal lässt sich am besten anhand des Blau-Weiß-Porzellans erläutern.
Blau-Weiß-Porzellan ist ein typisches chinesisches Porzellan. Achtzig Prozent des Porzellans, das in der Ming- und der Qing-Dynastie (1616-1911) exportiert wurde, war blau-weiß. Chinesisches Blau-Weiß-Porzellan gab es bereits lange vor der Gründung der Tang-Dynastie (618-907), doch erst mit der Yuan-Zeit wurde diese Art des Porzellans in größeren Mengen, darunter zahlreichen Meisterstücken, hergestellt. In der Ming-Zeit gelangte diese Kunst zur vollen Blüte, und es entstand eine große Anzahl wertvoller Stücke. Die kleine Stadt Jingdezhen, aus der bereits das bezaubernde Blau-Weiß-Porzellan der Yuan- Zeit stammte, wurde Mittelpunkt der Porzellanherstellung. Die nachfolgende Ming-Dynastie errichtete hier die kaiserlichen Brennöfen. Heute ist Blau-Weiß- Porzellan das typischste chinesische Porzellan.
Zur Herstellung von Blau-Weiß-Porzellan ist Kobaltoxid erforderlich. Damit malt man auf dem weißen Rohling und trägt dann die Glasur auf. Nach dem Brennen bei hoher Temperatur wird der Rohling zu Blau-Weiß-Porzellan, denn Kobaltoxid wird durch die Hitze blau. Die weiße Oberfläche mit dem blauen Muster und dem Glanz der Glasur wirkt rein, elegant und transparent.
Im Palastmuseum in Taipei gibt es eine Deckelschale mit einem Muster aus Zweigen und Blumen, die aus der Ära Xuande (1426-1435) der Ming-Dynastie stammt. Ihre Form ist von einfacher Schlichtheit, die feine Oberfläche ist weiß mit einer Spur von Blau. Die Bemalung ist ausgewogen, die Blumen sind mit weichen, klaren Linien lebendig gezeichnet, ihr Blau korrespondiert mit dem Weiß. Dies alles wirkt harmonisch und doch voller Leben.
Ebenfalls im Palastmuseum in Taipei steht ein anderes Beispiel Blau-Weiß-Porzellans aus der gleichen Ära: Ein Teller bemalt mit den Blumen der vier Jahreszeiten. Auf seiner Innenfläche sind dreizehn verschiedene Blumen dargestellt, einschließlich Chrysantheme, Lotos, Gardenie, Granatapfel, Päonie, Hibiskus und Kamelie. Auch die Außenfläche zieren Blu- men. Die Mitte des Tellers schmückt eine Lotosblume – die göttliche Blume des Buddhis- mus und ein viel verwendetes Motiv in der chinesischen Porzellanmalerei. Der weiße Teller scheint kristallklar, und trotz aufwändiger Bemalung harmonieren das reine Weiß und das anmutige Blau, was den Teller geschmackvoll und erlesen wirken läßt.
Teller mit Blumendekor der vier Jahreszeiten, Ära Xuande (1426- 1435), Ming-Dynastie
Blau-Weiß-Porzellan nimmt in der chinesischen Porzellanherstellung einen herausragenden Platz ein, da es zu dem kulturellen und ästhetischen Geist passt, nach dem die Chinesen lange gestrebt haben – Schlichtheit, Ungeziertheit und Gelassenheit.
Teller mit Blau-Weiß-Malerei, Ära Yongle (1403-1424), Ming- Dynastie
Chinesen glauben, dass die größte Schönheit in Schlichtem und Natürlichem liegt. Alles Gekünstelte und Manirierte widerspricht dieser Philosophie. Als typisches chinesisches Porzellan zeigt Blau-Weiß-Porzellan eine Welt von Zurückhaltung und Eleganz, Ruhe und Reinheit. Blau und Weiß ergeben ein schlichtes Bild, das monoton erscheinen mag. Dies aber ist genau das Merkmal des Blau-Weiß-Porzellans: Es ist frei von übermäßigem Schmuck oder Übertreibung. Beim Blau-Weiß-Porzellan spielt auch die Transparenz des Scherben eine große Rolle. Sie wurde in den in der Yuan- und Ming-Dynastie offiziell anerkannten Brennöfen erzielt. Mit ihrem dünnen, durchsichtigen weißen Scherben, von dem sich die blauen, klaren Muster abheben, vermitteln die Stücke eine gleichsam überirdische Leichtigkeit.