Porzellan – Visitenkarte der chinesischen Kultur
Eine subtile und zurückhaltende Welt
Das meiste chinesische Porzellan verkörpert die Charakteristika der konfuzianischen Ästhetik. In seinem Streben nach Ebenmäßigkeit und Feinheit lassen sich die ästhetischen Neigungen des Konfu- zianismus erahnen; in seinem distanzierten künstlerischen Stil, der das Implizierte nicht offen ausspricht, erkennt man die zurückhaltende Natur der konfuzianischen Ästhetik.
Vase in Unterglasurrot-Malerei, Ära Hongwu (1368-1398), Ming-Dynastie
Die Song-Dynastie erlebte eine Renaissance des Konfuzianismus und eine Periode großer Reife in der Porzellanherstellung. Dies war mehr als nur ein Zufall. Die wachsende Beliebtheit des Konfuzianismus führte zu einer bemerkens- werten Entwicklung der songzeitlichen Porzellan- herstellung, seine ästhetischen Normen führten zur Aufklärung der mit ihr befassten Kunsthand- werkerschaft. Die Tradition des songzeitlichen Porzellans – mit seiner Betonung innerer Schönheit – wurde von den nachfolgenden Generationen aufmerksam verfolgt. Mit ihrem zurückhaltenden Stil spricht die chinesische Porzellankunst sowohl das ästhetische Empfinden als auch die Gedankenwelt ihres Betrachters an.
Krug in Unterglasurrot-Malerei, Ära Hongwu, Ming-Dynastie
Ebenfalls typisch für jenen zurückhaltenden Stil ist Porzellan mit Unterglasurrot-Malerei oder Rot- Weiß- Malerei, eine der beiden Porzellanarten, die in der Yuan-Zeit in Jingdezhen zur Reife gelangten. Da die Rot-Weiß-Malerei technisch schwierig zu bewältigen war, war sie weniger verbreitet als die Blau-Weiß- Malerei, obwohl sie von hohem künstlerischem Geschmack zeugt.
Blass-grünlich-blauer Teller in Form einer Chrysantheme, Südliche Song-Dynastie
Über eine kostbare Vase in Unterglasurrot- Malerei, die in der Ära Hongwu (1368-1398) der Ming- Dynastie entstand, verfügt das Palastmuseum in Taipei. Sie ist unterglasurrot bemalt, ihren Fuß umziehen Lotosblüten. Palmen, Felsen und Bambushaine auf dem Vasenbauch ergeben ein anmutiges Landschaftsbild mit tiefsinnigen Anspielungen.