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Thomas Derksen: „Komm, Oma, wir gehen tanzen!“

German.xinhuanet.com | 02-03-2017 17:20:50 | Xinhuanet

Thomas Derksen

BEIJING, 2. März 2017 (Xinhuanet) -- Der größte Feind des Menschen ist die Langeweile. Und langweilig wird es, wenn man viel Zeit hat, aber nichts, womit man sie füllen kann. Das trifft bei den meisten Menschen dann zu, wenn sie in Rente gehen. Dann muss man anfangen seinen Tag selber zu strukturieren, viele bekannte Gesichter sieht man nicht mehr, und man hat vor allen Dingen eins: Zeit, viel Zeit.

Doch wie kann man diese ausfüllen?

Immer mehr deutsche Rentner nutzen die Zeit, um zu reisen und sich die Welt anzuschauen, manche verbringen den ganzen Winter auf Gran Canaria.

Viele bleiben jedoch die meiste Zeit zuhause und leisten nur dem Fernseher Gesellschaft und treffen sich vielleicht einmal in der Woche mit alten Bekannten zum Kaffeeklatsch.

Wie verbringen denn die chinesischen Rentner ihre Freizeit? Nun, in erster Linie ganz anders als die Deutschen. Die meisten Rentner hier in Shanghai sind tagsüber damit beschäftigt, sich um ihre Enkel zu kümmern. Da die meisten Frauen in China kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen, um den Anspruch auf den Arbeitsplatz nicht zu verlieren, werden die Kinder meist in die Obhut der Eltern gegeben, bis sie in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Das nimmt natürlich viel Zeit in Anspruch, aber wenn ich mir die Rentner in meiner Umgebung angucke, dann macht ihnen das auch große Freude. Viele Eltern drängen die Kinder gar, eigene Kinder zu bekommen, damit die Großeltern sich um sie kümmern können.

Wenn die Eltern dann aus dem Büro wieder zurück sind, haben die Großeltern wieder Zeit für sich. Wenn das Wetter es nur zulässt, dann gehen sie raus auf die Straßen. Wenn ich abends mit meiner Frau in Shanghai spazieren gehe, dann sehen wir die verschiedensten Arten von Hobbys und Aktivitäten, denen die chinesischen Rentner nachgehen. Einige ältere Männer im Park haben ein Grüppchen um einen Baum gebildet. An den Ästen des Baumes hängen die mitgebrachten Vogelkäfige, damit sich die Haustiere mit ihren Artgenossen unterhalten können und ein wenig frische Luft schnappen können.

Eine Ecke weiter bewegen sich etwa fünfzig gleichgekleidete Personen, meist Frauen passend zur Musik rhythmisch im Kreis und führen eine Art Gruppentanz auf. Das ist der berühmte chinesische „Öffentlicher-Platz-Tanz“. Dazu treffen sich jeden Abend, wenn es nicht regnet die gleiche Anzahl an Frauen (und in letzter Zeit auch immer mehr Männer) mittleren Alters und halten durch diese Gruppenaktivität ihren Körper in Schuss.

Wenn man weitergeht, dann sieht man zwei Männer auf Hockern sitzen, die chinesisches Schach spielen und von etwa 20 schaulustigen Männern umrundet werden, die den Spielverlauf aufmerksam beobachten und kommentieren.

Auf dem Heimweg gehen wir dann am „Senioren-Aktivitätenzentrum“ unseres Wohnviertels vorbei und können dabei beobachten, wie sich zwei über 70-Jährige beim Tischtennisspiel verausgaben.

Im Raum nebenan sitzen vier Rentner bei einer Partie Mah-Jongg beieinander, die wahrscheinlich bis weit nach Mitternacht dauern wird.

Angebote für Rentner gibt es wie Sand am Meer, wenn man nur bereit ist sie anzunehmen, dann hat man alles, nur keine Langeweile.

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